
Wenn drei sich zusammentun, kann was Großes entstehen: Der Markt Oberelsbach und die Gemeinden Bastheim und Schönau wollen nicht nur bei der Energiewende zusehen, sondern aktiv werden. Dabei setzen die drei Kommunen auch auf die Windenergie. Gemeinsam möchten sie im Bereich Lembachsberg und Schweinberg zwischen Unterelsbach, Schönau und Reyersbach ein Waldgebiet (circa 363 Hektar) für den Bau von Windkraftanlagen ausweisen. Mit großer Mehrheit haben sich die drei Gemeindeparlamente bei einer gemeinsamen Sitzung dafür ausgesprochen, dem Regionalen Planungsverband Main-Rhön die Ausweisung dieser Flächen als Windenergiegebiet vorzuschlagen.
Bei einem Pressegespräch im Bastheimer Rathaus erläuterten Bürgermeisterin Sonja Rahm (Schönau) und ihre Amtskollegen Björn Denner (Oberelsbach) und Tobias Seufert (Bastheim) das Projekt, das in interkommunaler Zusammenarbeit verwirklicht werden soll. Die drei Ortsoberhäupter hatten, jeder für sich, schon vor einiger Zeit über den Einsatz von erneuerbaren Energien nachgedacht. Die Nutzung von Windenergie war aber wegen der Lage im Landschaftsschutzgebiet – dort waren Windräder bislang nicht erlaubt – nicht weitergedacht worden.
Was Windkraft attraktiver als PV-Anlagen oder Bioenergie macht
Als die drei Ende 2022 wieder einmal zusammensaßen, kamen sie auf die Windkraft zu sprechen, zumal von Gesetzgeberseite Windräder nun auch in einem Landschaftsschutzgebiet für zulässig erachtet wurden. Den letzten Anstoß zum gemeinsamen Handeln gab die Regierung von Unterfranken, die im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Regionalplans nach zusätzlichen Flächen für Windkraftnutzung suchte. Zugutekommt dabei, dass die Gemeinden über ausreichend Waldbesitz verfügen. "Da hätten wir das Heft des Handelns in der eigenen Hand. Unsere Gemeinden und Bürger können von der Windkraft profitieren", betonen Björn Denner und Tobias Seufert unisono. Und Sonja Rahm ergänzt: "Wir haben durch die Waldflurbereinigung bereits einen Teil der erforderlichen Infrastruktur".
Und warum setzt man gerade auf die Windkraft und nicht beispielsweise auf PV-Freiflächenanlagen? Seufert möchte auch die nicht ausschließen. Schließlich wachse der Energiehunger ständig. Bis 2035 wird eine Erhöhung des Energiebedarfs um 65 Prozent prognostiziert. Windräder seien allerdings effizienter als PV-Anlagen, es müssen keine Privatflächen herangezogen werden und der Flächenverbrauch ist verschwindend gering im Vergleich zu Freiflächenanlagen oder Bioenergie.
Nach der Absichtserklärung der Gemeinden ist der Regionale Planungsverband am Zug
Die drei Bürgermeister sind von den Vorteilen der Windenergieanlagen auf eigenen kommunalen Flächen voll überzeugt: Die Wertschöpfung bleibe in den Kommunen, das Projekt könne beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Überlandwerk Rhön umgesetzt werden. Wichtig ist den Dreien, dass von Anfang an die Bevölkerung mitgenommen wird.
Bei ihrer gemeinsamen Sitzung waren sie umfassend von Stefanie Mattern, der Regionsbeauftragten der Höheren Landesplanungsbehörde, informiert worden. Dabei wurde auch deutlich, dass das ins Auge gefasste Gebiet ausreichend weit von den Bebauungen entfernt ist und auch weitere Kriterien, wie Windgeschwindigkeit, Vogelschutz und weiteres geprüft wurden beziehungsweise werden. Nun liegt es am Planungsausschuss des Regionalen Planungsverband, ob die auch von der Regierung befürwortete Flächenkulisse tatsächlich verbindlich als Windenergiegebiet im Rahmen des aktuellen Fortschreibungsverfahrens in den Regionalplan aufgenommen und damit rechtliche Basis für den etwaigen Bau von Windrädern wird.
Keine Angst vor Gegenwind: Die Gemeindeoberhäupter wollen die Bürger frühzeitig mitnehmen
"Mit unserer Absichtserklärung haben wir das Projekt angestoßen und auf den Weg gebracht.", so Björn Denner. "Aber es ist noch ein langer Weg, bis zum Bau von Windkraftanlagen, für den wir einen langen Atem brauchen." Tobias Seufert ergänzt: "Ob, was und wann etwas gebaut wird, steht noch lange nicht fest."
Mit dem Landratsamt wurde das Vorhaben besprochen: "Der Königsweg ist die interkommunale Zusammenarbeit", sind sie überzeugt und betonen mit Nachdruck: "Wir wollen nicht nur zuschauen und nur Trassenland sein." Mit der Ausweisung als Windenergiegebiet würde auch der Netzausbau vorangetrieben, wodurch man für weitere Projekte attraktiv werde. Anfang 2025 will der Planungsausschuss endgültig entscheiden. Natürlich ist dem Trio bewusst, dass es Gegenwind geben kann. Jedenfalls wissen die Ortsoberhäupter ihre Gemeindegremien hinter sich und sind auch überzeugt davon, dass die Mehrheit ihrer Bürger mitziehen wird.