Noch sind es bis zur Mainfranken-Messe auf den Würzburger Mainwiesen unterhalb der Talavera noch ein paar Monate hin. Doch bemüht man sich schon jetzt um einen Standplatz auf der Messe, die vom 30. September bis zum 8. Oktober dauern soll, bekommt man vom bisherigen Ausrichter, der Nürnberger Firma AFAG, die Auskunft: "Da sind wir nicht mehr zuständig."
"Wir haben die Messe immer nur im Auftrag der Stadt Würzburg ausgerichtet. Sie ist ja die eigentliche Veranstalterin", bestätigt Kathrin Redel, Pressereferentin der AFAG auf Anfrage. Doch in diesem Jahr werde man das nicht mehr tun, sagt sie. Der Grund: Das bisherige System mit den extra aufgebauten Leichtbauhallen auf den Mainwiesen lasse sich aufgrund der allgemein gestiegenen Material- und Baukosten für die AFAG in der gewohnten Form nicht mehr wirtschaftlich darstellen. Sprich: Die zu erwartenden Einnahmen würden die Ausgaben nicht mehr decken.
Die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren der Stadt Würzburg bekannt
"Das muss nicht bedeuten, dass die Messe nicht stattfinden wird", betont sie. "Nur wir als AFAG werden sie in diesem Jahr nicht mehr für die Stadt Würzburg ausrichten können", erklärt die Pressesprecherin.
"Die äußerst schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine 2023er Auflage der Mainfranken-Messe waren der Stadt Würzburg seit Monaten bekannt", bestätigt auf Anfrage Georg Wagenbrenner von der Pressestelle der Stadt Würzburg. Die AFAG habe dies der Stadt auch bereits frühzeitig berichtet.
Schon 2021 habe man der Pandemie eine deutlich kleinere Ausgabe der Messe abgetrotzt, so Wagenbrenner weiter. Dies sei ein wichtiges Lebenszeichen in der Branche gewesen, aber sicher kein Anknüpfen an die wirtschaftlichen Erfolge früherer Jahrzehnte. 2021 und 2022 hätten viele Messen sogar abgesagt werden müssen, wie beispielsweise 2022 auch die Unterfrankenschau (ufra) in Schweinfurt, erinnert er. Der Nürnberger Messeveranstalter AFAG habe als langjähriger Partner der Stadt dennoch versucht, die Quadratur des Kreises hinzubekommen.
2021 sei von Anfang an klar gewesen, dass weniger Besucher kommen
Zwar hatten die Verantwortlichen der AFAG nach dem Messeende 2021 gegenüber dieser Redaktion resümiert, "das Experiment sei gelungen". Doch sei von Anfang an klar gewesen, dass weniger Besucher kommen, und dass die AFAG werde drauflegen müssen, hieß es damals von Seiten der Messechefs aus Nürnberg. Und das möchte man in diesem Jahr nun wohl nicht mehr. 2021 waren während der gut einwöchigen Schau nämlich nur 38.500 Besucherinnen und Besucher gezählt worden, gut 60 000 weniger als 2019. Mit 300 Ausstellern war die Messe 2021 auch nur halb so groß wie 2019 gewesen.
Seitens der AFAG habe man es daher als unrealistisches Unterfangen eingeschätzt, auch 2023 wieder ein attraktives Messe-Angebot mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis für Aussteller, Besucher und Veranstalter gleichermaßen zu schaffen, so Wagenbrenner. So sei die Stadt dieser Tage vom Ausrichter informiert worden, dass sich dieser nicht im Stande sehe, die Messe im Herbst wieder wirtschaftlich durchführen zu können.
Die Verwaltung untersucht, welche Optionen es für die Messe geben könne
Weil man bei der Stadt Würzburg aber glaubt, dass es Bedarf und Lust auf moderne Messe-Konzepte in der Region gebe, untersucht die Verwaltung derzeit, welche Optionen es für eine Zukunft der Mainfranken-Messe geben könnte. Die Ergebnisse sollen dem Stadtrat vom städtischen Fachbereich Congress - Tourismus - Wirtschaft bereits in der kommenden Ratssitzung am 16. Februar vorgestellt werden, kündigt Wagenbrenner an.
Erstmals stattgefunden hat die Mainfranken-Messe in Würzburg im Jahr 1950. Sie findet in den ungeraden Jahren im jährlichen Wechsel mit der Ufra in Schweinfurt statt. In den Vor-Corona-Jahren lockte sie im Schnitt rund 100.000 Besucher auf die Mainwiesen. Ihren Rekord meldeten die Veranstalter 1979 mit fast 179.000 Besuchern. Die AFAG mit Sitz in Nürnberg hatte die Messe im Auftrag der Stadt Würzburg immerhin seit 1975 organisiert, bevor man nun nach fast 50 Jahren die Reißleine zog.