Die Stadt Schweinfurt erstreckt sich vom Baggersee im Süden bis zum Haardtwald oberhalb von Zell im Norden, von der Wern bei Geldersheim im Westen bis zum Höllenbach im Osten auf einer Fläche von 3570 Hektar. Der Waldbesitz der ehemals Freien Reichsstadt summiert sich auf 1850 Hektar, also auf eine Fläche halb so groß wie das gesamte Stadtgebiet. Wald hat Schweinfurt nicht nur auf der eigenen Gemarkung, sondern vor allem bei Hambach sowie rund um Weipoltshausen und Madenhausen, zudem bei Euerbach und Schwebheim, bei Üchtelhausen und Mainberg und – seit dem letzten großen Zukauf im Jahr 1962 – 362 Hektar im Saaletal zwischen Elfershausen und Bad Kissingen.
Seit April 1991 zeichnete für den städtischen Forst Amtsleiter Hans-Ulrich Swoboda verantwortlich, der jetzt mit Eintritt in den Ruhestand die Verantwortung an Florian Hensel übergeben hat. Mit Hensel und Swoboda war die Redaktion auf der Vorderen Haardt unterwegs, wo sich in den vergangenen Jahrzehnten der einst aufgeräumte Hochwald in Richtung Urwald mit kräftig wachsendem Unterholz entwickelt hat und so ein Vorzeigebeispiel für die mittlerweile übliche und vor wenigen Jahrzehnten noch kaum gepflegte Naturverjüngung ist.
Heute für übermorgen handeln
Am 1. April 1991 hatte Swoboda das Amt von seinem Vorgänger Armin Schleyer und damals vor allem die Aufarbeitung der Sturmschäden nach "Wiebke" übernommen. Der Diplom-Forstwirt kam aus der staatlichen Forstverwaltung und freute sich über den ansonsten guten Zustand des Stadtwalds und eine langfristige Aufgabe (ohne berufliche Versetzungen), die eigenständiges Handeln unter den Vorgaben des Stadtrats versprach ("und auch hielt").
In den Schneisen, die Wiebke in der Nacht auf den Rosenmontag 1990 gerissen hatte (20 000 Festmeter, vor allem Nadelholz), waren Kulturen anzulegen, ehe Swoboda den Schwerpunkt seiner Arbeit neben dem Alltagsgeschäft ab dem Jahr 1993 auf die Standorterkundung verlegte. Im Abstand von 50 Metern wurden Probebohrungen bis in eine Tiefe von einem Meter durchgeführt. Waren die Ergebnisse nicht eindeutig, rückte der Bagger an und grub größere Löcher. Die Aufzeichnungen zur Bodenbeschaffenheit und Feuchtigkeit sind noch heute neben den Wirtschaftsplänen die Grundlage für den Waldbau im städtischen Forst.
1997 warf ein Sturm bei Madenhausen 1500 Festmeter. Auch hier wurde bei der Aufforstung des wechselfeuchten Standorts neben der Eiche die Tanne gepflanzt, die sich nach der Schwefeldioxidreduzierung in ganz Bayern nun auch auf der Fränkischen Platte stabil entwickelte und heute zu den Baumarten zählt, die Trockenheit gut vertragen.
Spritzen, wenn Kahlfraß droht
Momentan sieht Swododa die Eiche mehr durch wachsende Fraßgesellschaften (Eichenwickler, Schwammspinner, Frostspanner und Eichen-Prozessionsspinner) als durch die Trockenheit bedroht, weshalb er hinter der Entscheidung steht, auf weniger als ein Prozent der Fläche des Stadtwaldes den Schwammspinner aus der Luft zu bekämpfen, wenn Kahlfraß drohe.
Kopfzerbrechen bereitet dem Förster außer Dienst der Klimawandel, denn viele Baumarten würden die Trockenheit auf Dauer nicht vertragen, auch Arten, die bislang als besonders stabil galten, darunter Linde und Hainbuche. Wie die zunehmende Wärme den Bäumen schade, so lasse diese die Insekten profitieren, die im weiter geschwächten Wald noch besser gedeihen würden, was auch für den Pilzbefall gelte, etwa für die Rusrindenkrankheit am Bergahorn.
Keinen Ärger wird Nachfolger Florian Hensel mit übenden Truppen der US-Armee haben. Die Aufarbeitung und Abrechnung der Manöverschäden am Brönnhof ab den 1950er bis Mitte der 1980er Jahre hatte dagegen Swododa ungezählte Stunden gekostet. 30 gefüllte Ordner waren die Grundlage für eine Ausgleichszahlung durch die Bundesrepublik an die Stadt in Höhe von über drei Millionen Euro. Mit der Army selbst habe zumeist ein gutes Verhältnis bestanden. Zäh sei dagegen die Zusammenarbeit mit den für die Schäden zuständigen Behörden gewesen, so Swoboda.
Mischwald hat Zukunft
Dass sich alles (Baumarten und Alterklassen) gemischt haben und er diese Entwicklung weiter vorantreiben wolle, sagt Florian Hensel, der zum Gang durch den Haardtwald Hund Walli mitgebracht hat. Der Forstoberrat, der in München und Weihenstephan studiert und nach dem Referendariat bei der bayerischen Forstverwaltung zuerst nach Tirol und dann zur Stadt Heidelberg für jeweils viereinhalb Jahre gegangen war, spricht von einer "spannenden Aufgabe" in einem Wald "mit viel Eichen". Auch seine Entscheidung für die Bewerbung in Schweinfurt fiel wegen der vergleichsweise großen Selbstständigkeit, die das Amt habe, und der voraussichtlich langen Zeit an einem Ort, während der man miterlebe, wie sich der Stadtwald entwickle.
Dort anfangen, wo Swoboda mit seiner "sehr guten Arbeit" aufgehört hat, will Hensel, der die Zusammenführung von Naturschutz und Erholung im stadtnahen Bereich reizvoll nennt und für dieses Thema bereits im Stadtwald von Heidelberg zuständig war.