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Aschaffenburg/München
Neue Details über den Täter von Aschaffenburg: "Diamanten geschluckt" und eine Nacht in Polizegewahrsam
Über die Vorgeschichte des beschuldigten Afghanen werden weitere Details bekannt. Die SPD im Landtag kritisiert deshalb die bayerischen Behörden.
Über den mutmaßlichen Täter des Messerangriffs in Aschaffenburg werden weitere Details bekannt. Am 21. Januar waren bei der Bluttat ein Kleinkind und ein 41-jähriger Mann ums Leben gekommen.
Foto: Daniel Vogl, dpa | Über den mutmaßlichen Täter des Messerangriffs in Aschaffenburg werden weitere Details bekannt. Am 21. Januar waren bei der Bluttat ein Kleinkind und ein 41-jähriger Mann ums Leben gekommen.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 23.03.2025 02:29 Uhr

Nach dem Messerangriff im Januar auf eine Kita-Gruppe in Aschaffenburg, bei der ein zweijähriges Kind und ein 41-jähriger Mann getötet wurden, sind weitere Details über mögliche frühere Straftaten des beschuldigten Afghanen bekannt geworden.

So wurde der 28-Jährige offenbar nach einer Auseinandersetzung in der Asyl-Unterkunft in Alzenau (Lkr. Aschaffenburg) am 29. August 2024 von der Polizei über Nacht in "Unterbindungsgewahrsam" genommen. Bislang waren nur drei Unterbringungen wegen Eigen- und Fremdgefährdung in der Psychiatrie bekannt.

Laut einer Antwort von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auf eine Landtagsanfrage der SPD wurde die Polizei wegen einer Streitigkeit in die Unterkunft gerufen. Dort sei der Mann von Mitbewohnern bereits in seinem Zimmer fixiert worden. Er sei sichtlich alkoholisiert und "verbal aggressiv" gewesen. Ebenfalls stark alkoholisiert war demnach eine Frau mit blutenden Verletzungen – laut Innenministerium die Lebensgefährtin des Beschuldigten.

Trotz "Unterbindungsgewahrsam" keine Ermittlungen wegen Körperverletzung

Weder die Frau noch potenzielle Augenzeugen hätten Hinweise zum Verlauf der Streitigkeiten gemacht. Auch im Nachgang habe es "keine weiteren Hinweise auf strafbares Verhalten" gegeben. Weil die Frau nach der Bluttat am 21. Januar 2025 Anzeige erstattet hatte, läuft inzwischen aber ein Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung offenbar mit einem Hackmesser gegen den 28-Jährigen.

Auch zu dem bekannten Vorwurf des tätlichen Angriffs des Mannes auf Bundespolizisten am 12. Mai 2024 gibt es neue Details: Demnach sei der Mann von sich aus zur Bundespolizei in Aschaffenburg gekommen. Er habe über Schmerzen geklagt, weil er "Diamanten geschluckt" habe. Nach einer Durchsuchung habe der Mann massiv Widerstand geleistet und sogar einen Schlagstock entwendet. Drei Beamte seien dabei leicht verletzt worden. Danach kam der Mann kurzzeitig in die Psychiatrie.

SPD im Landtag wirft Behörden in Bayern Versäumnisse vor

Der Mann hätte dauerhaft in der Psychiatrie sein müssen, findet die SPD-Innenexpertin Christiane Feichtmeier: "Es drängt sich immer mehr die Frage auf, warum der Tatverdächtige nicht längst untergebracht war." Offen bleibe zudem, warum nach dem Vorfall in der Asyl-Unterkunft kein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde: "Die Frau hatte Schnittwunden." 

Nach dem Vorfall bei der Bundespolizei hätte zudem das für die Asyl-Verfahren zuständige Bundesamt BAMF informiert werden müssen, findet der SPD-Abgeordnete Florian von Brunn. Laut Innenministerium sei die per Gesetz für eine Meldung geforderte "Deliktschwere" trotz insgesamt 18 Strafverfahren gegen den Mann jedoch "in keinem Fall erreicht" worden.

 
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  • Ulrike Schneider
    "Es drängt sich immer mehr die Frage auf, warum der Tatverdächtige nicht längst untergebracht war."

    Nein, es drängt sich immer noch die Frage auf warum er noch im Land war!
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  • Martin Deeg
    Nein, Frau Schneider. Für Polizei und Staatsanwaltschaft ist diese Frage sogar völlig irrelevant, das Beharren darauf ggf. eine schwere Amtspflichtsverletzung, wenn sie dazu missbraucht wird, konkrete Gefahrenabwehr zu unterlassen.

    Handlungsleitend für die Exekutive hat nicht Wunschdenken zu sein sondern konkrete Gefahrenabwehr.
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  • Andreas Gerner
    Mag sein.
    Hätte jedoch nie passieren können, wenn Enamulah O. abgewiesen oder direkt zurück geschickt worden wäre.

    Aber das ist vorbei.

    Entscheidend ist, wie verhindert man ähnliche Fälle in Zukunft ?
    Tausende Menschen ohne Bleibeperspektive herein lassen und hier behalten, in Massenunterkünften (in einem fremden Land wo sie nicht verstanden werden) versauern lassen und dann hoffen, dass die Schlimmsten schon irgendwie rechtzeitig durch Haft oder Psychiatrieaufenthalte von den Straßen geholt werden, dass sie im richtigen Moment verwahrt sind ?

    Aber was soll dann bitte sein, wenn die wieder raus gelassen werden müssen ?
    Sie wollen doch nicht etwa Lebenslänglich für all die Leute, nur weil sie Ausländer sind ?

    Das wird nicht funktionieren. Was soll es auch bringen ?
    Diese Leute müssen sowieso zurück. Also dann schicken wir sie doch besser so früh es irgend geht zurück in ihre Heimat, dass sich deren psychischer Zustand erst gar nicht zuspitzt, wie im Fall Enamulah O. und weiteren.
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  • Martin Deeg
    Dass Sie die Faktenlage nicht verstehen, Herr Gerner, ist mittlerweile überaus deutlich geworden.

    Ich kann Ihnen da nicht mehr weiterhelfen.
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  • Andreas Gerner
    Ihr Verhalten ist gezeichnet von der gleichen Symptomatik wie die Politik.
    Unbedingt einen Schuldigen für Vergangenes ausmachen und über diesen herziehen wollen, aber dabei vergessen (bzw sich davor drücken) endlich Maßnahmen zu ergreifen, die solche und ähnliche Taten in Zukunft wirksam verhindern.

    Der Wähler hat genug davon.

    dawum.de
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  • Dietmar Eberth
    Die Union nennt das Aufarbeitung. Zb. bei der Corona-Pandemie um aus Fehlern zu lernen. Die CSU ist im Gegensatz zur CDU eher dagegen um gemachte Fehler schneller zu vergessen.
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  • Eugen Endres
    Kurze Google Suche nach "Beschleunigtes Verfahren Bayern" liefert zig Ergebnisse.
    Ganz oben ein Fall aus Würzburg.
    https://www.polizei.bayern.de/aktuelles/pressemitteilungen/076977/index.html

    Im Dezember, Sechs Monate Freiheitsstrafe ohne Bewährung wegen Parfümdiebstahl, und das in nem Beschleunigten Verfahren am Tag nach der Tat.
    Nachfolgend dutzende weiter Beispiele aus Bayern, überwiedend auch wegen Parfümdiebstahl.
    Der Bayerischen Staatsregierung scheinen Parfümerien und Warenhäuser mehr am Herzen zu liegen, wie Gesundheit und Leben der in Bayern Lebenden Bürger. Diese Ausflüchte sind einfach nichtmehr zu ertragen.
    Wenn ein solches Schnellverfahren nur bei klaren Fällen möglich ist? muss man fragen wie klar ist ein Fall ist, in dem ein Täter in einer Polizeiinspektion mehrfache Körperverletzungen gegen Polizeibeamte begeht?
    Das ganze Rumgeeiere ist einfach nur noch peinlich.
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  • Hans-Joachim Krämer
    Wenn der Täter Alkohol und/oder Drogen konsumiert hat und/oder eine psychische Erkrankung vorliegt kann man das beschleunigte Verfahren schon vergessen.
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  • Eugen Endres
    Laut Herman war man ausser Stande da überhaupt etwas zu unternehmen! Kann aber Parfümdiebe am nächsten Tag zu 6 Monaten ohne Bewährung verurteilen und direkt in Haft nehmen.
    Bei Körperverletzungen wartet man aber bis jemand stirbt.
    Deswegen ist es ja ein politisches Problem.
    Beschleunigtes Verfahren oder nicht, in dem Aschaffenburger Fall ist garnichts passiert.
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  • Martin Heberlein
    Ber der "Letzten Generation" gingen die Haftbefehle wegen Nötigung und Sachbeschädigung ja auch ziemlich flott.
    Das ist doch pure Heuchelei.
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  • Martin Deeg
    Richtig. Es geht um die politische Agenda, die gesetzt wird.

    Bei den von Dobrindt & Co. medial zur „Klima-RAF“ hochkriminalisierten, mit enormer Strafwut verfolgten Aktivisten konnte man auch nicht auf die Scheinlösung einer „Abschiebung“ „hoffen“.

    Diese im Raum stehende Scheinlösung war ja offenbar für die bayerischen Behörden mit das Motiv, gegen den Täter hier trotz Gefährlichkeit strafprozessual praktisch überhaupt nichts zu unternehmen….man tat so, als sei er quasi schon „weg“, magisches Denken.
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  • Peter Koch
    Bayrische Behörden können keine Fehler machen. Wann kapiert das die SPD endlich?
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  • Martin Deeg
    Nun, die Dame ist immerhin Polizeibeamtin und war auch im Bayerischen Innenministerium tätig.
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  • Dietmar Eberth
    In der Polizei-Doku "Rosenheim Cops" wird Tipi Topi gearbeitet und jeder Fall gelöst. Und ist sehr unterhaltsam der Einblick in das bayerische Polizeileben.
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  • Peter Koch
    Und Hubert kommt auch ohne Staller zurecht. Personalmangel bei der Polizei kann also auch kein Thema sein.
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  • Martin Deeg
    ...."Weder die Frau noch potenzielle Augenzeugen hätten Hinweise zum Verlauf der Streitigkeiten gemacht."....

    Wurde ein Dolmetscher hinzugezogen? Wurde der Blutalkohol gemessen? Wurde ein Arzt hinzugezogen? Wer hat die Schnittwunden versorgt?

    Und seit wann genau sind Schnittwunden in Bayern "kein Hinweis auf strafbares Verhalten"....?
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  • Martin Deeg
    Was hier in Bayern abläuft bietet längst Anlass für einen Untersuchungsausschuss.

    Söder tingelt unrasiert durch Talkshows und missbraucht die Tat von Aschaffenburg zu einer peinlichen Inszenierung und Diffamierung derjenigen, die sich von seinen Krokodilstränen auf Kosten der Opfer nicht täuschen lassen - sondern berechtigte Fragen stellen.

    Derweil wird durch diese Aufklärung immer klarer, dass der Täter bekanntermaßen eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellte, mehrere körperliche Angriffe auf Polizeibeamte und ein Angriff mit einem "Hackmesser" aktenkundig sind - und dennoch konkrete hieraus zwingend gebotene Maßnahmen unterlassen wurden....!

    Söder und Eisenreich tragen m.E. die politische Verantwortung. Die Rolle von Innenminister Herrmann wird ebenfalls immer dubioser: weiß er es nicht besser oder äußert er sich nach Weisung von oben...?
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Der Untersuchungsausschuss wird demnächst in einer launigen Rede am Nockherberg gleich miterledigt, so wie das in Bayern guter Brauch ist.
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  • Walter Seubert
    Die breiten sich auf Veitshöchheim vor, da ist keine Zeit für das Tagesgeschäft
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  • Martin Deeg
    ...."Es drängt sich immer mehr die Frage auf, warum der Tatverdächtige nicht längst untergebracht war.".....

    Richtig - und es ist überaus befremdlich und wirft immer weiter Fragen auf, weshalb das CSU-Innenministerium immer noch mangelnde "Deliktschwere" behauptet.

    Und wie kann es sein, dass das CSU-Justizministerium immer noch außen vor ist? Dieses ist Dienstaufsichtsbehörde für die Staatsanwaltschaft, die die Unterbringung hätte beantragen müssen!

    Hofft man mit Nebelkerzen und Aussitzen bis zur Bundestagswahl die Bürger täuschen zu können?
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