zurück
Schwebheim
Bundestagswahl: AfD-Politiker Bernd Schuhmann sieht sich als Bewahrer des konservativen Geistes
Konservativ? Der AfD-Politiker Bernd Schuhmann hat eine klare Definition davon. Er sieht seine Partei als einzig echte konservative Kraft. Und was ist mit Björn Höcke?
Bernd Schuhmann kandidiert im Wahlkreis Schweinfurt und hat über die Landesliste gute Chancen, der erste unterfränkische AfD-Bundestagsabgeordnete zu werden.
Foto: Anand Anders | Bernd Schuhmann kandidiert im Wahlkreis Schweinfurt und hat über die Landesliste gute Chancen, der erste unterfränkische AfD-Bundestagsabgeordnete zu werden.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 15.02.2025 02:33 Uhr

Durch und durch konservativ. So sieht sich Bernd Schuhmann. Doch der Konservatismus werde in Deutschland falsch verstanden, sagt der 60-jährige Schwebheimer, der sich zum zweiten Mal für die AfD in Schweinfurt für das Bundestagsdirektmandat bewirbt. Konservativ bedeute für ihn, dass man Menschenwürde, Gleichheit und Respekt achte. Ein Konservativer habe vor jedem Menschen Respekt – "im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit".

Der Gartenbautechniker fühlt sich insofern in der AfD gut aufgehoben, die er im Kern als konservativ betrachtet. Teile der Partei werden als rechtsextreme Verdachtsfälle eingestuft; es gibt eine Verbotsdebatte. Wie kann er angesichts dieses Umstandes und seiner Haltung dann die AfD vertreten? Sie sei "eine große Volkspartei", sagt Schuhmann, in der es auch "einen Rand" gebe. "Und dort schaue ich genau hin", äußert er, der sich selbst als eine der einflussreichsten konservativen Kräfte der Bayern-AfD bezeichnet.

Rechtsaußen Höcke ist für Schuhmann nur ein Thüringer Landespolitiker

Schließlich verweist er darauf, bei der AfD-Nominierung seinen Kreistagskollegen Alfred Schmitt deutlich geschlagen zu haben. Dessen Nähe zum Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke ist augenfällig. Schuhmann äußert sich nur knapp über Höcke: "Er ist Teil der Partei und macht in Thüringen Landespolitik." Über den Einfluss auf die Bundes-AfD verliert Schuhmann kein Wort.

Im Wahlkampf, in dem Bernd Schuhmann auf Platz 15 der Landesliste gute Chancen hat, erster unterfränkischer AfD-Bundestagsabgeordneter zu werden, setzt er auf Wirtschaftsthemen. Der "Green Deal", also die Anpassung der Wirtschaft an die Folgen des Klimawandels, müsse rückgängig gemacht werden. Die Transformation sei viel zu schnell vorgenommen worden, bilanziert er die Arbeit der gescheiterten Ampel-Koalition. Das habe der AfD genützt.

Schuhmanns Devise: Es brauche die Freiheit des Unternehmertums und ein freies Spiel der Marktkräfte. Ob die Menschen E-Mobile kaufen möchten, sei ihre Entscheidung; dirigistische Eingriffe des Staates lehnt Schuhmann ab. Was für ihn aber nicht ausschließt, dass Innovationen auch politisch unterstützt werden müssten.

Ist insofern die Unterstützung der AfD durch Elon Musk willkommen? "Es ist schön, dass Musk hilft", sagt Schuhmann, doch die wahre Macht liege nicht bei Milliardären wie ihm, sondern bei Investmentgiganten wie "Black Rock", die ein Zigfaches an Geld zur Verfügung hätten. Und ein ehemaliger Spitzenvertreter des Deutschlandablegers wolle Bundeskanzler werden, gibt es eine kleine Spitze gegen Friedrich Merz (CDU).

Bei der Migration müsse geltendes Recht eingehalten werden

Durchaus in der Nähe der Union sieht sich der AfD-Kandidat beim Thema Migration. Es müsse geltendes Recht eingehalten werden und nicht dessen Auslegung. Etwa bei illegalen Grenzübertritten, die nicht kontrolliert würden. Das Beispiel des Messerangriffs in Aschaffenburg habe gezeigt, dass der Staat versagt habe. Tiefer steigt er in das Migrationsthema nicht ein. Er sei aber gespannt, wie Merz seine Migrationspolitik umsetzen werde.

Was will Bernd Schuhmann als Abgeordneter verändern? Er wählt ein Beispiel aus seinem Umfeld: Er, der für ein Saatgutunternehmen arbeitet, will dann nicht die Saatguthersteller vertreten, sondern die Gärtner und Landwirte. Die Arbeitswelt hat für Schuhmann einen wichtigen gesellschaftspolitischen Ansatz. Arbeit und Leistung erfüllten die Menschen. Er nehme Deutschland derzeit aber als "eine Gesellschaft ohne Anker" wahr. Jedoch brauche es "Rückzugsorte für Geist und Seele", um den Umgang miteinander zu stärken.

Kirschblüte an der Konstitutionssäule bei Gaibach

Er selbst hat diesen Rückzugsort für sich längst definiert: die Konstitutionssäule bei Gaibach, die an die zweite bayerische Verfassung von 1818 erinnert. Wenn dort die Kirschbäume blühen, nimmt sich der Gärtnermeister eine zweistündige Auszeit, um sie zu betrachten. Für ihn sind sie Symbole des inneren Friedens und der Einkehr.

In diesem Frühjahr könnte der Termin ausfallen. Dass es mit dem Bundestagsmandat klappt, scheint nämlich für Schuhmann schon sicher festzustehen: Das Personal für sein künftiges Büro in Berlin hat er bereits rekrutiert.

Zur Person

Bernd Schuhmann ist in Schwebheim geboren und lebt dort auch. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Der 60-Jährige ist Gärtnermeister und Gartenbautechniker. Er arbeitet als Produktmanager für eine französische Firma im Bereich Saatgut, Gemüse und Zierpflanzenbau. Politisch ist er 2020 erstmals in Erscheinung getreten, als er über die AfD-Liste in den Schweinfurter Kreistag eingezogen ist. Er führt dort die AfD-Fraktion an, ebenso wie im unterfränkischen Bezirkstag und er leitet den AfD-Kreisverband Schweinfurt-Land.
Quellen: Bernd Schuhmann/mjs
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schwebheim
Josef Schäfer
AfD-Politikerinnen und AfD-Politiker
Alternative für Deutschland
Ampelkoalition
Björn Höcke
Bundestagsmandate
Bundestagswahl Schweinfurt und Kitzingen
CDU
Elon Musk
Friedrich Merz
Wahlen zum Deutschen Bundestag
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Stefan Fuchs
    Tolle Karriere.
    Vom Chef des FC Schweinfurt- VIP Zeltes, zum Bundestagsabgeordneten.
    Respekt.
    Wo kauf ich mir jetzt einen billigen, gebrauchten Verbrenner?
    Satire aus!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Erich Spiegel
    Der Herr Schumann macht einen vernünftigen Eindruck. Bei der der AfD weiss man leider nicht, ob die vernünftigen Leute nur die nützlichen Idioten der Radikalen sind. Von den Vernünftigen gibt es sowieso immer weniger. In AfD gibt schon sehr zwielichtige Gestalten, die bestechlich sind und Geld aus China und Russland annehmen. Wer sich am Ende durchsetzt ist unklar. Also doch besser eine Partei der Mitte wählen. Am besten CSU oder FDP, zur Not SPD oder Grüne. Gut wäre es die Radikalen auszubremsen indem man ihnen die politischen Grundrechte nimmt z.b.in ein politisches Amt gewählt werden zu können.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Wolfgang Schöller
    Keine Volkspartei. Die Steuerpläne de AfD entlasten die höheren Einkommen (ab 100.000 €). Niedrige Einkommen werden hingegen sogar belastet! Bei einem Alleinverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern und einem Bruttojahreseinkommen von 40.000 Euro würde das Jahreseinkommen der Familie um knapp 450 Euro sinken. (Berechnungen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie Analysen des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). ) Das wird vermutlich ähnlich "konservativ" eingestellte Wähler vermutlich nicht davon abhalten, trotzdem AfD zu wählen. Möglicherweise kennen sie diese Fakten nicht. Die Reibungswärme die dadurch entsteht, dass man von de AfD über den Tisch gezogen wird, wird vermutlich als wohliges Heimatgefühl interpretiert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten