
Der Fall der 39-jährigen Pflegeassistentin, die während ihrer Arbeit in einem Bad Neustädter Pflegeheim pornografische Videos für ihren Account auf einem Online-Erotikportal erstellt und veröffentlicht haben soll, zieht im Landkreis Rhön-Grabfeld weitere Kreise. Inzwischen ist klar: Nach ihrer Beschäftigung im Stiftungs- Alten- und Pflegeheim Bad Neustadt, auch bekannt als Vill'sche, war die Frau auch im "Heimathof Simonshof" in Bastheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) tätig – und dort bis Mittwoch, 29. Januar, im Dienst.
Der Bad Neustädter Fall hat inzwischen bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. YouTuber Kevin Hartwig hatte die Ermittlungen ins Rollen gebracht. Der 31-jährige gelernte Pfleger und Content Creator prangert Datenschutzverstöße in den sozialen Medien aus dem medizinischen Bereich an und war von Nutzern auf das Tun der Pflegekraft aufmerksam gemacht worden.
Seit Oktober 2024 war die 39-Jährige im Heimathof Simonshof beschäftigt
In Hartwigs Beitrag finden sich Ausschnitte aus Videos der Beschuldigten, die sie auf mindestens einem Erotikportal veröffentlicht haben soll. Zu sehen ist beispielsweise, wie sich die Pflegeassistentin in Patientenzimmern und -bädern auf verschiedene Arten entblößt, sexuell anzüglich in die Kamera spricht und zum Teil Patienten in diese Gespräche einbezieht.
Unabhängig von den Vorwürfen war die 39-Jährige seit vergangenem Jahr nicht mehr im betroffenen Bad Neustädter Stiftungs- Alten- und Pflegeheim angestellt. Inzwischen ist klar, dass sie seit Oktober 2024 im Heimathof Simonshof beschäftigt war. Für eine Stellungnahme war sie nicht zu erreichen.
Die Kriminalpolizei Schweinfurt sichtet derzeit das Video-Material
"Auch in der Einrichtung am Simonshof ist es ersten Ermittlungen nach zur Erstellung von Videos gekommen", so Florian Leimbach, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Diese seien gesichert worden und würden aktuell gesichtet. Die Kriminalpolizei Schweinfurt stünde derzeit in engem Austausch mit der Einrichtungsleitung am Simonshof sowie mit der fachlichen Aufsichtsbehörde am Landratsamt Rhön-Grabfeld. "Nach bisherigem Kenntnisstand" sei in den Simonshof-Videos "kein Bewohner der Einrichtung zu sehen oder zu hören", so Leimbach weiter.
Sollte sich das bestätigen, wäre das Handeln der 39-Jährigen im Simonshof, juristisch gesehen, möglicherweise anders zu bewerten als in der Vill'schen. Dort soll es zu Filmaufnahmen gekommen sein, auf denen Bewohner ohne ihr Wissen zu sehen oder zu hören waren, weshalb die Kriminalpolizei Schweinfurt wegen der "Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen" und wegen der "Verletzung der Vertraulichkeit des nichtöffentlich gesprochenen Wortes" ermittelt.
Seit 29. Januar gilt ein temporäres Beschäftigungsverbot
Diese Redaktion berichtete erstmals am 28. Januar online über den Fall. Der Einrichtungsleiter des Heimathof Simonshof, Stefan Gerhard, habe am 29. Januar seitens der Aufsichtsbehörde des Landratsamts Rhön-Grabfeld von den Vorwürfen gegen eine Mitarbeiterin der Einrichtung erfahren, so die Pressesprecherin des Caritasverbands für die Diözese Würzburg, Anna-Lena Herbert. Die Caritas ist Träger des Heimathof Simonshof.
Die Aufsichtsbehörde am Landratsamt sprach am 29. Januar ein befristetes Beschäftigungsverbot aus. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe sei die Mitarbeiterin vor Ort vom Dienst freigestellt worden, so Herbert weiter. Auch seien die Vorwürfe unverzüglich der Staatsanwaltschaft gemeldet worden. "Der Caritasverband für die Diözese Würzburg bereitet als Träger des Heimathofs Simonshof derzeit weitere arbeitsrechtliche Schritte vor."
Betroffenheit beim Caritasverband angesichts der Vorwürfe
Der Heimathof Simonshof ist eine Einrichtung für Wohnsitzlose mit derzeit 78 Bewohnern. Angegliedert ist das Pflegeheim Camillus Haus mit 74 aktuell belegten Plätzen, in dem die Frau laut Herbert beschäftigt war.
Beim Caritasverband sei man entsetzt und betroffen angesichts der Vorwürfe gegen die Mitarbeiterin. "Im Sinne der Aufklärung arbeiten wir eng mit allen beteiligten Behörden zusammen", so Angela M. Lixfeld, Leiterin der Abteilung Verband und Personal. Zeitgleich sei es dem Verband sehr wichtig, die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die übrigen Mitarbeitenden der Einrichtung in der aktuellen Situation bestmöglich zu begleiten, heißt es in einer schriftlichen Presseerklärung.
Derweil gingen bei YouTuber Hartwig zahlreiche Nachrichten von Mitarbeitenden beider betroffenen Rhöner Einrichtungen ein: "Ich freue mich natürlich, dass man einen gewissen Erfolg hat, dass Patienten geschützt werden." Für kommende Woche plant Hartwig ein neues Video zu den Vorgängen.