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Schweinfurt
Armut in der Industriestadt Schweinfurt: So viele Kinder und Jugendliche leben hier von Bürgergeld
Das Geld ist knapp in vielen Familien: In Bayern sind es 7,3 Prozent der bis 18-Jährigen, die Bürgergeld beziehen. In Schweinfurt liegt man weit darüber.
Viele Kinder und Jugendlichen in Schweinfurt sind von Armut betroffen. Trotzdem wird das Thema öffentlich nur wenig diskutiert
Foto: Symbolbild Katja Beringer | Viele Kinder und Jugendlichen in Schweinfurt sind von Armut betroffen. Trotzdem wird das Thema öffentlich nur wenig diskutiert
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 22.11.2024 02:40 Uhr

Wenn andere Markenklamotten tragen, in Urlaub fahren, feiern gehen, sind sie oft außen vor: Arm sein wirkt auf Kinder und Jugendliche. Ist oft mit Scham oder Stigmatisierung behaftet, sagen Robert Striesow, Andrea Greber und Frank Fisching von der Stadtratsfraktion die Linke in Schweinfurt. Sie wollen das Thema Armut aus dem Schattendasein holen. Denn in der Industriestadt Schweinfurt ist das Problem größer als in anderen Städten. 

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie sehr: Laut dem Sozialbericht der Stadt lebten in Schweinfurt im vergangenen Jahr 17,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis 15 Jahren im Bürgergeldbezug. Einen Vergleich macht ein Blick auf eine Studie der Bertelsmannstiftung möglich. Im Jahr 2022 lag der Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren, die im SGB II-Bezug leben, in Schweinfurt bei 18,4 Prozent. Der bayerische Schnitt lag bei 7,3 Prozent der Altersgruppe, deutschlandweit bei 13,9 Prozent.

Eine Fachtagung für Impulse und Vernetzung gegen Armut

Die Folge? Oft ein Kreislauf zwischen Ursachen und Folgen, der von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird, heißt es in einem Antrag der Fraktion Die Linke. Sie hatten zu den Haushaltsberatungen für die Pläne der Stadt in 2025 im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats einen Vorschlag vorgelegt: Schweinfurt sollte eine Fachtagung ausrichten, um das Thema Armut und Kinderarmut in einem ersten Schritt in die Gesellschaft zu bringen, die Menschen dafür zu sensibilisieren.

Als Dozentin der Fachtagung hatte die Fraktion Dr. Irina Volf vorgeschlagen, als "Expertin auf dem Gebiet der Armutsforschung" vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Frankfurt.  Ziel müsse sein, die vielen Akteure, die sich in der Stadt aktiv gegen die Folgen von Armut engagieren, an einen Tisch zu bringen und langfristig die Folgen und Ursachen von Kinderarmut zu reduzieren, so der Antrag der Linken. 5000 Euro hatten sie für die Fachtagung veranschlagt, von der man sich auch Impulse durch positive Beispiele aus anderen Städten erhofft hatte.

Ausgegeben wird dieses Geld nicht. Man wisse um das Problem, die Ursachen und mögliche Lösungswege, erklärte Sozialreferent Jürgen Montag. Das sei, auf wenige Schlagworte gebracht: Bildung, Sprache, Elternarbeit. Der Antrag fand mit sieben Ja-Stimmen bei den Haushaltsberatungen im Haupt- und Finanzausschuss keine Mehrheit.

Wie hoch der Förderbedarf der Kinder und Jugendlichen in Schweinfurt ist, verdeutlicht nicht zuletzt das Startchancen-Programm. Dass es jetzt an acht von neun Schweinfurter Grundschulen und allen drei Mittelschulen läuft, zeigt, wie groß der Bedarf ist. Über das Programm wollen Bund und Länder in den kommenden zehn Jahren 20 Milliarden Euro in Grund- und Mittelschulen investieren, um mehr Chancengleichheit zu schaffen. Denn nationale und internationale Studien zeigen: In Deutschland hängt der Bildungserfolg immer noch von der sozialen Herkunft ab.

 
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  • Fred Reinshagen
    @Katja Beringer

    Die MP-Redaktion (in WÜ?) kennt SW nicht, schreibt aber Artikel über die Stadt.

    Zum hundersten Mal: Die Statistiken zu SW sind das Papier nicht wert, da SW ein statistischer Exot ist! Stichwort Gebietsreform: Infolge komplett ausgebliebener Eingemeindungen wurde die fränkische Industriemetropole zu flächenkleinsten kreisfreien Stadt in Deutschland(!) kleiner als z. B. Schwabach. Der Speckgürtel blieb i. Ggs. zu WÜ (z. B. Lengfeld) komplett weg, während die SWer Innenstadt-West einen Ausländeranteil von 40,4% hat - z. Vgl. B-Neukölln 27,6% (beide Werte 31.12.22). Das ergibt natürlich eine Verzerrung, was als journalistische Hintergrundinfo dem Leser nicht vorenthalten werden sollte. Falls man das weiß oder will.

    Der Speckgürtel hat dafür hohe Einnahmen aus der Einkommensteuer, die ihre Bewohner in der SWer Großindustrie erwirtschafteten, aber in Dittelbrunn & Co wohnen - man baute dort dafür Hallenbäder & Veranstaltungshallen.
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  • Erich Spiegel
    Soviel zu Statistiken. Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Mit einer Statistik kann man Schlagzeilen machen, aber die Realität wird verzerrt abgebildet.
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  • Klaus Schröder
    H. Reinschauen, dann zeigen sie uns doch mal ihre Statistik zu diesem Thema. Bitte mit Hinweis, wer die erstellt hat und wann, danke.
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  • Fred Reinshagen
    @Klaus Schröder

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_kreisfreien_St%C3%A4dte_in_Deutschland

    Klicken Sie nun in der Spalte "Fläche" auf den oberen Pfeil:
    Nach SW kommen RO, Kaufbeuren, Schwabach, ...
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  • Klaus Schröder
    H. Reinshagen, was heisst das jetzt für Schweinfurt genau? Gibt`s keine Armut in Schweinfurt?
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  • Fred Reinshagen
    @Klaus Schröder
    Kommt auf die Statistik an! Einwohnerzahlen sind infolge unterschiedlich starker Eingemeindungen bei Gebietsreform (oder gar keiner wie SW) kein guter Vergleichsmaßstab - i. Ggs. zu Agglomerationen (die jedoch statistisch außer Ew.-Zahlen nicht erfasst sind)

    https://www.citypopulation.de/de/germany/agglo/

    Einwohner-Beispiel:
    SW-Stadt: 55.067 - SW-Agglo: 100.500
    BT-Stadt: 74.907 - BT-Agglo: 92.600

    Ew. Zahlen (Hauptwohnsitz) 31.12.23 Quelle Wikipedia

    Ursache 1: BT bekam i. Ggs. zu SW Eingemeindungen
    Ursache 2: BT als Uni-Stadt hat wie WÜ eine aufgeblasene EW-Zahl wg. Begrüßungsgeld für Studenten, wenn sie sich mit Hauptwohnsitz dort anmelden.
    Folge: Es gibt dort sehr viele Twens aber relativ wenig Kinder bzw. wenig Kinderarmut: In absoluten Zahlen! Nicht in relativen!

    Sowas sollte die MP-Redaktion recherchieren und als Hintergrund-Info bringen, was der zahlende Leser erwarten kann - oder die Finger ganz von Statistik-Artikeln lassen.
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  • Stefan Krug
    dafür das die Leut kein Geld ham
    ist MC Donald und Co. aber immer gut besucht
    besonders am Wochenende..
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  • Dietmar Eberth
    Familien mit Bürgeldbezug werden sie nicht bei McDonalds finden. Allenfalls vielleicht mal zum Kindergeburtstag.

    Sie werden benachteiligte Familien aber sicher bei der Tafel Schweinfurt finden. Da hat sich die Zahl der Bedürftigen in den letzten 20 Jahren verdreifacht.

    https://www.tvmainfranken.de/mediathek/video/tafel-schweinfurt-feiert-20-jaehriges-jubilaeum/
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  • Klaus Schröder
    H. Krug, sie scheinen ja jede Menge Geld zu haben, wenn sie jeden Tag im Mac sind.
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  • Hiltrud Erhard
    Was heißt konkret leben im Bürgergeldbezug?
    Bekommen die Kinder das Bürgergeld oder die Eltern zusätzlich zum Kindergeld noch Bürgergeld für die Kinder oder nur Bürgergeld für die Eltern.
    Wieviel der 15 jährigen haben keine Ausbildung oder eine abgebrochene? Wieviel der Empfänger sind in welcher Kategorie der Arbeitsfähigen, möglichen, Ukraineflüchtlinge, Asylbewerber etc eingruppiert.

    Die Zahl alleine ist doch nicht aussagefähig.

    Es braucht präzise Angaben.
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  • Dietmar Eberth
    Ruhig Blut und keine neue Sau durch das Dorf getrieben. Das Kindergeld wird auf das Bürgergeld angerechnet. Einfach erklärt:

    https://www.suedkurier.de/ueberregional/wirtschaft/geld-finanzen/buergergeld-kindergeld-anrechnung-wie-viel-wird-abgezogen-09-10-24;art1373668,11580042

    Es ist doch schon seit Jahrzehnten bekannt, daß Deutschland zuwenig in Bildung investiert und wird auch jedes Jahr durch die OECD beanstandet. Besserverdienende Familien kann das mit Geld kompensieren, Kinder von sozial benachteiligten Eltern haben "Pech" gehabt.
    https://www.swr.de/wissen/oecd-bildungsbericht-2024-deutschland-schlusslicht-100.html
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  • Erich Spiegel
    Zu wenig Bildung? Mittlerweile gibt es eine Akademiker Schwemme und zu wenig Handwerker. Es fehlt an der Wertschätzung für Handwerksberufe und der Bezahlung. Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich zwei junge Leute, Koch und KFZ-Mechatroniker, die sich weitergebildet haben zum Techniker. Da stimmt wenigstens das Gehalt. Auf Handwerk haben die nach eigenen Angaben keinen Bock mehr.
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  • Klaus Schröder
    War ja klar: " Der Antrag fand mit sieben Ja-Stimmen bei den Haushaltsberatungen im Haupt- und Finanzausschuss keine Mehrheit". Ich kann mir schon denken, wer da was dagegen hat, dass über dieses Thema diskutiert und damit öffentlich gemacht werden soll.
    Fr. Beringer, könnten sie bitte die Namen der oder den StadträtInnen noch bekannt geben, das wäre für die Stimmabgabe bei der nächsten Wahl vielleicht hilfreich, danke.
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  • Edgar Pröschel
    Bei den Kindern ist doch am leichtesten zu sparen, die beschweren sich doch nicht im Rathaus oder allg. bei der Politik und die wundert sich dann, dass die ihresgleichen wie zB Trump wählen bzw. zahlt die Rechnung dann x-fach später. Die deutsche Politik hat verlernt nach vorne zu schauen, trotz aller vorhandener Erkenntnisse, und versteckt sich lieber im verwalten, da kann man sich nichts vorwerfen lassen.
    Aber vielleicht findet sich ja hier ein Sponsor wie Lions Club , Kindertafel, crowed funding etc denen dieser Betrag die Zukunft dieser Kinder wert ist.
    Ch.Pröschel
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