
Kurzarbeit, Stellenabbau und Schließungen. Die Arbeitssituation im Landkreis und vor allem in der Industrie ist angespannt. Deutlich spürbar wurde dies im vergangenen Jahr mit der Ankündigung des Automobilherstellers Valeo, die Produktionsabteilung am Standort in Bad Neustadt im Sommer dieses Jahres zu schließen. Betroffen davon sind knapp 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich jetzt nach einem neuen Job umschauen müssen. Um möglichst viele davon aufzufangen und ihnen Perspektiven aufzuzeigen, hat die Agentur für Arbeit Schweinfurt mit Unterstützung der Stadt Bad Neustadt und dem Landkreis Rhön-Grabfeld eine Stellenbörse veranstaltet. Der Titel der Veranstaltung lautete "Zukunft.Technik.Neue Chancen". 18 Firmen aus unterschiedlichen Bereichen hatten sich dafür am vergangenen Mittwoch in der Stadthalle eingefunden.
Ein bunter Mix aus Unternehmen - Neue Chancen auch in neuen Bereichen?
Mario Fürst, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, hat die Stellenbörse mit initiiert. Bei der Auswahl der Firmen hat man sich an mehreren Punkten orientiert: "Zum einen haben wir geschaut, was bringen die Valeo-Beschäftigten mit, wo könnten sie gut unterkommen. Dementsprechend sind wir auf Unternehmen zugegangen und haben sie angefragt. Zum anderen haben wir geschaut, welche Firmen gerade Mitarbeiter suchen und an der Stellenbörse interessiert sind". Das Endergebnis – ein bunt gemixter Haufen an Unternehmen. Firmen wie etwa die Deutsche Post, BASF, die Jopp-Gruppe, WISAG oder Paccar waren vor Ort. Dementsprechend vielfältig waren auch die gesuchten Berufsfelder: Logistik, Verwaltung, Produktion, Reinigung und Technik.
Der ursprünglich angedachte Veranstaltungsort für die Stellenbörse war das Landratsamt, doch aufgrund der vielen Interessentinnen und Interessenten sei man in die Stadthalle ausgewichen, sagt Mario Fürst. Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner stellte die Stadthalle für die Veranstaltung kurzfristig kostenlos zur Verfügung. Er baut vor allem auf den Mittelstand in der Region: "Die Konjunktur schwächelt, aber der starke Mittelstand ist unser Rückgrat. Ich hoffe, dass uns dieser über die Krise bringt".
Pakete zustellen statt Teile produzieren
Einer dieser Mittelständler ist die Jopp-Gruppe, die ihren Stammsitz im Landkreis hat und mit einem Stand vor Ort war. Aktuell suche man dort allerdings eher Personal für die Verwaltung im kaufmännischen und technischen Bereich, nur vereinzelt in der Produktion, erklärt Sandra Schön, Personalleiterin bei Jopp-Automotive. "Die Gespräche sind trotzdem interessant, selbst wenn gerade keine passende Stelle offen ist. Wir als Jopp-Gruppe haben großes regionales Interesse, da wir schon lange hier im Raum aktiv sind. Fachkräfte aus der Region einzustellen und damit auch die Region zu stärken ist unser Ziel".
Die Deutsche Post sucht Mitarbeitende im Bereich der Zustellung und Logistik. Ein Arbeitsfeld, das sich von den vorherigen Tätigkeiten der Valeo-Mitarbeitenden stark unterscheidet. Doch gerade die Deutsche Post sei aufgrund ihrer Größe und der Tarifgebundenheit eine gute Option für die vom Stellenabbau Betroffenen, wie Matthias Pomp, Recruiter bei der Deutschen Post, erklärt: "Viele Personen in einer solchen Situation wollen eine sichere Zukunft und die können wir durch eine langfristige Anstellung bei uns bieten. Außerdem sind wir immer offen für Quereinsteiger und können aufgrund unserer Größe Jobs in Wohnortnähe vermitteln."
Zuversichtlich in die Zukunft
Auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist auch der Lkw-Hersteller Paccar, der ein neues Logistikzentrum in Maßbach baut. Dort benötige man Personal für 20 bis 25 Stellen im Bereich der Logistik, erzählt Kai Rohden, Manager von Paccar Distribution Center Massbach. "Die Bewerber benötigen nur einen Flurförderfahrzeugschein und Motivation." Dabei sei es völlig egal, ob bereits zuvor im früheren Job Berührungspunkte mit dem Bereich Logistik vorhanden waren oder nicht. "Wir wollen langfristig ein engagiertes Team in Maßbach aufbauen", so Kai Rohden.
Inwieweit die Stellenbörse erfolgreich war, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Mario Fürst bleibt zuversichtlich. "Ich glaube, der Tag heute hat gezeigt, dass großes Interesse bei den Unternehmen an der Region für neue Mitarbeitende vorhanden ist. Ich habe mitbekommen, dass viele Kontaktdaten ausgetauscht wurden und auch schon die eine oder andere Bewerbung über den Tisch gegangen ist", berichtet der Bereichsleiter der Agentur für Arbeit. Es bleibe zu hoffen, dass die Valeo-Mitarbeitenden sich von dem Schicksalsschlag erholen und wieder gut Fuß fassen in der Arbeitswelt.


