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Simonshof
Pornografische Videos im Altenheim: Verantwortliche im Simonshof erschüttert – emotionale Aufarbeitung in der Rhön
Im Gespräch berichten der Einrichtungsleiter und eine Caritas-Verantwortliche, wie man am Simonshof mit dem Fall umgegangen ist und was sich zukünftig ändert.
Stefan Gerhard, Einrichtungsleiter am Heimathof Simonshof, und Sonja Schwab, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste der Caritas, zeigen sich nach den Vorkommnissen in der Einrichtung betroffen.
Foto: Michael Endres | Stefan Gerhard, Einrichtungsleiter am Heimathof Simonshof, und Sonja Schwab, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste der Caritas, zeigen sich nach den Vorkommnissen in der Einrichtung betroffen.
Kai Kunzmann
 und  Michael Endres
 |  aktualisiert: 05.03.2025 02:48 Uhr

Ende Januar erschütterte der Fall einer 39-jährigen Pflegeassistentin die Region. Ihr wird vorgeworfen, im Alten- und Pflegeheim der Vill'schen Stiftung in Bad Neustadt während der Arbeit pornografische Videos für ein Online-Erotikportal erstellt und veröffentlicht zu haben. Zuerst publik gemacht hatte die Vorwürfe der auf Pflegethemen spezialisierte YouTuber Kevin Hartwig. Später wurde bekannt, dass die Frau ebenfalls im Heimathof Simonshof in Bastheim tätig war und mutmaßlich auch dort die Einrichtung als Drehort genutzt hat.

Wie die Einrichtung mit dem Fall umgegangen ist

Im Heimathof Simonshof geklingelt hatte das Telefon bei Einrichtungsleiter Stefan Gerhard am 29. Januar. Damals hatte ihn die Aufsichtsbehörde des Landratsamts Rhön-Grabfeld darüber informiert, dass der Name der im Fall Bad Neustadt beschuldigten Pflegekraft nun bekannt sei und diese derzeit wohl im Simonshof arbeite. "Ich habe sie sofort aus dem Dienst genommen", erklärt Gerhard im Gespräch mit dieser Redaktion.

Der Einrichtungsleiter hat nach dem Anruf die Pflegedienstleitung kontaktiert, die beschuldigte Pflegekraft aus dem Dienst genommen und sie zu den Vorwürfen befragt. "Diese hat sie dann ja mehr oder weniger auch eingeräumt", sagt Einrichtungsleiter Gerhard. Die Frau sei "sehr aufgelöst" gewesen.

Die Aufsichtsbehörde am Landratsamt hatte gegenüber der Caritas als Träger des Simonshofs am 29. Januar ein temporäres Beschäftigungsverbot für die Frau ausgesprochen.

Caritas hat Anzeige erstattet

"Aber, unabhängig davon, ob es ein Beschäftigungsverbot gegeben hätte oder nicht, hätten wir sie von dem Zeitpunkt an aus dem Dienst genommen", erklärt Sonja Schwab, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste im Caritasverband für die Diözese Würzburg. Die Vorwürfe seien so schwerwiegend, dass sie erst geklärt werden müssten.

Einer 39-jährigen Pflegehilfskraft wird vorgeworfen, unter anderem im Heimathof Simonshof pornografische Videos während der Arbeit gedreht und veröffentlicht zu haben.
Foto: Michael Endres | Einer 39-jährigen Pflegehilfskraft wird vorgeworfen, unter anderem im Heimathof Simonshof pornografische Videos während der Arbeit gedreht und veröffentlicht zu haben.

Wie die Verantwortlichen des Vill'sche Altenheims in Bad Neustadt haben auch die Zuständigen des Simonshofs gehandelt und Anzeige erstattet. Da anfangs nicht bekannt gewesen sei, ob ein Teil der Videos in der Bastheimer Einrichtung entstanden ist, habe man sich so entschieden. Die Caritas bestätigt, dass der betreffenden Mitarbeiterin inzwischen gekündigt wurde.

Welche Aufgaben hat die Beschuldigte im Simonshof übernommen?

"Natürlich ist man geschockt", zeigt sich Schwab im Gespräch betroffen. Auch für die Kolleginnen und Kollegen im Pflegebereich der Einrichtung kam die Nachricht überraschend. Diese seien erschüttert gewesen. "Wir arbeiten sehr eng zusammen. Da ist es ganz wichtig, dass man sich gegenseitig vertraut", sagt Schwab.

Die Beschuldigte war im Simonshof als Pflegehilfskraft tätig. Die 39-Jährige habe überwiegend unterstützende Tätigkeiten übernommen. "Sie hat auf Anleitung Bewohnern aus dem Bett geholfen, sie im Bett gelagert, in den Rollstuhl gesetzt, zum Essen gefahren, beim Toilettengang unterstützt sowie beim An- und Ausziehen geholfen", erklärt Schwab.

"Das Team wäre nicht so stark geschockt gewesen, hätte es im Vorfeld Auffälligkeiten gegeben."
Sonja Schwab, Leiterin Soziale Dienste der Caritas

Laut den Caritas-Verantwortlichen arbeite man zwar in Zweier-Teams, bestehend aus Pflegefach- und Pflegehilfskraft, "aber in der direkten Pflege ist es eher selten, dass man zu zweit durch alle Zimmer geht", so Schwab: "Das Team wäre nicht so stark geschockt gewesen, hätte es im Vorfeld Auffälligkeiten gegeben." Die beschuldigte Pflegehilfskraft habe stets ihre Aufgaben erfüllt.

Einzelfall: Pflegekraft dreht an Arbeitsort pornografische Videos

"Das ist ein Einzelfall und das muss es auch bleiben. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass man das aufarbeitet", sagt Schwab. Über die Vorwürfe wurde das Team der Einrichtung unmittelbar nach Bekanntwerden bei einer Versammlung informiert. Die Bewohner wurden durch einen Aushang in Kenntnis gesetzt.

Laut Gerhard gibt es eine Telefonnummer, bei der sich Bewohner und deren Angehörige direkt bei ihm melden können. "Bisher kamen keine Anfragen von Angehörigen", sagt er. An den darauffolgenden Wochenenden seien außerdem weitere Führungskräfte als Ansprechpartner vor Ort gewesen.

Restrisiko bleibt: So will man zukünftig handeln

Aktuell ermittelt zu dem Fall die Kriminalpolizei Schweinfurt. Der Inhalt der Videos ist laut Florian Leimbach, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, Gegenstand der Ermittlungen. 

Für die betroffenen Einrichtungen wiegt vor allem der ethische Aspekt der Handlungen schwer. "Bei uns verbringen Menschen ihren letzten Lebensabschnitt. Es ist ihr Zuhause. Da sollen sie sich sicher und gut versorgt fühlen", sagt Schwab. Sie verweist auf das "christliche Menschenbild", das bei der Caritas als Grundlage für alles Tun und Handeln steht. Das Verhalten der Pflegekraft bezeichnet sie als "moralisch und ethisch sehr verwerflich". 

Zukünftig wolle man im Simonshof kleinere Anpassungen an Arbeitsabläufen vornehmen. Umfassende Umstellungen werde es aber nicht geben. Man wolle das Personal für den Umgang mit dem Smartphone am Arbeitsplatz sensibilisieren. "Es werden keine Videos gedreht", sagt Schwab deutlich. Es sei selbstverständlich, dass man von der Arbeit aus nicht live streame.

Bei der Caritas überprüfe man Bewerberinnen und Bewerber "nach bestem Wissen und Gewissen", darauf, welchen Eindruck die Person macht, so die Verantwortlichen. Einrichtungsleiter Stefan Gerhard sagt aber auch: "Ein Restrisiko werden sie immer haben."

 
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Kommentare
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  • Christa Bullmann
    ....Sie verweist auf das "christliche Menschenbild"...

    Da hat die katholische Kirche schwerwiegendere Fälle begangen die dann zum Großteil verjährt sind.

    MfG

    Johannes Bullmann MPA
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