Wo die Stadt ganz nahe an den Wald gerückt ist, wo über Jahrzehnte prächtige Eichen standen, werden Ende Oktober die Motorsägen dröhnen. Im Bereich "An den Eichen" zwischen dem Zeller Tal und dem Wildpark sind nach zwei heißen und trockenen Sommern 30 über 200 Jahre alte Eichen tot oder nahezu abgestorben. Und weil der Walderlebnispfad, der Waldkinderarten, die Rodelbahn, der Wildpark und die Spazier-sowie Wanderwege viele Besucher in den Naherholungswald locken, sehen die Förster der Stadt die Dringlichkeit des Handelns.
Die Rolle als "Totengräber und Sterbehelfer gefällt uns ganz und gar nicht", sagte bei einem Rundgang unterhalb des Wildparks Amtsleiter Florian Haensel – für sich, die beiden Revierförster Anton Goss und Andreas Hummel sowie das halbe Dutzend Forstwirte des städtischen Forstamts. Es tue schon weh, dass jetzt auch Eichen im besten Alter betroffen sei, also Bäume die vergleichsweise tief wurzeln und das Grundwasser nutzen. Doch die Sicherheit gehe vor. Förster Hummel habe sich jeden Baum angeschaut. An der Fällung führe kein Weg vorbei, führte der Amtsleiter aus.
Der Blick in die Kronen der betroffenen Bäume zeigte Mitte September kein Laub mehr oder vertrocknete Blätter. Letztere hatten heuer noch einmal ausgetrieben, ehe die Hitze und die Trockenheit ihnen ein Ende bereitete. Ein "Trostpflaster" sei, dass mit dem Stammholz noch gutes Geld zu verdienen sei – anders als bei vertrockneten Buchen, deren Stämme nur noch zum Heizen taugen würden. Und Geld braucht der Forst. Auch das städtische Amt ist derzeit ausschließlich mit der Aufarbeitung der Schäden beschäftigt, "wobei der rund 2000 Hektar große Stadtwald deutlich besser als der Wald der Nachbarn" in Schuss sei.
Mit der Wärme kommen neue Schädlinge
In dem Wald hinter dem Silvana-Freizeitbad überwiegt mit 60 Prozent der Anteil an Eichen. Nadelholz ist hier kaum zu finden. Buchen, Hainbuchen und Edellaubhölzer sorgen für eine standortgerechte Durchmischung – zumindest noch, denn auch Kronen der Esche sind kahl. Das Eschentriebsterben zwingt auch hier zu einer vorzeitigen Ernte.
Für das Sterben der Eichen macht Haensel die Trockenheit und steigenden Temperaturen auch deshalb verantwortlich, weil der Klimawandel Schwammspinner, Eichenprozessionsspinner oder etwa den Eichenprachtkäfer sich bestens vermehren und durch die länger werdende Vegetationsperiode öfters als in früheren Jahren Nachwuchs bekommen lasse. Fast jährlich kämen neue die Wärme liebende Schädlinge hinzu. Bislang kaum oder in unseren Breiten gar nicht bekannte Erkrankungen wie etwa durch Pilze seien weitere Herausforderung, denen sich der Wald zu stellen habe, in dem nach guten Mastjahren (etwa Eicheln, Bucheckern und Tannenzapfen) viele gestresste Bäume stünden.
Auch die Forstwirte der Stadt Schweinfurt sind seit dem letzten Sommer ununterbrochen am Fällen. Vor allem das Käferholz ist aus dem Wald zu holen. Summiert haben sich 2000 Festmeter, in der Mehrzahl Fichte. Seine Aussage, wonach das Forstamt nur bei Gefahr für den Menschen in den Naherholungsbereichen der Sicherheit absoluten Vorrang zugestehe, belegte Haensel nach kurzer Fahrt mit dem Auto bis zum Wald oberhalb der Straße Zell-Weipoltshausen.
Das Waldstück in Richtung Brönnhof ist nur über ausgefahrene Feldwege zu erreichen. Dort liegen auf dem Waldboden vor Jahrzehnten, vor Jahren und vor nicht allzu langer Zeit gefallene Bäume. Moos hat sich ausgebreitet. Der Specht hat Höhlen bevorzugt in Bäumen gebaut, die viel Totholz haben, aber noch leben. Einige Stämme sind nummeriert. Der Naturschutz erhofft sich von langfristigen Beobachtungen Aufschluss über den sich selbst überlassenen Wald.
Diese eine von vielen Öko-Flächen seien längst aus der Nutzung genommen. Schon alle seine Vorgänger im Amt hätten auf ein gesundes Mischungsverhältnis zwischen den Waldfunktionen geachtet und neben dem Wirtschaftswald Nuturschutzflächen und eben auch den stadtnahen Erholungswald zugelassen, den man nahezu gänzlich aus der Wirtschaftsplanung genommen habe und nur eingreife, wenn Gefahr drohe.