Heiligabend, 13 Uhr: Die Stadthalle ist weihnachtlich geschmückt, die große Kaffeetafel für 270 alleinstehende und bedürftige Menschen gedeckt. Die Künstler für das Unterhaltungsprogramm singen und spielen sich ein, in der Teeküche arbeiten schon die freiwilligen Helferinnen, die Jahr für Jahr ihre Zeit zur Verfügung stellen. Schnell füllt sich der Saal zur traditionellen 77. Weihnachtsfeier der Stadt, die 1946 im Brauhaus für Kriegerwitwen und Waisen ihren Anfang hatte. Auch heute ist diese Feier ein Beispiel für gelebte Solidarität und Bürgersinn.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé beginnt seine Weihnachtsansprache mit einem Zitat der Lyrikerin Roswitha Bloch: "Wenn uns bewusst wird, dass die Zeit, die wir uns für einen anderen Menschen nehmen, das Kostbarste ist, was wir schenken können, haben wir den Sinn von Weihnachten verstanden." Remelé: "Wäre es nicht für uns alle ein guter Vorsatz für 2024, etwas mehr Zeit dem Anderen zu widmen: dem Partner, der Familie, dem Nachbarn, dem Freund, jenen, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben?"
Holz- und Kohleöfen für die ukrainische Partnerstadt Luzk
Der Rathauschef berichtet von einem aktuellen Beispiel notwendiger Hilfe: Bogdan Volchok, der Geschäftsführer des ukrainischen SKF-Werkes in Schweinfurts Partnerstadt Luzk, habe die Stadt um Holz- und Kohleöfen für seine Mitarbeiter gebeten, damit sie mit ihren Familien zuhause nicht in der Kälte sitzen müssen. Die Stadt Schweinfurt wird das Benötigte liefern.
Zuvor hatte Remelé die Anwesenden herzlich begrüßt: Neben den Gästen der Stadt den neuen katholischen Stadtpfarrer Stephan Eschenbacher, den evangelischen Dekan Oliver Bruckmann, Bezirkstagspräsident Stefan Funk und Mitglieder des Stadtrates. Sein besonderer Dank galt allen freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Zeit und ihr Engagement: Sie kamen vom Arbeitersamariterbund, der Arbeiterwohlfahrt, dem Bayerischen Roten Kreuz, Caritasverband, Diakonischen Werk und vom städtischen Sozialreferat.
Remelé dankt auch allen Mitwirkenden am Unterhaltungsprogramm und den Sponsoren, die die Feier finanziell unterstützt und für volle Geschenktüten gesorgt hatten: Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, Stadtwerke Schweinfurt, Stadt- und Wohnbau GmbH, Willi-und-Gerda-Hartmann-Stiftung, Edeka Didis, Berufsförderungszentrum.
Geistliche Besinnung
Stadtpfarrer Stephan Eschenbacher erinnert an die Tradition, zu Weihnachten eine Krippe aufzustellen und Krippenspiele aufzuführen. Beides sei vor 800 Jahren vom Heiligen Franz von Assisi ins Leben gerufen worden. "Heute wollen unsere Krippen etwas Wesentliches zum Ausdruck bringen: Gott ist nicht nur einmal vor 2000 Jahren in Bethlehem Mensch geworden, Gott wird immer und überall auf der Welt geboren", so Pfarrer Eschenbacher. In jedem Menschen schlummere ein göttlicher Funke, ein göttliches Kind – das sei die Botschaft von Weihnachten. "Jeder Mensch ist unendlich wertvoll, weil er ein Kind Gottes ist. Deshalb grüßen wir uns auf gut bayrisch mit 'Grüß Gott'. Wir grüßen Gott in dem Menschen, der uns begegnet."
Das Begleitprogramm wurde von bewährten Musikern und Sängerinnen ausgeführt: Von der Blechbläser-Gruppe Stefan Pfister, vom Kinderchor "Die kleinen Tröpfchen", dem Frauenchor "Harmonie", beide Chöre unter der Leitung der unermüdlichen Olga Baluyev. Lea Backhaus las die liebenswürdige Geschichte von "Tomte Tummetott" von Astrid Lindgren. Der Wichtel Tomte ist der gute Hausgeist eines Bauernhofes, er spricht den Tieren im Stall wegen des kalten Winters Mut zu und wacht nachts über Eltern und Kinder.
Bei der anschließenden Kaffeetafel erwies sich der Oberbürgermeister zwischen den Serviererinnen wieder als geübter Helfer. Nach dem gemeinsam gesungenen "Stille Nacht" holten sich die Gäste ihre Geschenktüten ab. Vor der Tür wartete ein Bus der "Schweinfurter Tafel", um noch mehr Nahrhaftes für die Festtage beizusteuern. Und für die Gehbehinderten stand der Fahrdienst einiger Wohlfahrtsverbände zur Heimfahrt startbereit. Geschenkte Zeit.