"Liebe Aussteller, bringen Sie ihre Masken in Position und schnallen Sie sich an, es geht in eine neue Runde." Launige Worte, die da am Sonntag kurz vor 15 Uhr als Lautsprecherdurchsage auf dem Schweinfurter Volksfestplatz zu vernehmen sind. Die Durchsage, die auch mit "letzte Runde" gepasst hätte, ist gleichzeitig sozusagen der Startschuss für das letzte Besucher-Zeitfenster der Schweinfurter Unterfrankenschau (Ufra).
Neun Tage lang hatte diese regionale Messe, die trotz Corona an den Start gegangen war, ihre Pforten geöffnet. Sie ist damit die einzige regionale Messe weit und breit, die überhaupt stattfand. Vom 26. September bis zum 4. Oktober – täglich und aus Sicherheitsgründen in zwei Zeitfenstern von 10 bis 14 Uhr und von 15 bis 19 Uhr mit jeweils höchstens rund 3300 Besuchern – trotzte diese traditionelle Verbrauchermesse in ihrer 23. Auflage mit rund 270 Ausstellern der Pandemie.
Möglich wurde dies dank eines wohldurchdachten Hygienekonzeptes, das auch bei der Abschlusspressekonferenz am Sonntagnachmittag von allen Seiten gelobt wurde. Laufwege nur in Pfeilrichtung, Rechtslauf in den 18 Ausstellungshallen, Ventilatoren an den Hallendecken und Ampeln an den Halleneingängen wurden auf die gängigen Regeln wie Mundschutz, Abstand und Hygiene draufgesattelt.
Die Einlass-Ampeln hätte es nicht gebraucht, denn was sich schon bei der Zwischenbilanz am Mittwoch andeutete, hat sich auch in der zweiten Messehalbzeit fortgesetzt – die erhofften Besucherzahlen wurden nicht erreicht. Exakt 15 893 Besucher, so Messeleiterin Katherina Köhler gegenüber dieser Redaktion, waren es bis Sonntagabend.
Rund 70 000 waren es 2018 bei der im Zweijahresrhythmus stattfindenden Verbrauchermesse. Mehr als 50 000 hätten es auf dem weitläufigen Gelände auch unter Pandemiebedingungen sein können. Die Ufra 2020 wird nicht als Festival der schwarzen Zahlen und gefüllten Auftragsbücher in die Analen eingehen. "Aber es war ein Anfang, ein Zeichen, dass es irgendwie weitergeht", gibt sich Katherina Köhler trotz enttäuschender Besucherzahlen optimistisch. Auf die Frage ob sie sich im Wissen um die mageren Besucherzahlen wieder dazu entscheiden würde, die Messe auf die Beine zu stellen, kommt von ihr ein klares "Ja". "Ich würde es wieder so machen, und 2022 wird es wieder eine Ufra geben", zeigte sie sich zuversichtlich. Die Ufra 2020, für sie und ihr Team von der veranstaltenden Sandner GmbH, aber auch eine "Herausforderung, die viel Kraft gekostet hat".
Eine Herausforderung, die auch für die Aussteller neu war. Sein Kommen bereut hat dennoch keiner von ihnen, zumindest nicht von denen, die bei der Abschlusspressekonferenz auf der Showbühne eine kleine persönliche Ufra-Bilanz vortrugen. Weniger Besucher, dass sei auch das Gegenteil von Gedränge. Der Kontakt zu und mit den Besuchern sei intensiver und nicht von Zeitdruck geprägt gewesen, so der Tenor der Dienstleister und Gewerbetreibenden bei der Abschlussrunde. Dieses "mehr Zeit haben", wirkte sich auf so unterschiedlichen Feldern wie dem Maßnehmen für ein Hemd, oder die Tiefe eines Gesprächs beim Ausbildungsberater der Polizei gleichermaßen positiv aus, war zu hören. Will man das Gute an den geringen Besucherzahlen sehen – es waren nicht einmal ein Viertel einer "normalen" Ufra – dann ist es wohl die entspannte Messe-Atmosphäre, die daraus resultiert.
"Die Messe gab uns das Gefühl, dass es in Richtung Normalität geht, wir haben ein Zeichen in Richtung 'Yes we can' gesetzt", so etwa Michael Binder, der mit Wohnmobilen der Luxusklasse auf der Messe vertreten war. Mit viel kleineren Autos, und zwar mit ferngesteuerten Modellbau-Rennautos, war das TTSC-Racing-Team zum ersten Mal auf der Ufra. "Was, Ihr geht auf die Ufra, Ihr seid ja lebensmüde", sei ihm im Vorfeld des Messebesuchs gesagt worden, so Ralf Müller vom TTSC-Team. Das Ergebnis war dagegen zumindest einigermaßen lebendig. Die Rennstrecke, die der TTSC im Freien aufgebaut hatte, war einer der wenigen Besuchermagnete auf der Ufra.
🤦♂️
Gerade das ältere Publikum meidet momentan solche Veranstaltungen.