
Lebensmittel retten und Menschen helfen: Das ist das Motto der Tafeln. 975 gibt es in Deutschland. Eine davon seit 2003 in Schweinfurt, mit Ausgabestellen in Schweinfurt, Gochsheim und Gerolzhofen. Zurzeit werden zirka 3500 Menschen unterstützt, darunter sind Kinder unter 15 Jahren.
Lebensmittel sammeln, die sonst vernichtet würden, weil sie kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen, weil die Verpackung angestoßen sind oder im Obstnetz einige Früchte nicht mehr perfekt sind. Für Ernst Gehling, Vorsitzender der Tafel, ist das ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz. "Wir retten täglich gut zwei Tonnen Lebensmittel vor der Tonne. In der Woche mehr als 10.000 Kilo", sagt er. Fast 200 Familien kommen im Schnitt am Tag. Rund 500 bis 600 Menschen, verdeutlicht Gehling.
Seit Juli 2022 kann nur noch einmal in der Woche eingekauft werden, nicht mehr zweimal. Grund war unter anderem der Kundenanstieg durch die Geflüchteten aus der Ukraine. Unzufriedenheit herrsche deswegen nicht. "Die Leute wissen, sie bekommen ausreichend gute Ware." Für Gehling ist aber auch wichtig: "Wir sind kein Supermarkt, wir sind eine Ergänzung."
Immer weniger Waren von Supermärkten
Ein Problem gibt es aber. Von den Supermärkten und Geschäften kommen weniger Waren. Unter anderem, weil es Ideen wie die Rettertüten gibt. In einigen Supermärkten können Kunden zum Beispiel ein Überraschungspaket mit nicht mehr ganz perfektem Obst und Gemüse oder Lebensmittel mit Schönheitsfehlern kaufen. Im Prinzip keine schlechte Idee, meint der Tafelchef. Die Produkte würden dann aber der Tafel fehlen. Und er kann sich nicht vorstellen, dass die Rettertüten komplett verbraucht werden. "Da wird bestimmt viel weggeschmissen."

Die Lebensmittel werden in Geschäften und Supermärkten abgeholt und in der Tafel in der Brombergstraße 9 im Bergl ausgeladen, sortiert, geprüft. An vier Tagen in der Woche ist geöffnet. Einmal in der Woche können die Menschen, die einen Berechtigungsschein haben, einkaufen.
Für all das vom Aufladen der Waren bis zum Einräumen in die Regale braucht es Helfer. "Wir brauchen immer ehrenamtliche Helfer", sagt Gehling. Vor allem im Fahrbereich und im Ladenteam. "Einfach mal zum Schnuppern vorbeikommen", empfiehlt er.
Für viele der Kundinnen und Kunden der Tafel ist der Einkaufstag auch ein Treffpunkt. Lange vor der Öffnungszeit stehen schon Grüppchen zusammen, unterhalten sich. "Soziale Kontakte sind wichtig", sagt Gehling. Für viele Menschen sei der Einkauf in der Tafel der Höhepunkt der Woche.
Rathenau-Schulen stellen Päckchen für Kinder zusammen
Die Tafel will aber nicht nur Lebensmittel retten und den Menschen helfen. Sie will auch ab und an eine kleine Freude machen. In der Vorweihnachtszeit zum Beispiel: Die Kinder bekommen Adventskalender, es gibt Schokonikoläuse, Lebkuchen. Kerzen gibt es in der Adventszeit auch ab und an.
Zu Weihnachten gibt es dann ein kleines Überraschungspaket. Die Rathenau-Schulen stellen Päckchen zusammen für Jungen und Mädchen und für vier verschiedene Altersgruppen. "Jedes Kind bekommt eine Überraschung", freut sich Gehling über den Einsatz der Rathenau-Familie. An Heiligabend ist ein Team der Tafel regelmäßig im Einsatz nach der Weihnachtsfeier der Stadt für Alleinstehende in der Stadthalle.
Ehrenamtsmesse am Stadtfest-Samstag
Mehr Wertschätzung für die Tafel und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und generell für alle, die im Ehrenamt arbeiten: Das ist schon so etwas wie ein Mantra von Ernst Gehling. "Jetzt bewegt sich was", sagt er. Am Stadtfestsamstag gibt es eine Ehrenamtsmesse. Laut Homepage sind engagierte Vereine, Initiativen und Einrichtungen eingeladen, sich zu präsentieren und untereinander zu vernetzen.