
Dass das Vorhaben, erstmals eine Fläche für Windräder im Landkreis westlich der A71 und im Landschaftsschutzgebiet auszuweisen, für Diskussionen sorgen würde, war absehbar. Bei der jüngsten Sitzung des Kreistags war es nun so weit. Das Gremium sollte im Rahmen eines Anhörungsverfahrens eine Stellungnahme des Landkreises zu neuen Windkraftplänen des Regionalen Planungsverbands beschließen. Dabei kam es nun zu grundsätzlichen und kontroversen Diskussionen.
Wie berichtet, hat der Planungsverband Vorschläge für neue, sogenannte Vorranggebiete erarbeitet, auf denen künftig Windräder errichtet werden können. Dabei schlägt er auch mehrere Änderungen bei den Windkraftflächen im Landkreis vor. Nach dem Entwurf sollen fünf weitere Gebiete auf rund 435 Hektar dazukommen. Drei kleinere Gebiete sollen gestrichen werden.
Eine Fläche ist zwischen Großbardorf und Sulzfeld im Bereich Rothhof vorgesehen. Auf 248 Hektar sollen drei neue Flächen für den in Planung befindlichen Windpark Bildhäuser Forst ausgewiesen werden. Während diese vier offensichtlich nicht umstritten sind, sorgt die mögliche Ausweisung des fünften Vorranggebiets für Kontroversen.
Windräder stören die ökologische Funktion des Waldes
Die Fläche W101 ist 276 Hektar groß, trägt den Namen "Nordöstlich Schönau". Sie liegt im Bereich Lembachsberg und Schweinberg zwischen Unterelsbach, Schönau und Reyersbach und berührt die Gemeindegebiete von Oberelsbach, Bastheim und Schönau. Während die drei beteiligten Gemeinden die mögliche Ausweisung einstimmig befürworten, regte sich im Kreistag Kritik.
Schon in der Beschlussvorlage wurde darauf hingewiesen, dass sich die Fläche nicht nur in einem geschlossenen Waldgebiet befindet, sondern auch im Landschaftsschutzgebiet. Das erscheine nicht nur wegen der negativen Auswirkungen auf das geschützte Landschaftsbild problematisch. Unabhängig davon wird die Errichtung von Windkraftanlagen im Wald allgemein kritisch gesehen. Die wichtigen ökologischen Funktionen des Waldes in Zeiten des Klimawandels würden gestört. Ein Ausbau von Windenergie zulasten der Waldbestände sei damit selbst unter Aspekten des Klimaschutzes zumindest fragwürdig.
Unter den Kreisrätinnen und Kreisräten führte das Thema zu einer langen Diskussion über die Windkraft im Allgemeinen und das vorgeschlagene Windgebiet im Besonderen, mit kontroversen Meinungen, teils quer durch die Fraktionen. Lediglich aus den Reihen der Grünen kam einhellige Zustimmung zu den Windkraftplänen. Die größte Gefahr für den Wald seien die Folgen des Klimawandels und nicht die dringend benötigten Windräder, hieß es unter anderem.
Wünsche der Gemeinden oder Schutz des Waldes
Egon Sturm (Freie Wähler) forderte dagegen eindringlich, auf solche Anlagen "im Herz des Landschaftsschutzgebiets Bayerische Rhön" zu verzichten. Sein Fraktionskollege Michael Werner wies darauf hin, dass es keine einheitliche Meinung in der Fraktion gebe. Man sei sich in der Frage, das Landschaftsschutzgebiet für Windkraft zu öffnen oder sich gegen die Wünsche der betroffenen Gemeinden zu stellen, hin- und hergerissen. Für Eberhard Streit (Freie Wähler) oder Karola Back (CSU) hatte der Schutz des Waldes hier den Vorrang.

Die Schönauer Bürgermeisterin Sonja Rahm (Freie Wähler) wies darauf hin, dass sich die Verantwortlichen der betroffenen Kommunen die Entscheidung nicht leicht gemacht und in einer gemeinsamen Sitzung umfangreiche Abwägungen getroffen hätten. Durch die Ausweisung der gemeindeeigenen Flächen würden andere Bereiche ausgeschlossen und der Mehrwert bliebe bei den Kommunen. Zudem, so Rahm, handle es sich nicht um geschlossene Waldflächen, die erforderliche Zuwegung sei schon weitgehend vorhanden.
Wille der Kommunen hat Vorrang
Dass es in der Diskussion um eine Abwägung zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Kommunen und dem Schutz des Waldes gehe, machten sowohl Landrat Thomas Habermann als auch Christof Herbert (CSU) deutlich. Man sehe das Thema Windkraft im Wald sehr kritisch. So wiesen beide auf die ökologische Bedeutung des Waldes und die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Windanlagen hin. Beide zeigten aber auch Verständnis für das Interesse und den Wunsch der Kommunen, das finanzielle Potenzial der Windkraft zu nutzen. Entsprechend dem Selbstverständnis des Landkreises sollte man hinter den Willen der Kommunen zurücktreten.
Man solle nicht so weit gehen, Widerspruch gegen die Planung einzulegen, regte Habermann an. Dennoch sollte aber deutlich gemacht werden, dass man die Planung sehr kritisch sehe. Bei zwölf Gegenstimmen wurde ein entsprechender Beschluss gefasst. In einem weiteren Beschluss wurde bei sechs Gegenstimmen gefordert, die Hochlagen der Rhön als Land der offenen Fernen wie bisher von Windkraftanlagen freizuhalten.
Einerseits geforderter Schutz ungestörter Naturabläufe in großen nutzungsfreien Waldflächen. Andererseits sind im Widerspruch dazu, Windkraftwerke (WKW) im Wald neuerdings akzeptabel.
Sind die Standorte windreich? Diese vorrangige Frage wird nicht mehr behandelt. Offenbar wird ohne Rücksicht auf das Windangebot, die bayerische Landschaft mit uneffektiven WKW zugedeckt.
Bei guten Wetterlagen haben wir bereits ein Überangebot an erneuerbarer Energie. Es muss dann teuer über Entschädigung abgeschaltet werden. Wird noch teurer, wenn Abschaltprämien für noch mehr WKW anfallen.
Bei Windlosigkeit nützen auch tausend weitere WKW nichts. Dann muss teuer eingekauft werden.
Nicht der sinnlose Zubau von WKW, sondern der Zubau von Energiespeichern ist fällig.
Nach dem alten Spruch "Sonne und Wind kosten nichts" müssten sich die Energiepreise reduzieren. Steigende Energiepreise trotz hoher Subventionen sind unverständlich und wirtschaftsschädlich.
Windkraft gewinnt: Geht man davon aus, dass ein halber Hektar für eine Anlage gerodet wird, hätte diese Waldfläche pro Jahr theoretisch 2,7 Tonnen CO2 aufnehmen können. Im Gegensatz dazu spart eine typische Windkraftanlage nach einer exemplarischen Berechnung des Umweltbundesamts mindestens 3.600 Tonnen CO2 im Jahr.
https://correctiv.org/faktencheck/2019/09/27/eine-windkraftanlage-spart-mehr-co2-als-der-wald-der-fuer-sie-gerodet-wird/
Und wem geht es denn hier um die Natur? Wenn das so wäre, gäbe es in der Region wesentlich mehr Flora-Fauna-Habitatat- und Vogelschutzgebiete, die nach EU-Recht geschützt und somit vor Windparks sicher wären. Aber die wollte ja erst recht keiner, und wie ernst es vermeintliche Natürschützer wirklich meinen, sieht man, wenn es um Nationalparks und Biosphären-Reservate und ihre Schutzzonen geht.
bitte fügen Sie Ihrem Kommentar Quellen hinzu, vor allem für die Punkte, die Demar betreffen.
Mit freundlichen Grüßen
das Digitale Management der Main-Post