Oft liest man, wie viele Lebensmittel weggeschmissen werden, obwohl sie noch verzehrfähig sind. 85 Kilogramm pro Kopf und Jahr in Deutschland, so der Bundesverband der Tafeln. Das sind unvorstellbare 18 Millionen Tonnen Lebensmittel. Pro Jahr sammelt allein die Schweinfurter Tafel 250 Tonnen Lebensmittel.
Eine Kooperation, die dem Vorsitzenden des Tafel Schweinfurt e.V., Ernst Gehling, am Herzen liegt ist die mit der Edeka Handelsgesellschaft Nordbayern-Sachsen-Thüringen im Zentrallager in Gochsheim. Seit rund eineinhalb Jahren ist die Fahrt zum Zentrallager montags bis freitags mit in die täglichen Abholfahrten bei den verschiedenen mit der Tafel kooperierenden Lebensmittelmärkten integriert. "Lebensmittel retten", ist für Ernst Gehling die Überschrift.
Obst, Gemüse, auch Molkereiprodukte oder andere Waren wie Zucker oder Ketchup bekommt die Tafel. Wenn es größere Gebinde sind, organisiert man sich mit anderen Tafelvereinen im Umkreis, die ebenfalls froh sind, Waren zu bekommen. Meist werden im Tafel-Kleinlaster drei Paletten einwandfreier Lebensmittel für den täglichen Bedarf transportiert.
Edeka, erläutert Betriebsleiter Burkhard Patorra, stellt für seine Märkte 100 Prozent Warenverfügbarkeit sicher. Das bedeutet, dass von den Lieferanten mehr Ware geliefert werden muss. Manchmal ist es dabei so, dass in einer Charge zum Beispiel nur eine Zitrone nicht mehr genießbar ist, alle anderen aber schon. Das händische Aussortieren ist in einem voll automatisierten Zentrallager zu aufwändig, für die Tafel aber natürlich eine Selbstverständlichkeit. Für Edeka bietet die Kooperation den Vorteil, weniger entsorgen zu müssen. "Nutznießer sind die Menschen, denen es nicht so gut geht", betont Ernst Gehling.
Die erste Tafel in Deutschland wurde 1993 in Berlin gegründet, der Dachverband Tafel e.V. 1995. Die Tafel Schweinfurt gibt es seit 2003. Heute gibt es deutschlandweit 940 Tafeln mit mehr als 2000 Tafel-Läden und Ausgabestellen und über 60 000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. In Schweinfurt engagieren sich 160 Helferinnen und Helfer, 55 sind als Fahrer und Beifahrer unterwegs, die anderen 105 arbeiten in verschiedenen Abteilungen im Tafelladen – Lager, Sortierung, Ausgabe. Koordiniert wird das Team von Angelika Bandorf, die halbtags angestellt ist. Die Helfer sind an 300 Tagen im Jahr aktiv.
Die Tafel Schweinfurt e.V. versorgt pro Jahr 4500 Menschen im Tafelladen in der Brombergstraße, darunter 1500 Kinder. Zur Abholung braucht man einen Tafelschein, den man bei der Diakonie oder der Caritas bekommt. Er ist an Einkommensgrenzen gebunden, die sich an der Armutsgefährdungsquote der EU orientieren. Der mildtätige, allein spendenfinanzierte Verein wird im fünfköpfigen Team mit dem Vorsitzenden Ernst Gehling geführt.
Die Tafel arbeitet schon seit vielen Monaten nach einem strengen Hygienekonzept, um auch während der Corona-Pandemie die Ausgabe der Lebensmittel zu gewährleisten und Schutz vor Ansteckungen sowohl für die HelferInnen als auch die Einkaufenden zu gewährleisten.