Nach zwei Jahren Corona-Pause sind vielerorts Raketen und Böller zu Silvester wieder erlaubt. Partyfreunde jubeln, Kliniken und Rettungsdienste allerdings blicken teils mit Sorge auf den Jahreswechsel. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft etwa mahnt eindringlich zur Vorsicht: Die Lage in den Kliniken sei durch die Infektionswelle und Personalausfälle ohnehin angespannt – zusätzliche Belastungen wie zahlreiche durch Feuerwerk Verletzte in den Notaufnahmen gelte es zu vermeiden. Und auch in Unterfranken appellieren Rettungsdienste an die Vernunft.
Die Nacht des Jahreswechsels sei mit Abstand die einsatzstärkste des Jahres, heißt es in einer Mitteilung des Kreisverbands Würzburg des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Deshalb bitte man alle Bürgerinnen und Bürger, auf zu viel Alkohol zu verzichten und vorsichtig mit Feuerwerkskörpern umzugehen. Zugleich würden die Rettungsdienste in der Region ihre Einsatzteams aufstocken. Beispielsweise seien das BRK, die Johanniter und die Malteser in Würzburg mit drei zusätzlichen Rettungswagen unterwegs.
Integrierte Leitstellen setzen zusätzliche Kräfte ein
Auch in der Integrierten Leitstelle (ILS) Würzburg werde die Nachtschicht erweitert und die ILS Schweinfurt setzt nach eigenen Angaben zu Silvester einen Rettungswagen mehr ein und beschäftigt eine zusätzliche Person in der Leitstelle. Nur: Wie funktioniert das, wenn Personal sowieso knapp ist?
Bei allen drei Organisationen (Malteser, BRK und Johanniter) gebe es hohe Krankenstände, sagt Stefan Krüger, Sprecher des BRK-Kreisverbands Würzburg. "Damit kämpfen wir." Bisher seien jedoch noch keine Schichten ausgefallen – auch, weil sich die Organisationen gegenseitig unterstützten und zum Beispiel mit gemischten Mannschaften in den Rettungswägen fahren würden, so Krüger. "Es ist außergewöhnlich viel, mehr als sonst in dieser Jahreszeit – aber wir kriegen es noch hin."
Und in den unterfränkischen Kliniken? In vielen Häusern ist die personelle Situation seit Wochen angespannt. Beispiel Uniklinik Würzburg (UKW): Hier fallen aktuell laut Sprecher Stefan Dreising rund acht Prozent der Mitarbeitenden krankheitsbedingt aus. Eine Urlaubssperre über die Feiertage, um etwa in den Notaufnahmen den Betrieb stemmen zu können, gebe es aber nicht.
Notaufnahmen soweit möglich entlasten
Dennoch rät der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Prof. Jens Maschmann, zur Vorsicht beim Silvesterfeuerwerk. "Gerade Verletzungen an den Händen und Armen oder am Kopf durch Böller führen dazu, dass Patientinnen und Patienten in die Notaufnahmen gebracht werden müssen", sagt Maschmann. Mit "besonnenem Verhalten" ließen sich solche Unfälle verhindern.
Bisher sei es dem Uniklinikum gelungen, die Notfallversorgung zu sichern – aber jede Entlastung sei nötig und helfe den Teams, die am Jahreswechsel Dienst hätten, so Maschmann. Wichtig sei deshalb auch der Hinweis, sich bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen, mit denen man im Normalfall eine Arztpraxis aufsuchen würde, an den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu wenden – "damit die Notaufnahmen und Rettungsdienste ihre Kräfte auf die lebensbedrohlichen Notfälle konzentrieren können".
Im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt hingegen blickt man ohne Bauchschmerzen auf den Jahreswechsel. Das Patientenaufkommen in der Notaufnahme sei zu Silvester "nicht um ein Vielfaches höher als in vielen anderen Nächten", sagt Sprecher Veit Oertel. Auch würden zwischen den Jahren weniger Patientinnen und Patienten für geplante Untersuchungen oder Eingriffe in die Krankenhäuser kommen. Und: In Schweinfurt sei der Krankenstand beim Personal seit den Weihnachtsfeiertagen leicht zurückgegangen.
Selber schuld