Es scheint, als hätten sich die Gründer der AlpacaCamping GmbH genau die richtige Zeit für ihr Startup ausgesucht: Im Herbst 2020 scharten Dominik Quambusch, Christopher Feuerlein, Simon Illner und Steffen Drews knapp ein Dutzend Praktikanten und Nebenjobber um sich und bauten eine Online-Plattform auf, die private Stellplätze für Camper vermittelt. Als der durch die Corona-Pandemie mächtig befeuerte Camping-Boom anhielt, startete das Unternehmen mit Sitz im Örtchen Mutzenroth (Lkr. Schweinfurt) im Frühjahr 2021 durch. Kurz nach Beginn der zweiten Camping-Saison, in der AlpacaCamping mitmischt, freuen sich die Gründer heute über doppelt so viele Stellplatzbuchungen durch ihre Plattform.
Das Unternehmen stecke damit zwar noch immer "in den Kinderschuhen", sagen Dominik Quambusch und Marina Müller, die für Marketing und PR zuständig ist. Die Buchungszahlen würden sich in einem "dreistelligen Bereich" bewegen. Aber immerhin seien das doppelt so viele wie vergangenes Jahr um diese Zeit. Im gesamten Jahr 2021 seien es 12.000 Buchungen gewesen.
Mittlerweile 2500 Stellplätze auf der Plattform im Angebot
Mit den Zahlen für das erste Jahr seien sie zufrieden, sagen die Startup-Gründer. Die Zahl der angebotenen Stellplätze habe sich binnen eines Jahres verfünffacht - auf aktuell rund 2500. Davon liegen 2300 Plätze in Deutschland, 200 in Österreich.
Die Idee hinter AlpacaCamping ist rasch erklärt: Das Unternehmen bringt auf seiner Webseite Anbieter von privaten Stellplätzen für Camper und Camper, die nach solchen Plätzen suchen, zusammen. Die Stellplatzgebühr, die der Anbieter erhält, ist im Vergleich zu den Kosten auf Campingplätzen eher niedrig. AlpacaCamping kassiert eine Vermittlergebühr, die 15 Prozent der Buchungsgebühr, mindestens aber 2,50 Euro beträgt. Die Buchung selbst erfolgt online. Damit folgt das Geschäftsmodell großen Plattformen wie AirBnB, die Zimmer vermieten – von privat an privat. Nur, dass es hier um Stellplätze für Camper geht.
Viele Stellplätze liegen in freier Natur
Von herkömmlichen Campingplätzen unterscheiden sich die vermittelten Stellplätze nicht nur durch den Preis. Es geht grundsätzlich um einzelne oder einige wenige Stellplätze an einem Ort - für das bewusste Urlauben abseits der Massen. Zudem liegen viele der Plätze, die etwa Landwirte, Winzer, aber auch Vereine auf ihren Grundstücken anbieten, mitten in der freien Natur oder zumindest abseits.
Auf einen kurzen Nenner gebracht, lautet das Konzept von AlpacaCamping: Campern das Gefühl von wildem Campen zu vermitteln – auf legale Art und Weise. Denn während es in den meisten Bundesländen grundsätzlich verboten ist, einfach irgendwo in der Pampa einen Wohnwagen abzustellen oder ein Zelt aufzuschlagen, ist dies mit Zustimmung der Besitzer auf den angebotenen Grundstücken erlaubt.
Mitarbeiterstamm soll weiter wachsen
Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigt das junge Unternehmen aus Mutzenroth am Rand des Steigerwalds. Aktuell arbeiten laut Quambusch 28 Frauen und Männer aus der Region für die Firma, aber auch aus Dresden, Köln oder München. Fünf seien fest angestellt, sechs arbeiten in Teilzeit, acht absolvieren ein duales Studium, sagt der Gründer. Dazu kommen Praktikantinnen und Praktikanten.
Es könnten durchaus noch mehr Mitarbeitende werden, kündigt Quambusch an. Wenn das benötigte Investitionskapital bereitstehe, wolle AlpacaCamping das Angebot ausweiten. Derzeit wird die verfügbare Webseite überarbeitet und mehrsprachig eingerichtet. Dazu soll es bald eine App geben, die die Stellplatz-Buchung für mobile Endgeräte komfortabler macht, sagt Quambusch. Und im kommenden Jahr sollen Stellplätze in Spanien und Portugal dazu kommen, eventuell auch in den Benelux-Ländern und in der Schweiz.
Idee soll auch im Ausland funktionieren
Italien haben die Unternehmer ebenfalls im Blick. Sie haben einen Investor gefunden, der dort als "Türöffner" fungieren soll, um nach demselben Prinzip wie in Deutschland Privatleute dazu zu bewegen, über AlpacaCamping Stellplätze auf ihren Grundstücken anzubieten.
Ihre Geschäftsidee werde " vom Campingvolk angenommen", stellt Quambusch fest. Vor allem jüngere Camper würden nicht nur deshalb auf der Plattform buchen, weil freie Stellplätze auf herkömmlichen Campingplätzen bisweilen knapp sind. "Viele jüngere Camper suchen gezielt nach Alternativen", sagt der Mittdreißiger. Hinzu kämen die Camper, die ihren Urlaub nicht von Anfang bis Ende durchorganisieren und sich lange im Voraus auf Plätzen angemeldet haben. AlpacaCamping will gerade für die Camper erste Adresse werden, die einfach drauflosfahren und dort übernachten, wo es ihnen gerade gefällt. Ihnen will das Startup unkompliziert und kurzfristig in der Nähe zu einem Stellplatz verhelfen.
Oberschwarzach als "erste Campinggemeinde"
Bislang hat das Unternehmen nach eigenen Angaben noch kein Geld für Marketing ausgegeben. Potenzielle Privatanbieter von Stellplätzen telefoniere man der Reihe nach ab. Ausbauen will AlpacaCamping die Zusammenarbeit mit Gemeinden. Seine Heimatgemeinde Oberschwarzach hat das Unternehmen bereits im vergangenes Jahr als Partner gewonnen und als "erste Campinggemeinde Deutschlands" präsentiert. Auf Gemeindegrund werden 28 Stellplätze ausgewiesen, hinzu kommen in den neun Ortsteilen von Oberschwarzach und 20 weitere Stellplätze auf privaten Grundstücken. Höxter in Nordrhein-Westfalen, wo im kommenden Jahr die Landesgartenschau öffnen wird, ist die zweite offizielle Partnergemeinde des Unternehmens.
"Es wäre schön", sagt Quambusch, "wenn noch einige Gemeinden hinzukämen, vor allem aus unserer Region." Die Vorteile für die Gemeinden liegen für ihn auf der Hand: AlpacaCamping übernimmt auf ihrer Online-Plattform das Marketing, die Präsentation auf den Social-Media-Kanälen und stellt die technische Infrastruktur für das Buchen und das Bezahlen von Stellplätzen. Die Gemeinde habe dadurch ohne großes eigenes Zutun Stellplätze für Camper vorzuweisen, sagt der Gründer. Und im Idealfall erhält sie dafür jedes Jahr einen Schwung Touristen, die mindestens eine Nacht auf dem Gemeindegebiet verbringen.