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Bad Neustadt
Von Kairo in die Rhön: Ägyptischer Augenarzt Dr. Mostafa Abousebei eröffnete eine Praxis in Bad Neustadt
Aus einer ehemaligen Hausarztpraxis wurde eine Augenarztpraxis. Was Mostafa Abousebei nach Bad Neustadt führte und wie er Künstliche Intelligenz einsetzen möchte.
Mostafa Abousebei betreibt in den Räumen der ehemaligen Hausarztpraxis Zauper seit dem 3. Februar 2025 eine augenärztliche Praxis. Er stammt aus Ägypten und lebt inzwischen mit seiner Familie in Bad Neustadt
Foto: René Ruprecht | Mostafa Abousebei betreibt in den Räumen der ehemaligen Hausarztpraxis Zauper seit dem 3. Februar 2025 eine augenärztliche Praxis. Er stammt aus Ägypten und lebt inzwischen mit seiner Familie in Bad Neustadt
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 07.02.2025 02:35 Uhr

Ein neuer Name am Briefkasten verkündet, dass es weiter geht in der früheren Hausarztpraxis Zauper in Bad Neustadt: Dr. Mostafa Abousebei eröffnete dort am Montag, 3. Februar, eine Augenarztpraxis, in der er sowohl privat als auch gesetzlich versicherte Patienten behandelt. "Die Nachricht hat sich mittlerweile herumgesprochen. Wenn wir die Tür nicht von innen zu machen, kommen bereits jetzt immer wieder Leute herein und fragen nach Terminen. Die vergeben wir aber erst ab Montag, 27. Januar", sagte Medizinische Fachangestellte Elke Scholz rund eineinhalb Wochen vor der Eröffnung im Gespräch mit dieser Redaktion.

"Es stimmt nicht, dass wir keine Patienten mehr aufnehmen. Wir fangen hier wirklich bei null an", dementiert Scholz derzeit kursierende Gerüchte. "Wer sich meldet, wird aufgenommen, sollte allerdings etwas Geduld mitbringen. Es muss sich alles erst einspielen". Scholz, Abousebeis Ehefrau Aida Mohamed, Amani Edibli und Katja Elting unterstützen den Augenarzt im Tagesgeschäft.

Der Landkreis Rhön-Grabfeld gilt als augenärztlich "drohend unterversorgt"

Dass der Ansturm auf dessen Praxis groß ist, liegt daran, dass der Landkreis Rhön-Grabfeld seit Dezember 2023 als mit Augenärzten "drohend unterversorgt" gilt. Im April 2023 zog sich Gabriele Szopa-Spötta aus ihrer Praxis in Bad Neustadt zurück. Mit Dr. Julia Katinka Müller-Richter fand sich zwar eine Nachfolgerin. Die behandelt allerdings nur Privatpatienten und gesetzlich Versicherte lediglich als Selbstzahler. Für Kassenpatienten bleiben im Landkreis nur noch die Bad Neustädter Praxis Dr. Pfister/Dr. Rauch und das Augen MVZ in Mellrichstadt, deren Kapazitäten aber auch begrenzt sind.

Nun ist mit Mostafa Abousebei ein weiterer Augenarzt in Bad Neustadt tätig. Ursprünglich stammt der Mediziner aus der ägyptischen Hauptstadt Kairo, wo er nach seinem Studium vier Jahre lang eine eigene Praxis führte. "Ich hatte in Ägypten bereits Deutsch gelernt", so Abousebei. "Eines Tages rief mich ein Kollege, ebenfalls Ägypter und mittlerweile in Albstadt in Baden-Württemberg tätig, an und fragte mich, ob ich mit ihm zusammenarbeiten möchte".

Katja Elting (links), Elke Scholz sowie Aida Mohamed und Amani Edibli (nicht im Bild) unterstützen Augenarzt Mostafa Abousebei in seiner Praxis.
Foto: René Ruprecht | Katja Elting (links), Elke Scholz sowie Aida Mohamed und Amani Edibli (nicht im Bild) unterstützen Augenarzt Mostafa Abousebei in seiner Praxis.

Er ergreift die Chance und zieht im April 2021 nach Deutschland, beantragt und erhält seine deutsche Approbation. Vor eineinhalb Jahren legt Abousebei seine deutsche Facharzt-Prüfung ab. "Ich möchte mein eigener Chef sein. Deshalb suchte ich nach unterversorgten Regionen in Bayern und Baden-Württemberg, um mich dort wieder als selbständiger Arzt niederzulassen", sagt der 38-Jährige.

In einer unterversorgten oder drohend unterversorgten Region sieht er größere Erfolgschancen für sich und hofft auf schnellere bürokratische Prozesse. Außerdem können Ärzte finanzielle Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) erhalten, wenn sie sich in einem solchen Gebiet niederlassen.

Die Wahl fällt nicht auf Kronach in Oberfranken, sondern auf die zweite Option – Rhön-Grabfeld. Zum einen, weil Abousebei Bad Neustadt gefällt. Zum anderen, weil der gläubige Muslim in der Nähe eine Moschee findet und weitere Muslime in der Region leben. Seit Anfang November wohnt Abousebei mit seiner Frau und den beiden Kindern, sie sind sieben und zwei Jahre alt, in Bad Neustadt.

Mostafa Abousebei möchte mit Künstlicher Intelligenz das Personal entlasten

Die Praxisräume in der Gartenstadt wurden in den vergangenen Wochen renoviert. Dort will Mostafa Abousebei alle gängigen augenärztlichen Untersuchungen durchführen. Auch Operationen möchte er anbieten, etwa bei Grauem oder Grünem Star oder altersbedingter Makuladegeneration. Der OP-Saal ist aber derzeit noch in Arbeit.

Um das Personal zu entlasten, will Abousebei ab April ergänzend Künstliche Intelligenz in seiner Praxis einsetzen. "Damit wird der Wunsch eines Anrufers, zum Beispiel ein Arztbrief, Rezept oder Termin, in Textform an das Personal übermittelt. Die Helferinnen können per SMS darauf antworten", erklärt der Arzt.

Termine können unter Tel. (09771) 3246 jeweils zwischen 8 und 12 Uhr von Montag bis Freitag vereinbart werden.

 
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  • Erich Spiegel
    @Dietmar Ebert: Manche wollen unsere Problem auf Kosten anderer Länder lösen. Sehr sozial! Die Abwerbung von ausländischen Fachkräften ist in den betroffenen Ländern ein Riesenproblem. Bsp. Albanien, siehe kapuziner.org/albanien-abwanderung-mit-dramatischen-folgen/. Also bitte erst mal schlau machen, bevor man einen suboptimalen Kommentar absondert.
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  • Erich Spiegel
    Schön, daß nun ein Arzt mehr da ist. Braucht man in Ägypten keine Ärzte? Vielleicht sollte Deutschland selber mehr Ärzte ausbilden und unsinnige Hürden wie Abiturnote 1 abschaffen. Auch mit Note 2 ist ein Student nicht doof.
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  • Georg Ries
    Was wollen Sie damit sagen?? Bei Augenärzten herrscht in NES Unterversorgung!
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  • Erich Spiegel
    Genauso wie ich es geschrieben habe
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  • Robert Grünewald
    Ich verstehe Ihre Frage nicht, ob man in Ägypten keine Ärzte brauche. Die Region ist unterversorgt, er hat die Qualifikation und den Willen hier eine Praxis zu eröffnen. Ist doch alles gut.

    Ich wünsche ihm viel Erfolg und bin dankbar, dass er mit seiner Familie da ist.
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  • Enno Nöth
    Der NC gehört nicht nur beim Medizinstudium, sondern komplett abgeschafft.
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  • Dietmar Eberth
    Wollen sie mit dem dummen Argument auch die Ausreise von deutschen Fachkräften ins Ausland verbieten obwohl diese viel mehr in Deutschland gebraucht werden?
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  • Erich Spiegel
    @Dietmar Eberth: was soll ihre Pöbelei, weil Ihnen meine Meinung nicht gefällt?
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  • Stefan Fuchs
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Ingrid Reichelt-Schölch
    Wir sollten dabei nicht vergessen, dass aufgrund des demographischen Wandels, auch bei Ärzten gibt es Babyboomer wie in anderen Branchen auch, schlicht nicht genug Nachwuchs auch für Note 2 da ist und sein wird. Oder: wer in Hausarztpraxen Augen und Ohren offen hat sieht oft, dass viele Menschen gern Verantwortung abgeben. Was man z.B. selbst kann, Blutzucker- o. Blutgerinnungsmessungen mit Geräten für wenig Geld, statt regelmäßig die Praxen zu bevölkern (Ausnahmen bei Risikofällen, teils älteren Menschen o.ä.).

    Wer ein Smartphone bedienen und daddeln kann, schafft auch das!

    Und: unser Gesundheitssystem - nicht nur wegen der Bürokratie, auch wg. Methoden, Strukturen inkl. Kassensystemen, wird zu Recht vermehrt in Frage gestellt. Sehr teuer, aber teils schlechter als in etlichen anderen Ländern, zu ineffizient, wenig ganzheitlich, zu wenig Beratung bes. Prävention. Kurz: überholt! Neu aufsetzen!

    Ich bin dankbar für den Mut, den Ärzte, gerade bei Einzelpraxenübernahmen zeigen!
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