Nach 48 Jahren ist das Aus für eine der großen Verbrauchermessen in der Region besiegelt. Die Unterfrankenschau (Ufra) in Schweinfurt wird nicht mehr stattfinden. Nachdem bereits im Vorjahr die üblicherweise im Zweijahresturnus ausgerichtete Veranstaltung abgesagt werden musste, verkündete das verantwortliche Unternehmen nun das Ende für die Ufra und die verantwortliche Messegesellschaft auf ihren Sozialen Netzwerken. Man habe sich "schweren Herzens entschlossen, neue Wege zu gehen und die Sandner GmbH, Messen + Ausstellungen zu schließen".
Laut Handelsregister wurde die GmbH zum 31. März aufgelöst. Am bisherigen Geschäftssitz in der Schweinfurter Rhönstraße deutet nichts mehr auf die Sandner GmbH beziehungsweise die Ufra hin. Auf der firmeneigenen Internetseite heißt es lapidar, dass diese derzeit nicht zu erreichen sei. Eine Anfrage mit der Bitte um eine Stellungnahme an Geschäftsführerin Katherina Köhler blieb unbeantwortet.
Auf dem noch aktiven Firmenaccount auf Facebook äußert sich das Messe- und Ausstellungsunternehmen in einigen Sätzen zur Geschäftsaufgabe. Dort werden die Einschränkungen während der Corona-Pandemie angeführt, wodurch viele Kunden und Partner der Veranstaltungsbranche den Rücken gekehrt hätten. Zum Neustart seien dann viele Aussteller und Aufbaumannschaften "einfach nicht mehr da" gewesen, heißt es weiter.
Geschäftsführerin hatte erst vor fünf Jahren die GmbH übernommen
Erst im Januar 2018 hatte Katherina Köhler, als ehemalige Mitarbeiterin, die Gesellschaft von der Witwe des Firmengründers übernommen. Kurz zuvor war "Mister Ufra" Heinrich Sandner überraschend im Alter von 70 Jahren gestorben. In den mehr als vier Jahrzehnten seines Wirkens hatte er die Messen in Schweinfurt sowie zwei weitere in Ingolstadt (Mittelbayerische Ausstellung) und Regensburg (Donau Ausstellung) zu Leistungsschauen des regionalen Mittelstandes mit mehreren hundert Ausstellern gemacht.
Regelmäßig konnte er prominente politische Gäste zu den Eröffnungen der Ausstellung auf dem Schweinfurter Volksfestplatz begrüßen. So besuchten im Laufe der Jahrzehnte mehrere Ministerpräsidenten und Minister die Ufra, darunter Horst Seehofer und Markus Söder sowie der damalige Bundeswirtschaftsminister Michael Glos.
Die Übernahme der Gesellschaft nach dem Tod Sandners war für die neue Geschäftsführerin nicht mit dem erhofften Aufschwung der zu diesem Zeitpunkt bereits etwas in die Jahre gekommenen Messe verbunden. Nach einer noch halbwegs normal verlaufenden Ufra 2018 mit rund 70.ooo Besucherinnen und Besuchern und trotz des Versuchs, neue Themen wie Elektromobilität zu präsentieren und die Ausstellung ins Digitalzeitalter zu führen, sollte die Pandemie den Anfang vom Ende bedeuten.
Zwar richtete Katherina Köhler mit ihrem Team unter erschwerten Bedingungen die Veranstaltung aus, nachdem der Freistaat kurz zuvor wieder grünes Licht für Messen gegeben hatte. Doch der Mut sollte nicht belohnt werden: Trotz ausgeklügeltem Hygieneschutzkonzept konnte die Messe nicht annähernd die Resonanz früherer Jahre erreichen. Gerade einmal 15.000 Leute passierten im Herbst 2020 die Kassenhäuschen – mehr als das Dreifache wäre unter Pandemiebedingungen erlaubt gewesen.
Veranstalterin: "Verbraucherausstellungen wie vor 2020 nicht realisierbar"
Zu jener Zeit war die Geschäftsführerin fest davon überzeugt, dass es 2022 wieder eine Ufra geben wird. Doch dazu sollte es nicht kommen: Wenige Monate vor dem geplanten Termin erfolgte die Absage. Denn erschwerend kam "das nächste Thema, das die Welt erschütterte" hinzu, teilt die Sandner GmbH in ihrem Facebook-Post mit, womit sicherlich die Auswirkungen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukrainegemeint sind, insbesondere die Inflation mit stark gestiegenen Preisen sowie die Energiekrise.
Das Unternehmen beklagt, dass es aktuell nicht mehr möglich sei, kostendeckend zu arbeiten, ohne die Preise unendlich zu erhöhen. Die bittere Erkenntnis kommt ganz zum Schluss: "Verbraucherausstellungen wie vor 2020 sind momentan nicht mehr so realisierbar."
Mainfranken Messe in Würzburg findet nicht in diesem Herbst statt
Die Mainfranken Messe in Würzburg, die bislang im zweijährigen Wechsel mit der Schweinfurter Ufra stattfand, plagen ebenfalls Sorgen. Die traditionsreiche Veranstaltung auf den Mainwiesen unterhalb der Talavera wurde bislang von dem Nürnberger Unternehmen AFAG ausgerichtet, im Auftrag der Stadt Würzburg. Diese handelte sich allerdings zu Jahresbeginn eine Absage der AFAG ein. Wie es heißt, aus wirtschaftlichen Gründen. So sei die Nachfrage für die benötigten Leichtbauhallen deutlich größer als das Angebot, weil viele während der Pandemie ins Ausland verkauft wurden; damit seien auch die Kosten gestiegen, erklärte der AFAG-Chef im März im Stadtrat seine Entscheidung.
Zwar hat das Gremium zwischenzeitlich die Stadtverwaltung beauftragt, die Messe vorzubereiten. Der angestammte Termin im Herbst dieses Jahres ist aber aus Kostengründen und wegen der kurzen Vorbereitungszeit nicht mehr zu halten. Nun soll die Mainfranken-Messe erst 2024 stattfinden. Immerhin: Durch das jetzt bekannt gewordene Ufra-Aus gäbe es zumindest keine zeitliche Überschneidung der beiden großen Messen in Unterfranken. Alternativ gibt es in Würzburg aber auch Überlegungen, künftig kleinere und damit günstigere Fachmessen im Congress Centrum unter der bekannten Marke zu veranstalten.
In der letzten Dekade der Existenz war der Niedergang doch schon ständig spürbar, schleichend zwar aber offensichtlich: man ging auf die Ufra nur noch, wenn man Fressen oder Bauen wollte. Und für beides wurde das Angebot von Messa zu Messe schlechter...
Aus eigener Sicht kann ich sagen, dass ich in früheren Jahren immer gerne dort gewesen bin, dass man sich darauf gefreut hat, einen Familienausflug daraus gemacht hat und noch wertvolle Informationen bei Bedarf mitnehmen konnte.
In den letzten Jahren war der Besuch eher eine Tradition bei der man sich hinterher gefragt hat warum man seinen Tag nicht lieber anders verbracht hat.
Ich jedenfalls weine der UFRA keine Träne hinterher.