
In kaum einer Nacht wird so viel gefeiert und getrunken, wie an Silvester. Während in den Städten die ganze Nacht Straßenbahnen im Einsatz sind, sind öffentliche Verkehrsmittel auf dem Land rar gesät. Viele fragen sich dann, wie sie von einer Party wieder nach Hause kommen.
Wer Alkohol getrunken hat oder kein Auto besitzt, sucht nach Alternativen - zum Beispiel Taxis. Doch spontan ein Taxi rufen? Das ist an Silvester mit längeren Wartezeiten verbunden. Silvester ist für Taxi-Fahrerinnen und Taxi-Fahrer im Landkreis Rhön-Grabfeld eine arbeitsintensive und stressige Nacht.
Taxiinhaber Andreas Schagerl: Mit Alkohol "fallen alle Hemmungen"
"Die Leute rufen teilweise zwei bis drei Wochen vorher an, ob ein Auto frei ist", sagt Andreas Schagerl, Geschäftsinhaber von Taxi Breier. Schagerl besitzt insgesamt 14 Fahrzeuge, an Silvester sind davon aber nicht alle im Einsatz. "Wir können an Silvester nur sechs bis sieben Taxis fahren lassen, weil das Personal fehlt." Deshalb plane er dieses Jahr unter anderem mit drei Großraumtaxis für maximal acht Personen und zwei Taxis für bis zu sechs Personen.
Hinzu komme, dass Schagerl nicht alle Mitarbeitenden in der Silvesternacht einplanen könne. "An Silvester, wo viel getrunken wird, kommen gegenüber Fahrerinnen unterschwellige Bemerkungen oder Anzüglichkeiten, das möchten wir vermeiden", sagt er. Als Nachtfahrer setze er nur Männer ein, doch auch die hätten es schwer. "Wenn Alkohol im Spiel ist, da fallen alle Hemmungen. Deswegen habe ich viele Fahrer, die sagen, Silvester muss ich mir nicht antun, da feiere ich mit der Familie."
Kunden müssen mit Wartezeiten von ein bis zwei Stunden rechnen
Die hohe Nachfrage bedeutet längere Wartezeiten für die Kunden. "Es kann passieren, dass Leute ein bis zwei Stunden warten müssen, das ist dann leider so", sagt Schagerl. Vorbestellungen nehme er derzeit für zwei Taxis entgegen, doch auch da achte er darauf, dass die Fahrer nicht überlastet werden und genügend Zeit haben, um von einem Ort zum nächsten zu fahren. Ansonsten gilt: Die Aufträge werden so abgearbeitet, wie sie eingehen.
Längere Wartezeiten bestätigt auch Bodo Hinzen, Mitinhaber von Rhön Taxi mit Sitz in Bad Neustadt und Bischofsheim. Er rechne mit Wartezeiten von einer bis eineinhalb Stunden. Fahrten bis halb Drei könnten vorbestellt werden, danach werde mit den insgesamt fünf geplanten Taxis ohne Vorbestellung gefahren. Sein Tipp fürs nächste Jahr: Wer weiß, dass er in der Silvesternacht ein Taxi benötigt, sollte sich bereits zwei Wochen vorher beim örtlichen Taxiunternehmen nach der Auslastung erkundigen.

Die Feiernden sollten sich nicht darauf verlassen, dass am Taxistand in der Bad Neustädter Innenstadt ein Taxi steht. "Die Fahrer stehen in der Silvesternacht nicht, sie fahren einen Auftrag, dann winkt sie bereits der nächste ab", so Hinzen.
Silvester ist für die Bad Neustädter Taxiunternehmen nicht die umsatzstärkste Nacht
Trotzdem sind sich beide Taxiunternehmer einig: Silvester ist nicht ihre umsatzstärkste Nacht. Laut Hinzen habe Corona das Ausgehverhalten verändert: Viele würden zu Hause feiern, selbst fahren oder sich privat abholen lassen. Und auch Andreas Schagerl (Taxi Breier) beobachtet, dass der 25. Dezember, wenn alle zu ihren Familien fahren, oder auch große Festveranstaltungen umsatzstärker sind. "Silvester war früher mal umsatzstark, aber das hat sich gewandelt."

Die Frage, ob sich die Nacht finanziell lohnt, stelle sich laut ihm aber nicht. "Wir haben eine Verpflichtung, für andere da zu sein." Damit meint der Geschäftsinhaber von Taxi Breier die Beförderungspflicht. Taxis zählen zum öffentlichen Personennahverkehr und unterliegen hierzulande deshalb dem Personenbeförderungsgesetz.
Der Mobilitätsserivce Callheinz ist an Silvester bis 22 Uhr unterwegs
Tatsächlich sind in der Silvesternacht im Landkreis Rhön-Grabfeld vor allem Taxis im Einsatz. Öffentliche Verkehrsmittel, wie der im September neu gestartete Mobilitätsservice Callheinz, fahren über einen langen Zeitraum nicht. Das Ruftaxi Callheinz, das den östlichen Landkreis abdeckt, ist an Silvester wie an jedem Sonn- und Feiertag bis 22 Uhr unterwegs.
"Wir haben darüber gesprochen, ob wir die Zeiten anpassen, doch wir haben uns dazu entschieden, dem Fahrpersonal ruhige Feiertage zu ermöglichen, sodass sie die Zeit mit Freunden und Familie verbringen können", sagt Julia Katzenberger, Koordinatorin für ÖPNV-Projekte am Landratsamt. Geänderte Fahrzeiten gibt es an Neujahr, wo das Ruftaxi anstatt um 9 Uhr erst eine Stunde später gerufen werden kann.
Auch wer mit dem Zug fahren möchte, braucht einen langen Atem. So fährt der letzte Zug am 31. Dezember von Bad Neustadt in Richtung Münnerstadt um 23.05 Uhr, der nächste erst wieder um 05.50 Uhr. Für die Taxi-Fahrerinnen und Fahrer bedeutet das Stress. Um Mitternacht könnten sie eine Dreiviertelstunde durchatmen, bevor die Taxis bis in die frühen Morgenstunden weiterfahren, so Bodo Hinzen.