zurück
Bad Neustadt
Neue Flächen für Windenenergie: Main-Rhön wird Vorgaben wohl übererfüllen
Der Regionale Planungsverband Main-Rhön will mehr Windenergie möglich machen. Im Planungsausschuss wurde dazu jetzt das Vorgehen beraten.
Die Windkraft soll auch in der Region Main-Rhön ausgebaut werden. Darüber, wie die dazu benötigten Flächen ausgewiesen werden können, beriet jetzt der Planungsausschuss des Regionalen Planungsverbandes. 
Foto: Philipp von Ditfurth/dpa (Symbolfoto) | Die Windkraft soll auch in der Region Main-Rhön ausgebaut werden. Darüber, wie die dazu benötigten Flächen ausgewiesen werden können, beriet jetzt der Planungsausschuss des Regionalen Planungsverbandes. 
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 02.11.2024 02:34 Uhr

"Wir haben keine Zeit mehr!" Eine wesentliche Frage, ob die Industrie noch eine Zukunft am Standort Schweinfurt sieht, ist für Sebastian Remelé die schnelle Versorgung mit regenerativer Energie. Entsprechend leidenschaftlich trat der Schweinfurter Oberbürgermeister bei der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses des Regionalen Planungsverbandes Main-Rhön in Bad Neustadt für den schnellen Ausbau der Windenergie ein.

Sein Appell war ein Beispiel, das belegt, das Thema Windenergie hat eine ganz neue Dynamik entwickelt. Ihr schneller Ausbau wird als unerlässlich für eine erfolgreiche Energiewende und den Industriestandort gesehen. So hat sich auch die Bayerische Staatsregierung in ihrem Koalitionsvertrag 1000 neue Windkraftanlagen bis 2030 als Ziel gesetzt.

Zwischenziel in Main-Rhön schon seit 2014 übererfüllt

Für die Frage, auf welchen Flächen sich all diese Windräder einmal drehen dürfen, sind im Freistaat die Regionalen Planungsverbände zuständig. Sie müssen die Vorgaben des Bundes, die im Landesplanungsgesetz festgeschrieben sind, umsetzen. Bis 2032 hat der Freistaat mindestens 1,8 Prozent seiner Fläche für Windenergie bereitzustellen. Bis 2027 sollen in einem Zwischenschritt 1,1 Prozent erreicht werden.

Diese Vorgaben hat auch der Regionale Planungsverband für das Planungsgebiet Main-Rhön übernommen. Hier sind die Stadt Schweinfurt sowie die vier Landkreise Bad Kissingen, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt Mitglied. Bei der Sitzung des Planungsausschusses wurde nun über den aktuellen Stand bei der Änderung des Kapitels Windkraftanlagen im Regionalplan und damit das Erreichen der genannten Ziele zu beraten.

Dabei machte der Verbandsvorsitzende und Bad Kissinger Landrat, Thomas Bold deutlich, dass Main-Rhön als Vorreiter das vorgegebene Zwischenziel von 1,1 Prozent bis 2027 schon seit 2014 übererfüllt habe. Mit der Ausweisung von 2400 Hektar in 23 Vorranggebieten und 4300 Hektar in 41 Vorbehaltsgebieten liege man schon bei 1,7 Prozent. 

20 Vorschläge für neue Windparkflächen von den Kommunen

Das Ziel von 1,8 bis 2 Prozent der Fläche, also rund 7800 Hektar, solle – wie im Planungsausschuss zuvor verabredet - zunächst als ein Verfahren in zwei Schritten erreicht werden. So sollen zum einen die schon ausgewiesenen Gebiete erweitert und die bisherigen Vorbehalts- zu Vorranggebieten aufgestuft werden. Daneben sollen in einem mehrstufigen Prozess neue Flächen ausgewiesen werden, die von den Kommunen in Abstimmung mit dem jeweiligen Landkreis gewünscht und vorgeschlagen werden. Dass alleine mit diesen Flächen, die im vergangenen Jahr als grobe Zielmarke ausgegebenen 2000 Hektar erreicht werden können, stellt Stefanie Mattern klar.

Wie die zuständige Regionsbeauftragte für Main-Rhön deutlich machte, haben sie und ihre Kolleginnen und Kollegen zunächst in einem aufwändigen, mehrstufigen Verfahren die sogenannte Suchraumkulisse für die Festlegung der Vorranggebiete regionsweit erarbeitet. Seit eineinhalb Jahren würden jetzt die entsprechenden Vorschläge der Gemeinden in Absprache mit den Fachbehörden bearbeitet und geprüft. Es handle sich um rund 20 Flächen. Die Hälfte seien Neuausweisungen, die restlichen Erweiterungen der bestehenden Flächen. Insgesamt seien etwa 4000 Hektar in Bearbeitung. 

Erweiterung der Windkraftflächen in zwei Schritten

Auf allgemeine Zustimmung stieß der Vorschlag des Verbandsvorsitzenden, zur Beschleunigung des Prozesses, in zwei Schritten vorzugehen. So sollten zunächst die neuen, unstrittigen Vorranggebiete ausgewiesen werden. Das bezieht auch eine Erweiterung bestehender Gebiete ein. Dann könnten die jeweiligen Gemeinden schneller vorankommen. Erst in einem zweiten Schritt sollten bisherige Vorranggebiete und Vorbehaltsflächen überprüft, angepasst, erweitert und Letztere aufgestuft werden.

Ziel sei es, da waren sich Mattern und Thomas Bold einig, dass die Prüfungen für den ersten Schritt Anfang des kommenden Jahres abgeschlossen und dem Planungsausschuss ein Entwurf mit den neuen Vorranggebieten zur Abstimmung vorgelegt wird. Wird er gebilligt, folgen ein Anhörungsverfahren, an dem sich auch die Öffentlichkeit beteiligen kann. Dann kann der sichere Planungszustand für einzelne Flächen noch 2025 festgestellt und die ganze Planung zu einem späteren Zeitpunkt verbindlich werden

Für dieses Prozedere gab es nur Zustimmung aus dem Gremium. Allerdings regte Thomas Habermann an, bei der zu erwartenden Übererfüllung der Planziele nicht auch noch Vorreiter beim Tempo der Umsetzung zu werden. Wie der Rhön-Grabfelder Landrat gab auch sein Kollege aus den Haßbergen Wilhelm Schneider zu bedenken, wenn man möglicherweise mehr als zwei Prozent der Fläche für Windkraft ausweise und damit die Hausaufgaben des Freistaates erfülle, solle man das nicht nur "um Gotteslohn tun".  Auch Bold forderte mit einem Verweis auf den Netzausbau in seinem Landkreis und dem Landkreis Schweinfurt, wer eine Belastung trage, solle auch etwas dafür bekommen. Eine Anregung, die auch sein Schweinfurter Landratskollege Florian Töpper unterstützte.

Main-Rhön als "Modellregion Windkraft"

Beim Thema Geschwindigkeit vertrat der Schweinfurter Oberbürgermeister eine etwas andere Meinung. Remelé verwies auf die Bedeutung der Industrie und der gut bezahlten Arbeitsplätze in seiner Stadt für die gesamte Region und in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung des schnellen Ausbaus der Windkraft. Lediglich die Erfüllung des Plansolls sei nicht der richtige Weg. Main-Rhön solle lieber zur "Modellregion Windkraft" werden, so seine Anregung.

Dem wollte so niemand widersprechen. Landrat Thomas Habermann sah allerdings einen entscheidenden Fehler darin, nur auf die zu installierende Leistung zu blicken. Wenn man der Industrie helfen wolle, müsse man das komplette System sehen und viel mehr Kraft auf die Themen Netz und Speicherung verwenden, damit der gewonnene Strom auch ins Netz gebracht werden kann.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Neustadt
Haßfurt
Schweinfurt
Bad Kissingen
Mellrichstadt
Thomas Pfeuffer
Energie und Heizen
Florian Töpper
Sebastian Remelé
Stadt Bad Neustadt
Stadt Schweinfurt
Thomas Bold
Thomas Habermann
Wilhelm Schneider
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Gerhard Zwierlein
    wir gehören doch zu EG....ich bin mir sicher, dass der Strom von der EG billiger ist, als unser SÜD-LINK-schmarn mit den vergrabenen Milliardenkabeln. Wer soll das bezahlen - Unser Wirtschaftsstandort wird gerade durch diese Milliardengräben kaputt gemacht! Weil Seehofer und jetzt Söder Angst haben die Kabeln überirdisch zu führen, richten Sie unser Land wirtschaftlich zugrunde. Teure Energie und teure Lohnkosten. Eines könnten wir vielleicht wirtschaftlich überleben - beides sicherlich nicht. Da richten wir noch unsere letzten funktionierenden Wasseradern zugrunde....aber Wasser vom Bodensee für Bayern? Wahnsinn. Oder von Oberfranken ins Grabfeld. Wirtschaftlich der Wahnsinn. 50 Windräder für Rhön-Grabfeld- OK- nicht die ganz-Rhön - nur östlich der Saale-Streulinie- Drüben muss der Landrat noch den Viehabtrieb managen und den Kreuzberg freihalten. Wer nicht im Herzeige-Reservat lebt, kämpft mit Windrädern, Stromtrassen und Trinkwasserimport aus Oberfranken oder mit ner Deponie!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Willi Rößner
    Wenn kein Wind bläst, kommt kein Strom und Gaskraftwerke müssen einspringen. Wenn zuviel Wind bläst, wird gegen Entschädigung abgeschaltet. Das macht den Strom teuer.
    Wann und wie wird die Energie gespeichert? Die Landschaft mit Windrädern zupflastern ohne ausgleichende Energiespeicher vorzuhalten ist keine Perspektive für die Energiepolitik.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Eugen Endres
    Speicher werden gerade überall auf der Welt im grossen Stil gebaut. Auch in Deutschland und eben auch in Franken. Worauf wollen Sie hinaus? Um die profitabel betreiben zu können brauen wir mehr Erneuerbare, viel mehr. Im Moment würden schon die von der CSU um Jahre verzögerten Stromleitungen genügen, um die temporären Überschüsse zum Kunden zu bringen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jürgen Huller
    Wenn zu wenig Wind bläst, wird Strom am europäischen Strommarkt zugekauft. Und zwar dort, wo er am billigsten ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten