Am 25. Oktober beschloss der Stadtrat Schweinfurt einstimmig den Ausstieg aus den Planungen für eine Landesgartenschau 2026 im Nordwesten der früheren Ledward Kaserne. Nach intensiver Diskussion einigte man sich auf den Vorschlag von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), stattdessen einen Bürgerpark dort zu bauen sowie die Panzerhalle 237 als Veranstaltungshalle zu sanieren. In den vergangenen Jahren gab es zwei Bürgerinitiativen gegen die Landesgartenschau. Wie sehen sie den Ausstieg?
Die Bürgerinitiative Stadtwald statt Landesgartenschau "begrüßt den Ausstieg", schreibt Sprecherin Ulrike Schneider in einer Pressemitteilung. Bei einem Termin in der Kaserne stießen die Mitstreiter demnach mit einem Glas Sekt auf den Ausstieg an. Schneiders Initiative hatte 2018 einen Bürgerentscheid initiiert und einen parkähnlichen Stadtwald anstelle der Landesgartenschau gefordert. Diese Idee war aber im Januar 2019 von den Bürgern genauso deutlich abgelehnt worden wie der Vorschlag des Oberbürgermeisters, einen Bürgerpark mit Landesgartenschau zu machen.
Die Initiative kritisiert OB, CSU und Grünen. Sie fordern einen "ehrlichen" Ausstieg, der beinhalte zuzugestehen, "dass das Verhältnis der Kosten zum ökologischen Nutzen bei der LGS von Anfang an nicht stimmig war und durch die krisenbedingten Kostensteigerungen allenfalls verschärft wurde." Auf die Probleme habe man immer wieder hingewiesen und letztlich Recht behalten.
Im Stadtrat hat Schneider als Vertreterin der Initiative Zukunft./ödp eine Auflistung der bisher entstandenen Kosten angefordert. Sie vermutet in der Mitteilung, dass "mit dem bereits ausgegebenen Budget locker die Anlage eines waldähnlichen Parks möglich gewesen wäre." Die Bürgerinitiative halte auch an ihrem Vorschlag fest, einen parkähnlichen Wald zu bauen wie man ihn von den Wehranlagen kennt. Weiter heißt es: "So würde das, was der OB als 'größte Klimaschutzmaßnahme seit dem 2. Weltkrieg' angekündigt hat, zu bezahlbarem Preis (ca. 100.000 Euro, Fördermittel nicht mit eingerechnet) am Ende doch noch umgesetzt werden."
An Auflösung denkt die Initiative Stadtwald statt Landesgartenschau laut ihrer Mitteilung derzeit nicht. "Die Begrünung des Areals ist bei weitem nicht abgesichert", heißt es.
Christopher Richter fordert: Stadträte von CSU, Grünen und proschweinfurt sollen Tantiemen spenden
Auch Christopher Richter, Sprecher der Bürgerplattform, die aus der Bürgerinitiative gegen die Landesgartenschau entstanden ist, meldete sich in einer Pressemitteilung zu Wort. Mit markigen Forderungen. "Die Stadträte, die im Juni für die Landesgartenschau gestimmt haben, sollen die Hälfte ihrer Stadtratstantiemen für die nächsten fünf Jahre zugunsten der Stadt Schweinfurt spenden", heißt es in Bezug auf CSU, Grüne und proschweinfurt.
Vom Verein „Freunde der Landesgartenschau“ fordert man, sich Projekte zu überlegen, um Einnahmen für die Stadt zu generieren, die den durch den Ausstieg entstandenen finanziellen Schaden kompensieren helfen. Die Personen in der Verwaltung und im Stadtrat, die jahrelang an der Landesgartenschau festgehalten hatten, müssten "Verantwortung für das Desaster" übernehmen, schreibt Richter.
Dank gibt es von Seiten der Bürgerplattform an SPD, Freie Wähler, Linke, AfD, FDP und Zukunft./ödp für ihren Widerstand gegen die Landesgartenschau. "Da die Befürworter ihre Position mit ziemlicher Vehemenz vertreten haben", habe es Kraft gekostet, eine Gegenposition einzunehmen.
Es gibt nichts umsonst! Es gibt sicherlich auch viele Mitmenschen die die Sanierung des Theaters für zig Millionen Euro als "Fehler" bezeichnen da nur ein geringer Bevölkerungsteil dieses Angebot nutzt. Manche mögen auch die neue Videowand im Sachs-Stadion einen "Fehler" nennen weil sie zu 99% nur einem Verein nutzt. Was ist richtig, was ist falsch?
Die LGS war einigen Stadträten bis zum "geht-nicht-mehr" offensichtlich viele Millionen Euro wert. Das muss man nicht befürworten aber respektieren. Es sind die, von Bürgern gewälten Vertreter.
Wenn man etwas ändern will muss man selbst antreten und für sich werben. Bei der geringen Wahlbeteiligung ist einiges an Potential vorhanden.
Christopher Richter tut sich wieder einmal mit populistischen Forderungen hervor. Bei welchen Menschenschlag erhofft man sich hier Zustimmung? - ich will es lieber gar nicht wissen...
Man braucht sich nicht mehr wundern über fehlendes, freiwilliges, zeitaufwändiges ehrenamtliches Engagement, egal ob das in Vereinen, Verbänden, Kirche oder in der Kommunalpolitik der Fall ist.
Frau Dr. Schneider kann man wenigstens zugute halten, dass sie eine Haltung hat und Gegenvorschläge macht. Unbequeme Leute wie sie braucht es. Sie ist der Stachel in der Stadtratspolitik auch wenn man mit ihren Vorschläge und ihr Vorgehen sicherlich nicht übereinstimmen muss. Die von ihr angesprochenen Stadträte keilen oftmals nicht weniger rabiat zurück.