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Würzburg
Samstagsbrief: Ihre Breitseite gegen Elon Musk sollte viele Nachahmer finden, Digitalminister Mehring!
Bayerns Digitalminister hat die Plattform X verlassen, sein Ministerium auch. Ein wertvolles Signal des FW-Politikers, meint unser Autor. Musks Einfluss hält er für gefährlich.
Mit dabei beim X-odus: Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) hat sich nach Elon Musks AfD-Empfehlung von der Plattform 'X' zurückgezogen.
Foto: Sven Hoppe, dpa | Mit dabei beim X-odus: Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) hat sich nach Elon Musks AfD-Empfehlung von der Plattform "X" zurückgezogen.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 02.01.2025 02:32 Uhr

Sehr geehrter Herr Mehring,

Sie sind in guter Gesellschaft. Fernsehmoderatorin Dunja Hayali hat es getan. Horrorautor Stephen King hat es getan. Ebenso Aldi Nord, Bioland und die SPD-Landtagsfraktion. Und zwei Akteure, die man nicht sofort miteinander in Verbindung bringt: der FC St. Pauli und das Bistum Würzburg.

Sie alle haben die Nase voll von einer Social-Media-Plattform, die unter ihrem neuen Eigentümer immer mehr zu einer Müllhalde aus Desinformation, Hetze und politischer Stimmungsmache verkommt. Sie alle haben "X" aus Protest verlassen, so wie Sie und Ihr Digitalministerium kurz vor Weihnachten. Ein wahrer X-odus hat eingesetzt. Das ist gut so.

Tschüss Fake News und Hetze: Ein X-odus hat eingesetzt

Seit der Übernahme von Twitter durch Tech-Milliardär und Trumpist Elon Musk vor zwei Jahren – samt Umbenennung in "X" – breiten sich dort Verrohung und Fake News aus wie dreckiger Schlamm bei Hochwasser. Kein Wunder, wenn der Eigner jene Mitarbeiter feuert, die sich um Moderation und Sicherheit kümmern sollen, und stattdessen Rechtsradikale und Extremisten auf die Plattform zurückholt. Kein Wunder, wenn Musk selbst als größenwahnsinniger Zampano immer stärker ins Reich der Schwurbler und Verschwörungstheoretiker abdriftet. 

Soll er doch, könnte man sagen. Was stört's uns? Spätestens seit seinen direkten Eingriffen in den laufenden Bundestagswahlkampf ist diese Frage obsolet. Musk hat mit seinen Millionen nicht nur Präsident Donald Trump ins Weiße Haus zurückgekauft – er betreibt über "X" eine politische Einflussnahme weltweit. Auch in Deutschland.

Tesla-Milliardär Musk wirbt für Partei, die gegen E-Mobilität hetzt

Der Mann hat eine Agenda, und das ist gefährlich. Erst recht im Verbund mit einem US-Präsidenten als hörigen Vasallen. Rassisten, Frauenhasser, Wissenschaftsleugner – sie alle dürfen sich auf der Plattform austoben, der hinterlegte Algorithmus befeuert sie.

Und als wäre das nicht schlimm genug, nun also der unverhohlene Aufruf an die Deutschen, bei der Bundestagswahl im Februar eine rechtspopulistische, in Teilen verfassungsfeindliche Partei zu wählen: "Only the AfD can save Germany" orakelt da einer ganz offenkundig ohne den Hauch einer Ahnung, wofür die Partei wirklich steht.

Ausgerechnet derjenige, der mit Tesla steinreich geworden ist, protegiert propagandamäßig eine Partei, die den Klimawandel leugnet und gegen E-Mobilität hetzt. Von seinen Ausfällen gegen Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz ("inkompetenter Idiot") inklusive Rücktrittsforderung nicht zu reden.

Sehr geehrter Herr Mehring, ich bin froh, dass gerade Sie als bayerischer Digitalminister klare Worte gefunden, klare Kante gezeigt haben. "Langsam", haben Sie in Ihrem letzten Tweet auf "X" geschrieben, "wird's mir zu absurd. Zeit für (m)einen X-Exit". Kurz darauf gab auch Ihr Münchner Ministerium bekannt, dass es seine Präsenz auf "X" einstellt. 

Mit Ihrer "Bayern-Allianz gegen Desinformation im digitalen Raum" haben Sie vor der Europawahl im Mai 2024 eine Initiative ins Leben gerufen, um den Feinden der Demokratie die Stirn zu bieten. Sie wissen nur zu gut, dass der Manipulation öffentlicher Meinung und am Ende von Wahlergebnissen im Netz mittlerweile Tür und Tor geöffnet sind – auch aus dem Ausland.

Wie bleibt gesicherte Information klar erkennbar?

Bei einem Ihrer Besuche am KI-Zentrum der Universität Würzburg ging es unter anderem um die Frage, wie gesicherte Information künftig klar erkennbar und von Fake News abzugrenzen ist. Bitte bleiben Sie hier dran! Demokratie lässt sich nicht auf Unwahrheiten, Filterblasen und Parallelwelten aufbauen.

Freie-Wähler-Politiker Fabian Mehring im März 2024 bei einem Besuch im KI-Zentrum an der Universität Würzburg: 106 Kameras sind im Avatar-Scanner auf Bayerns Digitalminister gerichtet.
Foto: Rudi Merkl / Universität Würzburg | Freie-Wähler-Politiker Fabian Mehring im März 2024 bei einem Besuch im KI-Zentrum an der Universität Würzburg: 106 Kameras sind im Avatar-Scanner auf Bayerns Digitalminister gerichtet.

Mit Ihrem "X-it" setzen Sie ein wichtiges Zeichen, und Ihre Begründung gefällt mir: "Nachdem Herr Musk nun endgültig die Maske fallen lässt und sein wahres politisches Gesicht zeigt, halte ich das für den richtigen Schritt und gehe davon aus, dass meinem Beispiel viele Demokraten folgen werden. Demokratie braucht Haltung – auch und insbesondere im digitalen Zeitalter!" Es ist zu wünschen, dass noch viel mehr Menschen aufstehen gegen die Allmachtsfantasien eines Möchtegern-Weltenherrschers und "X" den Rücken kehren.

Übrigens: Ich habe das dieser Tage auch gemacht. Im Grunde hatte ich meinen früheren Twitter-Account seit Jahren privat nicht mehr genutzt, also raus da. Doch ausgerechnet am nächsten Morgen holte mich mein journalistischer Auftrag ein: Es galt, krude Äußerungen eines Würzburger Theologieprofessors auf "X" zu recherchieren – es geht dabei um Aufklärung und Transparenz.

Wachsam bleiben – für eine freiheitlich-tolerante Gesellschaft und Demokratie

Und so habe ich den Account kurzerhand reaktiviert und werde ihn wohl zunächst behalten, rein beruflich. Zugegeben: Ganz wohl fühle ich mich dabei nicht. Aber Journalismus muss wachsam sein und gerade dorthin schauen, wo gegen die Demokratie und unsere freiheitlich-tolerante Gesellschaft agitiert wird.

Mit dem sehnlichen Wunsch, dass dies im neuen Jahr weniger oft der Fall sein möge als im alten, verbleibe ich mit besten Grüßen aus Würzburg

Andreas Jungbauer, Redakteur

Persönliche Post: der Samstagsbrief

Jedes Wochenende lesen Sie unseren "Samstagsbrief". Was das ist? Ein offener Brief, den eine Redakteurin oder ein Redakteur unserer Zeitung an eine reale Person schreibt – und tatsächlich auch verschickt. An eine Person des öffentlichen Lebens, die zuletzt Schlagzeilen machte. An jemanden, dem wir etwas zu sagen haben. An einen Menschen aus der Region, der bewegt hat und bewegt. Vielleicht auch mal an eine Institution oder an ein Unternehmen. Oder ausnahmsweise an eine fiktive Figur. Persönlich, direkt und pointiert formuliert soll der "Samstagsbrief" sein. Mal emotional, mal scharfzüngig, mal mit deutlichen Worten, mal launig – und immer mit Freude an der Kontroverse. Der "Samstagsbrief" ist unsere Einladung zur Debatte und zum Austausch. Im Idealfall bekommen wir von der Adressatin oder dem Adressaten Post zurück. Die Antwort finden Sie dann bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet sie auch Anlass für weitere Berichterstattung.
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  • Dietmar Eberth
    Trump und Musk, zwei selbstverliebte Narzissten. Bin gespannt ob die beiden wirklich die nächsten 4 Jahre wirklich miteinander auskommen? Aber im Gegensatz zu den vielen Despoten und Tyrannen auf der Welt, ist das mit Wahlbetrug 🤔 an die Macht gekommene Kapitel Trump, Musk in 4 Jahren wieder beendet.
    Ich schaue mittlerweile mit Gelassenheit (und tw. Neugierde) auf Amerika. Beide Narzissten suchen nur die Show und öffentliche Aufmerksamkeit und wollen nichts von Politikarbeit zum Wohle des Volkes wissen.

    PS: ein kleiner Seitenhieb auf Markus Söder, er sucht zunehmend auch mit seinen Döner, Bratwürsten, Weihnachtspulli, Raumflug, Singerei, uvm. auch immer mehr die Show. Wer nur Show liefert, riskiert, irgendwann nicht mehr ernst genommen zu werden.
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  • Stefan Wolz
    Wie vernünftig und ruhig war es mit Putin. Aber dass hat die USA alles zerstört und wir sind nun abhängig von Musk und Trump und Co. Hurra
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  • Roland Albert
    Man muss aber auch nicht jedem Trottel hinterher laufen.
    Gilt sowohl für den einen wie den anderen.
    Beliebig erweiterbar…
    Im In- und Ausland…
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  • Christiane Schmitt
    Wenn Mr. Musk eine Partei präferiert, die den Klimawandel leugnet, interpretiert man, dass dieser ihn nicht interessiert. Mit seinem Tesla erfand etwas, das immens viel Geld einbringt. Als Brandenburg, trotz ungelöster Wasserprobleme, den Zuschlag zur Errichtung und Vergrößerung des Werks gab, wurde viel protestiert. Lösen die Arbeitsplätze, die hoffentlich korrekt bezahlt werden, die Steuereinnahmen, die hoffentlich auch angemessen sind, denn die Klimaprobleme? Seine Initiativen ins Weltall zu fliegen, erzeugt vermutlich soviel CO2 und Feinstaubbelastung, wie die E-Autos sparen. Eine Erforschung, weniger problembelasteter Materialien findet zu wenig statt. Die durch Kriege erzeugten Umweltprobleme interessieren keinen. Auch das ist ein Verbrechen gegenüber Umwelt und der Weltbevölkerung. Wenn die AfD alle nicht seit x-Jahren deutschstämmigen Menschen zurückschicken will, tw. in Länder, die es gar nicht mehr gibt, dann hat auch Mr. Musk Personalprobleme.
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  • Paul Schüpfer
    Gut dass sich kein Deutscher in den amerikanischen Wahlkampf eingemischt hat: https://www.inforadio.de/rubriken/interviews/2024/08/20/usa-wahlkampf-parteitag-demokraten-lars-klingbeil-spd.html
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  • Stefan Wolz
    Na, wer behauptet jetzt immer noch ernsthaft, dass die USA unser Freund sind?
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  • Hubert Endres
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Klaus B. Fiederling
    so wie ihr da alle schreibt, ist dieses "X" ein völlig unnötiges Portal um seinen Frust oder sonst
    was loszuwerden. War da eigentlich noch nie drinnen. Wie gelangt man dahinein?
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  • Manfred Englert
    Bleiben Sie lieber draußen, man muß nicht alles kennen. Vieles belastet, speziell wenn solche Äußerungen wie von diesem, meines Erachtens kranken Menschen Musk, getätigt werden.
    Mir wird angst und bange wenn ich die Welt um uns herum anschaue, speziell die Supermächte USA, Rußland, China und weiter deren Satellitenstaaten.
    Deswegen sollten wir alle mal taktisch wählen, eine Partei mit der nötigen Machtfülle ausstatten um eine geradlinige Richtung und klare Entscheidungen einer künftigen Regierung zu ermöglichen. Je mehr Parteien umso zersplitterter die politische Landschaft und schwieriger die Regierungsbildung, die nur durch viele Kompromisse innerhalb einer Mehrparteienregierung durch die Weltpolitik taumelt.
    Funktioniert dies nicht, wird eben anders gewählt.
    Ich möchte nicht einer wie im Moment personell besetzten AfD in die Hände fallen! Die gerade durch diesen Musk stark präferiert wird!!
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  • Magda Heßdörfer
    Wenn eine Luisa Neubauer extra in die USA fliegt um Werbung für Frau Harris zu machen ist das keine Einmischung oder Beeinflussung in einem ausländischen Wahlkampf?
    Norbert Heßdörfer
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  • Christoph Pfeuffer
    Frau Neubauer war aus anderen Gründen in den Staaten, sie war ja auch auf mehreren Wahlveranstaltungen von Trump und hat dort mit Leuten gesprochen. Das können Sie übrigens auf Louisas Instagramkanal selber nachsehen. Also, bitte keine Falschbehauptungen aufstellen, die Main-Post ist nämlich nicht die Bild-Zeitung.
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  • Paul Schüpfer
    Natürlich war sie offiziell aus anderen Gründen(Klimaschutz) in den USA um mit Leuten im Wahlkampf zu "sprechen". Total neutral natürlich.
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  • Paul Schüpfer
    Deshalb postet sie auch derartige Bilder: https://x.com/Luisamneubauer/status/1853447035699245482
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  • Hiltrud Erhard
    Wer ist Luisa Neubauer?
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  • Peter Koch
    Der Herr Musk ist ein armer Mensch dessen Bewusstsein durch Drogen verwirrt sein soll. Kann man da nicht Mitgefühl zeigen?
    Nein, das wäre nicht angebracht und somit bin ich mit Herrn Mehring einer Meinung was Musk betrifft.
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  • Hans Kaiser
    Wie war das mit den Twitter files? Schon vergessen?
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  • Hiltrud Erhard
    Die Geste ist richtig und auch bemerkenswert.
    Obwohl es ihn nicht Jucken wird!
    Ich hoffe es finden sich noch mehr und kommen zurück in unsere Welt!
    Gerade diese Trumps und Musks werden durch ihre Art der Verunsicherung und Verunglimpfung auch immer reicher auf Kosten der Welt!
    Deshalb wäre Kante angezeigt!
    Von ALLEN Deutschen!

    Kauft keine Teslas mehr sonder deutsche Autos!
    Deutschland zuerst!
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  • Paul Schüpfer
    Da wird sich der Elon aber gewaltig ärgern, wenn der Herr Mehring nicht mehr auf X postet. Was juckt es die südafrikanisch/amerikanische Eiche...
    Es ist interessant, dass gerade die, die andere Meinungen anscheinend nicht ertragen können sich wegen angeblicher Fake-News von X zurückziehen. Und irgendwann zurückkommen. Siehe Christian Drosten.
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  • Martin Deeg
    Das sind keine "anderen Meinungen" sondern schlicht dummes Zeug.

    Man kann komplett ohne diese "Plattformen" auskommen. Spart Lebenszeit, Energie und Ressourcen.
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  • Paul Schüpfer
    Und was dummes Zeug ist bestimmt wer? Sie? Oder die Regierung? Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut!
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