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Schweinfurt
Ankerzentrum schließen: Schweinfurts SPD fordert wieder dezentrale Unterkünfte für Geflüchtete
Warum die Sozialdemokraten nicht wollen, dass der Vertrag über eine Zusatzfläche für 400 Personen in den Conn Barracks mit dem Freistaat verlängert wird.
Die SPD aus Stadt und Kreistag in Schweinfurt fordert die Schließung des Ankerzentrums in Geldersheim. Die Geflüchteten sollten besser wie früher in dezentralen Unterkünften versorgt werden.
Foto: HMB Media / Heiko Becker | Die SPD aus Stadt und Kreistag in Schweinfurt fordert die Schließung des Ankerzentrums in Geldersheim. Die Geflüchteten sollten besser wie früher in dezentralen Unterkünften versorgt werden.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 30.01.2025 02:41 Uhr

Das Thema Ankerzentrum in Geldersheim in den früheren Conn Barracks beschäftigt die Kommunalpolitik in der Region seit Jahren, insbesondere wegen des geplanten Ausbaus des rund 200 Hektar großen früheren US-Militärgeländes zu einem Industrie- und Gewerbepark für die Region. Ein Hindernis ist die Anker-Einrichtung des Freistaats Bayern für Geflüchtete sowie vor allem die Zufahrt zum Gelände.

Nun gibt es von der SPD-Stadtratsfraktion sowie der Kreistagsfraktion der Sozialdemokraten eine neue Forderung: Der Vertrag mit dem Freistaat über eine Teilfläche auf dem Gelände, das derzeit genutzt wird, um rund 400 Geflüchtete zu beherbergen, soll nicht verlängert werden. Derzeit verhandeln der Zweckverband und der Freistaat darüber, offiziell ist der Vertrag am 31. Dezember ausgelaufen.

"Auf welcher Rechtsgrundlage der Betrieb für diese Fläche seit dem Jahresbeginn betrieben wird, ist offiziell nicht bekannt", schreibt die SPD in einer Mitteilung. Wie in Bamberg fordere laut SPD der Freistaat auch in Geldersheim eine Verlängerung des Vertrages. "Für die SPD vor Ort ist allerdings eine Grenze erreicht", heißt es.

Für die Haltung gebe es mehrere Gründe. "Ankerzentren sind Massenunterkünfte, die erhebliche Nachteile mit sich bringen und in dieser Form – auch aus humanitären Gründen – abzulehnen sind", wird die Co-Fraktionsvorsitzende im Schweinfurter Stadtrat, Marietta Eder, zitiert. Die Ankerzentren seien eingerichtet worden, um die Asylverfahren effizienter zu machen, so die SPD. Die Realität sehe anders aus. "Das Konzept der Ankerzentren ist gescheitert", so der SPD-Stadtrat Peter Hofmann in der Mitteilung.

Aus Sicht der SPD sind dezentrale Unterkünfte in Stadt und Landkreis besser

Die Unterbringung der Geflüchteten in den beengten Verhältnissen in den Ankerzentren, teilweise bis zu einem Jahr, habe "negative Folgen für Bewohner und Bevölkerung, die bei dezentraler und humaner Unterbringung vermieden werden könnten." Vor allem für Kinder und Familien seien die Lebensbedingungen in den Zentren "nicht akzeptabel", so Eder.

Die Region Schweinfurt trage seit neun Jahren die Lasten der Geflüchtetenunterbringung weit überdurchschnittlich: "Damit muss nun Schluss ein. Es wäre ein wichtiges Zeichen, von den Massenunterkünften mit ihrem bekannten Konfliktpotentialen wegzukommen", so die SPD. Perspektivisch müsse auch in der Region die dezentrale Unterkunft das Mittel der Wahl sein.

Vorurteile in der Bevölkerung wachsen aus Sicht der SPD

Außerdem hat die SPD festgestellt, dass die Vorurteile und Ängste in der Bevölkerung wachsen. Die Kommunen, Sozialträger wie Ehrenamtliche hätten in der Betreuung der Geflüchteten in den vergangenen Jahren "Enormes" geleistet, so der SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende Stefan Rottmann in der Mitteilung. Doch nun seien die Grenzen erreicht. Es sei auch keine gute Situation, dass den Geflüchteten zu wenig Angebote gemacht würden, sich sinnvoll in der Gesellschaft zu integrieren, anstatt sie monatelang während des Asylverfahrens sich selbst zu überlassen, heißt es.

Die SPD fordert, die CSU-geführte Staatsregierung müsse die Kapazität des Ankerzentrums schnellstmöglich um ein Viertel reduzieren. "Ängste und Bedenken in der Bevölkerung sind vorhanden, werden instrumentalisiert und das darf nicht ignoriert werden", so Peter Hofmann.

Das Ankerzentrum schnellstmöglich zu schließen, sei auch für die Vermarktung der Conn Barracks von Vorteil, so die SPD. Man stelle außerdem fest, "dass die Bayerische Staatsregierung erneut wortbrüchig geworden ist, sei es in Schweinfurt oder auch in Bamberg". Es sei vereinbart gewesen, die Erweiterungsfläche nicht über den 31. Dezember hinaus zu nutzen, im Zweifel sollte das eingeklagt werden. Im Übrigen, so die SPD, würden "in allen anderen Bezirken in Bayern inzwischen Geflüchtete dezentral untergebracht." Nur in Ober- und Unterfranken werde das anders gehandhabt.

 
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  • Georg Brueckner
    Diese PM der SPD ist einfach nur verlogen. Man spielt beim Ankerzentrum schäbig mit den Emotionen der Menschen vor Ort. SPD schafft im Bund doch keinen Rückgang der Zuwanderer.
    Die SPD vor Ort in Stadt und Landkreis hat doch den Anker akzeptiert in dem man dem Erstzugriffsrecht auf die Conn-Fläche zugestimmt hat. Bei diesem Vertrag existiert die Ankereinrichtung doch gleichberechtigt neben der restlichen Fläche. Fakt ist, dass Stadt und Landkreis durch den Anker die sonst übliche dezentrale Unterbringungsquote von Flüchtlingen angerechnet bekommt. Heißt: Ohne Anker müssten in allen Gemeinden wieder Pfarrheime
    und Sporthallen für die Unterbringung herhalten. Dies mit den einhergehenden Problemen vor Ort. Will das der Landrat? Will das der Bürgermeister von Schonungen- wenn ja sollen sie auch sagen wie das realisiert werden soll.
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  • Robert Grünewald
    Im Wesentlichen geht es doch darum, wie Menschen integriert werden können. Ich kann nicht erkennen, wie zentrale Aufnahmeeinrichtungen hierbei sinnvoll sein können. Die Menschen werden darin viel zu lange nur aufbewahrt und die Probleme, die daraus erwachsen, kennen wir doch zu genüge. Im Übrigen war das von Anfang an schon die Kritik an diesen Ankerzentren und wir können heute durch Erfahrung sagen, dass die Kritik berechtigt war.

    Wenn wir nun also wissen, dass es so nicht funktioniert, warum sollten wir dann an diesem Konzept festhalten?
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  • Lutz Saubert
    Die Menschen in diesen Auffangeinrichtungen haben kaum Aussicht auf Erfolg ihres Asylantrages.
    Da geht es nicht um Integration.
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  • Robert Grünewald
    Selbst wenn das in jedem Fall zutreffend würde, wäre diese Art der Unterbringung in meinen Augen immer noch kontraproduktiv.
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  • Christian Schmitt
    Die SPD fordert ... Organisieren sollen es die Anderen.🤔
    Woher soll denn die Regierung Wohnungen bekommen? Die Regierung kann doch auch nur Mietwohnungen suchen und Angebote machen. Sie kann aber nicht von sich aus dafür sorgen, dass Wohnungen zur Verfügung stehen.
    Der Vorschlag von Migrationsforschern, um hier effektiver zu werden, ist übrigens genau andersherum. Nicht dezentraler, sondern noch zentraler. Genau ein Zentrum zur Unterbringung und eine Behörde die zuständig ist. Nach Anerkennung dann die Dezentralisierung, aber das ist auch jetzt schon so. Aber auch für die anerkannten Flüchtlinge ist es schwer geeignete Wohnungen zu finden.
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  • Guido Spahn
    Zentral oder dezentral - beide Formen der Unterbringungen lösen das grundsätzliche Problem nicht: Staat und Gesellschaft haben sich übernommen!
    Die Integrationsfähigkeit der Gesellschaft leidet ebenso, wie die Anwendung und die Durchsetzung des Asylrechts! Niemand muss mehr leisten und tragen, als er verkraftet! Alles andere wäre die klassische Überforderung! Diese Feststellung gilt auch für den Staat und die Gesellschaft! „Wir schaffen das“ ist in der Realität angekommen! Unser Land und unsere Gesellschaft wird auch mit ihren Möglichkeiten die Welt nicht retten können und „den Himmel auf Erden“ schaffen. Bei aller Rede von Verantwortung ist es wichtig zu beachten, dass Verantwortung niemals mit Weltrettung gleichgesetzt werden darf. Verantwortung und Nächstenliebe sind immer unmittelbar zu verstehen. Der NÄCHSTE ist nicht ALLE. Niemand kann überall gleichzeitig sein. Es braucht Maß und Vernunft und die Sorge um Sicherheit, Ordnung und Wohlstand bei uns!
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  • Erich Spiegel
    Die SPD sollte sich mal einsetzen, dass die Probleme an der Grenze endlich gelöst werden. Wenn man weiterhin finanzielle Anreize setzt dann braucht man sich nicht zu wundern wenn immer mehr Migranten kommen. Ich habe mich mit einem 95-jährigen Heimatvertriebenen unterhalten. Der kam aus Ostpreußen. Am Anfang hat er im Schweinestall gelebt. Was ist daran schlecht, wenn man dem Migranten das Nötigste gibt? (Gemeinschafts-Unterkunft, Essen, Bett, Kleidung, Medizin). Könnte die Gemeinschaftsunterkunft nicht von den Migranten selbst gereinigt werden oder muss eine Putzkolonne auf Staatskosten anrücken? Kann man Migranten nicht zu Hilfsdiensten in der Gemeinde heranziehen oder müssen sie zwingend gelangweilt in der Unterkunft rumhängen?
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  • Martin Deeg
    Unangemessene Ausdrucksweise.
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  • Dietmar Eberth
    "... wenn immer mehr Migranten kommen... "

    Sowohl die Anzahl der Asylanträge als auch die Zahl der unerlaubten Einreisen sind gesunken.

    "2024 wurden in Deutschland 250.945 Asylanträge gestellt, davon 229.751 Erstanträge. Das sind rund 29 Prozent weniger Asylanträge als 2023 (die Erstanträge sind um rund 30 Prozent zurückgegangen)."

    "Die Bundespolizei zählte im Jahr 2024 rund 83.000 "unerlaubte Einreisen" an den Grenzen. Das sind circa 36 Prozent weniger "unerlaubte Einreisen" als im Vorjahreszeitraum"

    https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/zahl-der-fluechtlinge.html
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  • Martin Deeg
    Ein Wettbewerb der Schäbigkeit, mit 1945 als Referenzpunkt.

    Weshalb kamen denn die Flüchtlinge aus Ostpreußen damals Ihrer Meinung nach - "finanzielle Anreize" können es ja nicht gewesen sein!
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  • Erich Spiegel
    Sehr verlogen von der SPD. Mit ihrer Aussage „Die Region Schweinfurt trage seit neun Jahren die Lasten der Geflüchtetenunterbringung weit überdurchschnittlich“ will man den schwarzen Peter an andere weiter reichen. Die SPD jammert über „unmenschliche Bedingungen“ in der Flüchtlingsunterkunft. Dann muss die SPD jedem Flüchtling eine Wohnung bauen und finanzieren. Oder man rückt ein bischen zusammen. Wieviel Flüchtlinge möchte den Frau Eder bei sich zu Hause aufnehmen? Selbst grüne Landräte und Bürgermeister sind angesichts der fehlenden Wohnungen geistig schon weiter als die SPD. Die edlen Ziele der SPD in Ehren aber es muss auch umsetzbar sein. Nicht der Bevölkerung was vorgaukeln und den schwarzen Peter anderen zuschieben.
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  • Dietmar Eberth
    "Dann muss die SPD jedem Flüchtling eine Wohnung bauen und finanzieren."

    Das ist Unsinn.
    Zb. Dresden:
    "Die Plätze der Stadt verteilen sich zu 63 Prozent dezentral auf Wohnungen und 37 Prozent zentral auf Wohnheime. Damit erfüllt die Stadtverwaltung die Vorgabe des Stadtrats, der festgelegt hat, dass mindestens zwei Drittel der Geflüchteten dezentral untergebracht werden sollen. Die Unterbringungsform wird zielgruppenspezifisch und unter Berücksichtigung individueller Bedarfe festgelegt. Das bedeutet: Familien, alleinstehende Frauen und besonders schutzwürdige Geflüchtete wohnen vorrangig dezentral, alleinstehende Asylbewerber grundsätzlich in Wohnheimen."
    https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2024/03/pm_017.php

    Das" System" Ankerzentrum ist gescheitert. Sobald der Staat als Betreiber auftritt - wie bei der BayernHeim auch - kann der Staat nicht mehr objektiv die Wirksamkeit beurteilen. Und nach über 5 Jahren betreibt kein anderes Bundesland Ankerzentren.
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  • Manfred Englert
    Sehen Sie es doch endlich ein, Herr Eberth, die Mehrheit unserer Bevölkerung lehnt das Vorgehen der SPD ab und somit ist die SPD gescheitert!
    Alles was diese Partei in Sachen Migration unternimmt ist reine Makulatur, die Grenzkontrollen wurden durch die BMin nur durch Druck von außen angeordnet und der Kanzler schwieg die meiste Zeit. Warum wohl? Hat er auch vergessen, für wessen Wohl er einen Eid geleistet hatte?
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  • Thomas Hemmerich
    Die SPD fordert, dass......
    Aber es wird kein Wort darüber verloren, wo die Flüchtlinge stattdessen untergebracht werden sollen und können. Dezentral klingt gut, aber wie wäre es mal mit einem praktikablen Beispiel.
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  • Frank Firsching
    Das zu organisieren ist Aufgabe der Regierung von Unterfranken. In Unterfranken gibt es drei kreisfreie Städte und neun Landkreise. In Würzburg, Aschaffenburg, Kitzingen, Lohr, Haßfurt, Bad Neustadt, Bad Kissingen, etc.. Da werden sich doch Unterkunftsmöglichkeiten finden, oder?
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  • Alfred Holler
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Thomas Ganzinger
    Wirklich?
    Daher mal die Frage an den Stadtrat Frank Firsching: wo sind denn bspw. Unterkunftsmöglichkeiten in der Stadt Schweinfurt?
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