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SULZFELD/GROSSBARDORF
Windräder bei Großbardorf: „Sind die hoch, Mann!“
Reges Interesse: Zahlreiche Neugierige nutzten die Gelegenheit, sich die Windpark-Baustelle zwischen Großbardorf und Sulzfeld einmal mit eigenen Augen anzusehen.
Foto: FOTOs (3): Alfred Kordwig | Reges Interesse: Zahlreiche Neugierige nutzten die Gelegenheit, sich die Windpark-Baustelle zwischen Großbardorf und Sulzfeld einmal mit eigenen Augen anzusehen.
Von unserem Mitarbeiter Alfred Kordwig
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:58 Uhr

Ein kalter Wind pfeift am Sonntagnachmittag über die zwischen Großbardorf und Sulzfeld gelegene Anhöhe, auf der früher einmal der Rügshof stand. Regen- und Graupelschauer sind im Anmarsch. Kurzum: Bei so einer Witterung würde man nicht einmal den eigenen Hund vor die Haustüre jagen.

Das nasskalte Schmuddelwetter hält viele Neugierige trotzdem nicht davon ab, sich aus nächster Nähe den dort entstehenden Windpark anzusehen. Wann bekommt man dazu schon die Gelegenheit. Einige Schaulustige haben sogar ihre Vierbeiner dabei. Andere bringen ihre Kinder mit, um ihnen zu zeigen, was Ingenieurskunst heutzutage zu leisten vermag: Exakt 196 Meter hoch sind die riesigen Windräder, die gerade im Grabfeld gebaut und Ende des Monats ans Netz gehen werden. Damit überragen sie das Ulmer Münster mit seinem 162 Meter hohen Turm um 34 Meter.

„Sind die groß, Mann“ – die Reaktion eines vielleicht zehnjährigen Steppkes beim Anblick der mächtigen Windradmasten spricht Bände. Auch so mancher Erwachsener ist beeindruckt von der Höhe der Anlagen. „Von weitem sehen die gar nicht so groß aus, doch wenn man davor steht, verschlägt es einem glatt die Sprache“, so ein Mittvierziger während des gut einstündigen Rundgangs. Mittlerweile stehen drei der vier Windenergieanlagen. Das letzte soll im Laufe dieser Woche aufgestellt werden. Rein rechnerisch werden sie über 6000 Haushalte mit Strom versorgen.

An die 100 Interessierte fanden am Sonntag den Weg auf die Baustelle. Eingeladen waren die Gesellschafter der „Bürgerwindenergie Großbardorf - Sulzfeld GmbH“, die das Projekt finanziert. Grund für den ungewöhnlichen Termin: Aus Sicherheitsgründen darf die Baustelle unter der Woche während der laufenden Bauarbeiten nicht von Unbefugten betreten werden.

Informationen aus erster Hand lieferten nach der Begrüßung durch den Großbardorfer Gesellschafter Mathias Klöffel Projektleiter Hans-Gerhard Pfänder von der „Juwi Energieprojekte GmbH“ (Generalunternehmen für den ersten Windpark im Landkreis Rhön-Grabfeld) und Erich Wust, Geschäftsführer der „Bürgerwindenergie Großbardorf - Sulzfeld GmbH“ (Kaufmännische und technische Betriebsführung). Wirklich neue, über die bislang bekannten Informationen hinaus, gab es nicht allzu viele. Denn dass die freiwilligen Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften im äußerst seltenen Fall eines Brandes des Maschinenhauses nur zuschauen können, bis es wieder ausgeht, ist hinlänglich bekannt. Und dass ein Windrad am Ende seiner Betriebsdauer fast ebenso schnell ab- wie aufgebaut ist, ebenso. Am meisten beeindruckten die Baustellenbesucher ein paar Zahlen zu den Windrädern: Rund 650 Tonnen wiegt jede der vier Windenergieanlagen, davon alleine die Gondel 130 und die Nabe 60 Tonnen. Jedes Rotorblatt hat ein Gewicht von 12,3 Tonnen, sodass der 140 Meter hohe und 420 Tonnen schwere Turm ein Gewicht von über 220 Tonnen tragen muss. Im 1800 Tonnen schweren Fundament sind 700 Kubikmeter Beton verbaut, dazu kommen 70 Tonnen Bewehrungsstahl.

Dass ein Fundament nur vier Meter in die Tiefe reicht, erklärte Projektleiter Pfänder so: „Die Standfestigkeit wird hauptsächlich durch das Gewicht der Anlage sichergestellt, das von oben auf das Fundament drückt.“

Abseilen wie ein Bergsteiger

Ein paar interessante Details, die bislang nur „Insidern“ bekannt gewesen sein dürften, gab es dann aber doch noch. So ist es nicht ohne Weiteres möglich, mit dem kleinen Aufzug im Inneren des Mastes hinauf zur Gondel zu fahren. Dafür braucht es einen speziellen Führerschein. Sollte es während des Aufenthalts von Serviceleuten in der Gondel zu einem Brand oder einem anderen schwer wiegenden Zwischenfall kommen, besteht die Möglichkeit, sich entlang des 140 Meter hohen Mastes wie ein Bergsteiger abzuseilen. Auch dass ein 300 Stunden währender Probebetrieb vom Gesetzgeber vor der endgültigen Betriebsgenehmigung gefordert wird, erfuhren die Baustellenbesucher.

Am Ende wollte ein an Technik interessierter Besucher noch wissen, mit wie vielen Schrauben das extrem belastete Rotorblatt an der Nabe befestigt ist. Auch darauf hatte der „Juwi“-Projektleiter eine Antwort: Es sind genau 120 Stück.

Im Fokus: Die Windräder am Rothhof wurden am Sonntag genau ins Visier genommen.
| Im Fokus: Die Windräder am Rothhof wurden am Sonntag genau ins Visier genommen.
Informierten über die Baustelle: (von links): Hans-Gerhard Pfänder (Juvi), Erich Wust (Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld) und Mathias Klöffel (einer der über 200 Gesellschafter).
| Informierten über die Baustelle: (von links): Hans-Gerhard Pfänder (Juvi), Erich Wust (Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld) und Mathias Klöffel (einer der über 200 Gesellschafter).
 
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Kommentare
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  • H. E.
    So einige Aussagen seitens Geschäftsführung u.a. zum Projekt läßt erkennen,
    dass sich deren Verstand dringlichst eine TÜV-Untersuchung unterziehen sollte,
    bevor weiterer volkswirtschaftlicher Schaden fortgesetzt wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
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  • H. E.
    Durch die hohen Türme, werden auch die Strompreise hoch gehalten.

    Die Kosten dieser fragwürdige Energiewende müssen die Bürger tragen.

    WEA Brände Unfälle in Deutschland / Österreich siehe
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unfällen_an_Windkrafta...
    26.01.16: Altenbeken-Buke Gondel u. Rotor abgebrochen
    14.01.16: Uedem WEA-Brand
    27.12.15: Laar, WEA Brand
    20.11.15: Lind, Flügel abgerissen
    15.11.15: Ober Kostenz, Flügel abgerissen
    04.10.15: Prenzlau, Brand durch Explosion
    22.10.15: Arbeiter tödlich verletzt
    28.09.15: Storkow, Lift abgestürzt
    19.06.15: Nordsee Ost, Rotorblatt abgebrochen
    13.12.14: Koßdorf: 50t-Windrad umgefallen
    21.02.14 Möhnesee-Echtropp WEA Brand
    06.02.14: Hohen Pitz, Brand u.s.w.

    Aber was solls die Effizienz incl. Bürgerbeteiligung trägts mit...

    Der Vorteil ist: die "Freiland-Flackerlicht-Disco Großbardorf /Sulzfeld"
    macht sich ihren Namen; egal wie
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