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Schweinfurt
Bauruine in der Schweinfurter Keßlergasse: Bauausschuss bleibt bei Kritik an Denkmalpflege
Muss ein Bauherr in der Keßlergasse 5 und 7 sich bei der Sanierung dem Denkmalschutz beugen? Wie der Stadtrat einen "Schandfleck" beseitigen will.
Die Häuser in der Keßlergasse 5 und 7 in der Schweinfurter Innenstadt sind in keinem guten Zustand. Darüber wie sie saniert werden sollen, gibt es Streit zwischen Eigentümer und Denkmalpflege.
Foto: Oliver Schikora | Die Häuser in der Keßlergasse 5 und 7 in der Schweinfurter Innenstadt sind in keinem guten Zustand. Darüber wie sie saniert werden sollen, gibt es Streit zwischen Eigentümer und Denkmalpflege.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:31 Uhr

Denkmalgerechte Sanierung in der Innenstadt versus Beseitigung eines so genannten Schandflecks und Belebung der Keßlergasse – das sind die Pole, zwischen denen sich Teile des Bauausschusses auf der einen sowie die Stadtverwaltung und das Landesamt für Denkmalpflege auf der anderen Seite bewegen. Der Streit geht in eine neue Runde, wenn über den Bauantrag des Hausbesitzers entschieden wird.

Der Vorgang ist bemerkenswert. Ende April beschloss der Bauausschuss entgegen der Warnung von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und Ordnungsreferent Jan von Lackum, die Vorschläge des Architekten des Bauherrn denen des Landesamtes für Denkmalpflege vorzuziehen. Es war, wie es damals CSU-Stadtrat Rüdiger Köhler formulierte, "eine politische Entscheidung angesichts der großen Probleme mit Leerständen in der Innenstadt.

Politisch, aber auch rechtswidrig, wie von Lackum in der jüngsten Bauausschusssitzung erneut betonte. Zwischenzeitlich ist zwar ein Bauantrag des Hauseigentümers auf der Basis der Pläne seines Architekten eingegangen. Damals gab es den aber nicht. Dass der Bauausschuss signalisierte, die Umbau-Pläne des Besitzers genehmigen zu wollen, wäre nicht das Problem. Der Punkt war, dass in dem gefällten Beschluss die Verwaltung angewiesen werden sollte, in jedem Fall eine Genehmigung zu erteilen.

Schweinfurter Bauausschuss behält sich die Genehmigung des Bauantrags vor

Das aber wäre nicht möglich, betonte von Lackum, denn bei der Genehmigung eines Bauantrags ist die Verwaltung an das Baugesetz gebunden. Außerdem muss das Landesamt einverstanden sein. Wenn nicht, ist eine Genehmigung nicht möglich. Durch die Umsetzung der Pläne ginge aus städtischer Sicht auch die Denkmaleigenschaft verloren, was nicht rechtens ist.

"Wir brauchen eine pragmatische Lösung."
Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka.

Der Bauausschuss trieb den Konflikt mit der Verwaltung nicht auf die Spitze, so dass der rechtswidrige Beschluss aus dem April nicht der Regierung von Unterfranken zur Prüfung vorgelegt werden muss. Er wurde aufgehoben, aber mit einer von Rüdiger Köhler formulierten Bedingung: Die Verwaltung soll den Bauantrag prüfen, im Zweifel negativ bescheiden, aber in jedem Fall dem Bauausschuss zur Genehmigung vorlegen, damit hier entschieden wird.

Blick in das erste Obergeschoss im denkmalgeschützten Haus Keßlergasse 5.
Foto: Oliver Schikora | Blick in das erste Obergeschoss im denkmalgeschützten Haus Keßlergasse 5.

Einen positiven Impuls für die Entwicklung der Innenstadt ermöglichen

"Es soll ein Objekt mit Strahlkraft für die Innenstadt sein und nicht die Verwahrlosung zementieren", betonte Köhler. Unterstützt wurde er von Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka, der betonte, für ihn sei am wichtigsten, "dass wir diesen Schandfleck beseitigen." Die Gefahr sei, dass ein möglicher Abriss des nicht unter Denkmalschutz stehenden Hauses Nummer 7 erfolgt und dadurch das Haus Nummer 5 noch mehr gefährdet wird. "Wir brauchen eine pragmatische Lösung", so Laschka, "und nicht Sturheit von Investor wie Denkmalpflege."

In der Sitzungsvorlage steht ein wichtiger Satz der Bauverwaltung: Der Bauausschuss sei im April zwar von der Überlegung geleitet gewesen, dass "der Zustand der Gebäude Keßlergasse 5 und 7 nachteilige Auswirkungen auf die Keßlergasse und das Ziel der Belebung der Innenstadt hätten." Das "mag zwar zutreffen, hätte aber nicht dazu führen dürfen, dass die Zerstörung eines Baudenkmals in Kauf genommen wird."

"Der desolate Zustand geht alleine auf den Eigentümer zurück, der es vernachlässigt."
Ulrike Schneider (Zukunft./ödp)

Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) unterstützte die Verwaltung. "Der desolate Zustand geht alleine auf den Eigentümer zurück, der es vernachlässigt", betonte sie. Sie warnte, dass ein Nachgeben nun dazu führen wird, dass der Eigentümer das gleiche Verhalten bei den Bürgerhäusern am Georg-Wichtermann-Platz, die ihm und einem weiteren Investor gehören, ebenso an den Tag legt, um die gewünschte Abrissgenehmigung dieser Denkmäler zu bekommen. "Eigentum verpflichtet", so Schneider. Adi Schön (Freie Wähler) war eher auf Seiten des Investors und forderte vor allem eine "städteplanerische Initiative", welche Gebäude man in der Innenstadt für schützenswert halte. 

Eigentümer will historische Stuckdecke und Türrahmen erhalten

Der Streit zwischen Denkmalpflege und Eigentümer dreht sich darum, wie viel abgerissen werden darf und was erhalten werden muss. Für die Denkmalpflege hat das aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammende Haus Keßlergasse 5 "eine besondere stadtgeschichtliche Bedeutung."

Man würde den Abriss und Neubau von Haus Nummer 7 erlauben sowie dort die Erschließung für Haus Nummer 5. Für entsprechende Deckenhöhen des Geschäftes im Erdgeschoss über beide Grundstücke soll der Boden tiefer gelegt werden. Im Haus Nummer 5 wäre im hinteren Bereich und beim Dach ein Teilabbruch und Neuaufbau möglich. Beim Umbau der Wohnungen im ersten Obergeschoss müssten Stuckdecke und Türrahmen erhalten bleiben. "Nichts belegt Unzumutbares", so die Denkmalpflege.

Das Architekturbüro des Eigentümers schlägt ebenfalls Abriss und Neubau der Nummer 7 vor sowie eine stärkere Neugestaltung der Nummer 5. Die Stuckdecke soll erhalten und durch einen Kubus von der Geschäftsebene aus sichtbar bleiben. Die Eingriffe vor allem in Haus Nummer 5 sind aber größer.

 
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  • E. B.
    Wenn ich richtig informiert bin, gehört zumindest ein Anwesen einem bekannten Stadtrat, der in SW noch mehr Immobilien in Besitz hat. Tolles Beispiel als Stadtrat.
    An veritati: Sehr gut ihr Kommentar.
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  • F. K.
    Vielen Dank! Das ist ein Thema, das mich wirklich umtreibt.
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  • E. B.
    Das Verhalten des Eigentümers ist typisch: Nichts tun und warten, bis es desolat ist. Der Zustand im Haus geht auf sein Konto. Die Kessler Gasse sieht nach dem Abriss und Neubau auch nicht besser aus. Solche Objekte gibt es in vielen Städten.
    Ich hoffe, die Ämter geben nicht nach.
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  • E. K.
    In vielen Gemeinden gibt es ein Vorkaufsrecht beim Verkauf von Grundstücken und Gebäuden. Und in Schweinfurt?

    Oder ist es einfach so, dass der Vorbesitzer die Anforderungen des Denkmalschutzes finanziell nicht stemmen konnte und deshalb an den Investor verkaufen musste?

    Was ist eigentlich schützenswert an diesen Gebäuden? Eine Stuckdecke im ersten Stock? Reicht es da nicht, ein VR-Filmchen zu drehen und ein Stück davon im Original aufzuheben?

    Andererseits dürfte doch beim Verkauf an den Investor klar gewesen sein, dass diesen das Gebäude eher weniger, dafür aber mehr das Grundstück interessiert haben dürfte. Deshalb heißt das ja auch "Investor" - kleines Geld für maximalen Gewinn investieren.

    Auf welcher Seite man auch steht - wenn dem Denkmalschutz so viel daran liegt, dann möge man dort eigenes Geld in Hand nehmen und sich kümmern. Einen eigenen (Um)Bauvorschlag einreichen und diesen auch selbst finanzieren.
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  • F. K.
    Die Argumentation, die Sie bringen, ist immer dieselbe: Soll das Landesamt f. Denkmalpflege doch den Umbau finanzieren. So ein Unsinn. Mit dem gleichen Argument müsste man von jeder Fachbehörde, die aufgrund gesetzlicher Bestimmungen (!) bestimmte Anforderungen an eine (Bau-)Maßnahme stellt, die Finanzierung verlangen, zB auch von der Umweltbehörde die Schaffung von Ausgleichsflächen bei Neubaugebieten. Völlig verquert.

    Das eigentlich Schlimme ist, dass unsere Städte durch den Krieg offenbar noch nicht hässlich genug geworden sind, und man rein aus Profit auch noch die letzten übrig gebliebenen Gebäude abreißen will, ohne Rücksicht darauf, dass diese oftmals das einzig Greifbare sind, das uns unsere Vorfahren hinterlassen haben. Oder ist deren Leistung so wenig wert, dass man sie vernichtet? In diese Richtung geht auch die immer wieder zu beobachtende Taktik von derlei Eigentümern: Die Häuser so lange verkommen lassen, bis nur noch der Abriss bleibt. Hier muss gegengesteuert werden!
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