zurück
Bad Neustadt
Nach Erotik-Videos im Altenheim: Caritas kündigt Pflegekraft, Kriminalpolizei ermittelt weiter
Ein YouTuber deckte massive Datenschutzverstöße auf: Eine Pflegerin filmte sich in Altenheimen und teilte die Videos online. Jetzt folgte die Kündigung durch die Caritas.
Die Kriminalpolizei Schweinfurt ermittelt weiter gegen eine 39-Pflegeassistentin, die in Altenheimen in Rhön-Grabfeld pornografische Videos erstellt, veröffentlicht und dabei Persönlichkeitsrechte von Bewohnern verletzt haben soll. 
Foto: Getty Images, Montage:MP (Symbolbild) | Die Kriminalpolizei Schweinfurt ermittelt weiter gegen eine 39-Pflegeassistentin, die in Altenheimen in Rhön-Grabfeld pornografische Videos erstellt, veröffentlicht und dabei Persönlichkeitsrechte von Bewohnern ...
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 24.02.2025 02:31 Uhr

Die 39-jährige Pflegeassistentin, die während ihrer Arbeit in zwei Rhön-Grabfelder Pflegeheimen pornografische Videos erstellt und auf einem Erotik-Portal veröffentlicht haben soll, ist gekündigt. Das teilte die Pressesprecherin des Caritasverbands für die Diözese Würzburg, Anna-Lena Herbert, auf Anfrage dieser Redaktion mit. Die Caritas ist Trägerin des Heimathofs Simonshof, in dem die Pflegekraft zuletzt gearbeitet hat.

Die pornografischen Videos der Pflegehelferin haben bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen Anfang Januar YouTuber Kevin Hartwig. Der 31-jährige gelernte Pfleger und Content Creator prangert Datenschutzverstöße in den sozialen Medien aus dem medizinischen Bereich an. In Hartwigs Beiträgen über die Pflegerin finden sich Ausschnitte aus Videos der Beschuldigten. Zu sehen ist, wie sich die Frau in Bewohnerzimmern entblößt, sexuell anzüglich in die Kamera spricht und zum Teil Bewohner in diese Gespräche einbezieht.

Weshalb sich das Beschäftigungsverbot mit der Kündigung erledigt haben müsste

Der Einrichtungsleiter des Heimathofs Simonshof, Stefan Gerhard, hatte laut Caritas am 29. Januar durch die am Landratsamt Rhön-Grabfeld angesiedelte Fachstelle FQA, früher Heimaufsicht, von den Vorwürfen erfahren. Unmittelbar danach sei die Mitarbeiterin vom Dienst freigestellt worden, so Caritas-Sprecherin Herbert Ende Januar. Damals wurden seitens des Caritasverbands arbeitsrechtliche Schritte in Aussicht gestellt. Inzwischen ist die Frau gekündigt.

Praktisch hinfällig dürfte damit auch das auf drei Monate befristete Beschäftigungsverbot sein, das die Fachstelle FQA Ende Januar ausgesprochen hatte. Erlassen wird ein solches Beschäftigungsverbot gegenüber einer betroffenen Einrichtung, nicht gegenüber einzelnen Personen. "Grundsätzlich wird vor Auslauf der Frist geprüft, ob das Beschäftigungsverbot weiterhin erforderlich ist oder sich die Angelegenheit bereits anderweitig erledigt hat", so Christian Hüther, Sprecher des Landratsamts Rhön-Grabfeld. Sollte die Person in eine andere Einrichtung im Landkreis Rhön-Grabfeld wechseln, wäre nach entsprechender Kenntnis in diesem Fall ein Beschäftigungsverbot durch die FQA zu prüfen, so Hüther weiter. Für ein mögliches Berufsverbot ist die Regierung von Unterfranken zuständig.

Die Polizei zum derzeitigen Kenntnisstand: "Keine weiteren Einrichtungen betroffen"

Seitens der Kriminalpolizei Schweinfurt heißt es, es sei "zeitnah" mit einem Abschluss der Ermittlungen und einer "Abgabe an die Staatsanwaltschaft Schweinfurt" zu rechnen, so Polizeisprecher Florian Leimbach. Der Inhalt der Videos ist laut Leimbach noch Gegenstand der Ermittlungen. Zusammenfassend lasse sich aber sagen, "dass die Tatverdächtige sexuelle Handlungen an sich selbst vorgenommen" habe.

Entstanden sind die Videoausschnitte mutmaßlich in den Altenheimen Stiftungs- Alten- und Pflegeheim Bad Neustadt, auch bekannt als Vill'sche, sowie im Heimathof Simonshof in Bastheim. Nach derzeitigem Sachstand seien darüber hinaus "keine weiteren Einrichtungen betroffen". Wie viele Videos gesichtet würden, wollte die Polizei "aus ermittlungstaktischer Sicht sowie zum Schutz der Persönlichkeitsrechte" nicht sagen.

Wurde die Streamerin von der Polizei direkt am Pflegeheim abgeholt?

Ermittelt würde nach wie vor wegen "Verletzungen der Persönlichkeitsrechte", so Leimbach. Relevant ist für die Polizei also vor allem die Tatsache, dass in den Filmaufnahmen Bewohner ohne ihr Wissen zu sehen oder zu hören waren. Wobei bislang "kein Geschädigter aus der Einrichtung am Simonshof" festgestellt werden konnte, so der Polizeisprecher. Hinsichtlich der Vill'schen war zuletzt von der Verletzung von Persönlichkeitsrechten von zwei Personen die Rede gewesen.

Kevin Hartwig hat mittlerweile insgesamt fünf "Enthüllungsvideos" rund um die Vorfälle in Rhön-Grabfeld auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht. "Pflegeheim-Skandal weitet sich aus: Polizei ertappt Streamerin am neuen Tatort!" titelte er in seinem vierten Beitrag. Darin heißt es, die Beschuldigte habe am Arbeitsplatz Besuch der Kriminalpolizei erhalten. Ein Vorfall, den Sprecher Leimbach nicht bestätigt: "Die Tatverdächtige wurde zu keinem Zeitpunkt durch Polizeibeamte an einer betroffenen Einrichtung abgeholt."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Neustadt
Mellrichstadt
Simonshof
Ines Renninger
Caritas
Caritas Bad Kissingen
Kriminalpolizei
Landratsamt Rhön-Grabfeld
Polizei
Polizeisprecher
Regierung von Unterfranken
Social Media
Staatsanwaltschaft Schweinfurt
Videos
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top