Es ist Dienstagmorgen. Im Besprechungsraum der Redaktion wird über alles Relevante im und ums Grabfeld diskutiert. Plötzlich fällt die Äußerung "Callheinz". Es klingt ein wenig wie der fränkische Ruf nach einem älteren Herren Mitte 60, mit gräulicher Halbglatze, Schnauzbart und kariertem Hemd – auf Hochdeutsch Karlheinz, oder fränkisch eben "Callheinz" –, der im Nachbarhaus wohnt und von dem man sich nur schnell ein paar Gartenwerkzeuge ausborgen möchte.
Während die Gedanken abdriften und anfangen zu kreisen, wer oder was denn "Callheinz" sein soll, bleibt noch hängen, dass es wohl nicht um den Nachbarn mit dem Gartenwerkzeug geht. Aber wer oder was zum Teufel ist dann "Callheinz"? Gibt es vielleicht einen Skandal im Steigerwald-Bezirk? Kann man unter der 32 16 8 in einsamen Stunden den schnuckeligen Schnauzbartträger Heinz anrufen? Also: "call Heinz", wie's auf Englisch heißen würde. Darauf hindeuten könnte die 0800er Nummer, die vorgewählt werden muss.
"Callheinz" weniger anrüchig als die Rosi der Spider Murphy Gang?
Aber natürlich ist ein Anruf bei Heinz weniger anrüchig als bei Rosi aus dem Lied der Spider Murphy Gang. Wenn jemand abhebt, kriegt man vielleicht doch einfach die Hilfe vom netten Rentner Heinz mit der Heckenschere aus Sulzdorf an der Lederhecke. Heinz kommt, hilft und geht.
Es dringen Wortfetzen durchs Gedankengeflecht, "Callheinz" soll auch per App buchbar sein. Per App? Also am Smartphone? Wie fortschrittlich. Der Rentnergedanken verfliegt langsam. Vielleicht ist Heinz ja auch eine künstliche Intelligenz, die bei drängenden Fragen oder Anliegen schnelle Abhilfe per blecherner Telefon-Stimme oder einer Art Bad Königshöfer Chat GPT im Internet darstellt. Klingt irgendwie verrückt. Aber mit dem Namen Heinz ist sie eben auch für ältere Menschen attraktiv und nahbar.
Ist "Callheinz" eine Gegenbewegung zur hippen Jugendsprache?
Vielleicht ist es auch etwas komplett anderes. Möglicherweise ist "Callheinz" auch ein neumoderner Gruß, den sich zwei aneinander vorbeilaufende Menschen auf dem Land zurufen, eine Art Gegenbewegung zur hippen Jugendsprache "Siu Digga". Oder ein verdeckter Hilferuf: Call Heinz – mit der Hoffnung, dass der Gegenüber die Polizei ruft. Mysteriös.
Fünf Minuten überschlagen sich die Gedanken im Kopf, was es mit "Callheinz" auf sich hat. Fünf Minuten, in denen alle anderen weiterdiskutieren und die Lösung mehrmals ausgesprochen haben, es aber in den Gedanken untergeht. Dann der klare Moment: "Callheinz" soll eine Lücke im Personennahverkehr schließen und Leute von A nach B bringen, wenn sie per App oder Telefon nach Heinz rufen. Dann aber hoffentlich wenigstens unter 32 16 8 auf dem Telefon oder per App-Pin zum Einloggen.
"Callheinz" kann laut Werbeprospekt übrigens auch das Elterntaxi ersetzen, ist also auch für Minderjährige geeignet. Wörtlich heißt es dort: "Bitte beachte, dass Kinder unter 6 Jahren nur mit einer Begleitperson im Alter von mindestens 6 Jahren mitfahren dürfen." Sechsjährige also als Babysitter für Fünfjährige?! Kann das stimmen? Ja, sagt das Landratsamt, kein Druckfehler. So sagt's das Gesetz. Das kann ja heiter werden. "Callheinz" hat immerhin Humor.