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Bad Neustadt
Ohne Plan B zum Ziel: Die 5 Erfolgsgeheimnisse von Rhön-Klinkum-Gründer Eugen Münch
Eugen Münch gibt auf der Unternehmer-Plattform "Macher machen"Einblick in seine Lebensphilosophie. Wie Authentizität und klare Ziele den Weg zum Gipfel ebnen.
'An Grenzen stoßen und an ihnen entlang gehen, ist nichts Schlechtes', Eugen Münch, Gründer des Rhön-Klinikums, verrät, was ihn als Unternehmer erfolgreich machte.
Foto: René Ruprecht | "An Grenzen stoßen und an ihnen entlang gehen, ist nichts Schlechtes", Eugen Münch, Gründer des Rhön-Klinikums, verrät, was ihn als Unternehmer erfolgreich machte.
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 19.09.2024 02:38 Uhr

Es gibt sie: Unternehmer aus der Region Rhön-Grabfeld, die machen, aber wenig reden. Davon ist Alexander Streck, Inhaber der Werbeagentur Evoworkx Media in Salz bei Bad Neustadt, überzeugt. "Dabei wäre dieses Reden für viele von uns Gründern und Unternehmern doch von großem Vorteil", findet Streck.

Um den Wissenstransfer und Austausch zwischen Unternehmern aus der Region zu fördern, hat der Evoworkx-Chef die Initiative "Macher machen" ins Leben gerufen. Auf der Internetseite www.macher-machen.de teilen Rhön-Grabfelder Unternehmerinnen und Untermnehmer in loser Folge in Video-Interviews ihr Knowhow. Eugen Münch, Gründer des Rhön-Klinikums Bad Neustadt, machte jetzt den Auftakt. Er stellt darin seine fünf Prinzipien vor, mit denen er 50 Jahre lang im Top-Management erfolgreich war.

1. Das Stausee-Prinzip: Warum es für Unternehmer unverzichtbar ist, Probleme direkt zu benennen

Authentizität ist in den Augen von Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch unverzichtbar. "Ich bin, wie ich bin", sagt der 79-Jährige. "Das ist manchmal nicht sehr vornehm, das ist manchmal sehr direkt", charakterisiert sich Münch, der Anfang der 70er Jahre die marode Kurklinik in Bad Neustadt sanierte. In seiner Hochphase hatte das Unternehmen deutlich über 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Er bemühe sich dennoch, Dinge, die ihm ins Auge fallen, nicht zu hart zu formulieren, so Münch weiter: "Aber am Ende müssen sie auf den Tisch und geklärt werden", ist er überzeugt. Denn gleiche man Interessen nicht aus, stauten sie sich auf. "Ein Stausee hat das Problem, dass er eine Mauer braucht." So eine Mauer sei ein starres Konstrukt. Letztlich bestünde immer das Risiko, dass das Wasser am Ende doch über die Mauer läuft oder dass sie bricht, "weil wir den Druck nicht abgelassen haben". 

2. Warum man als erfolgreicher Unternehmer keinen Plan B braucht, aber ein Ziel

Ob er immer einen Plan B habe, wird Eugen Münch im Rahmen der Interviewreihe "Macher machen" gefragt. "Ich habe überhaupt keinen Plan, ich habe ein Ziel", lautet Münchs Antwort. Ein Ziel könnte sein: Man möchte auf den Gipfel eines Berges. Ein Plan wäre dann der Weg, den man wähle.

Schwierig werde es mit dem Plan, sobald man auf ein Hindernis trifft, das man bis dato nicht gesehen habe, weil es beispielsweise in einem Felsschatten lag. "Dann sind Sie gescheitert." Deshalb denke er vom Ziel her. Dafür brauche es eine Langfristbeobachtung und eine kurze Beobachtung. Dann entscheide er "Punkt für Punkt", ob er seine Schritte nach links oder rechts setze. "So komme ich hoch."

3. Wie Unternehmer mit der Endlichkeit von Ressourcen umgehen sollten

"Jede Ressource ist irgendwo endlich", weiß Eugen Münch nach 50 Jahren Erfahrung im Top-Management. Das betreffe die Personalressource genauso wie die Kapitalressource und die Umweltressource. Unter Unternehmertum versteht Münch, "aus knappen Ressourcen ein Optimum zu machen durch die Kombination der Dinge".

Unternehmer dürften nicht ehrfürchtig zehn Meter Abstand zu jeder einmal erlassenen Regelung halten. "An Grenzen stoßen und an ihnen entlanggehen ist nichts Schlechtes", ist Münch überzeugt.  Manchmal, sagt er, müsse man dem ein oder anderen Minister durchaus auch mal "auf die Zehen treten" und "am System kratzen", um erfolgreich zu sein. Er selbst habe mehrfach im Laufe seines Unternehmertums Systeme verändert.

Passieren müsse das "im Rahmen einer noch vorhandenen Legalität, aber unter Ausnutzung aller Möglichkeiten".  Münch bezieht sich auf die Theorie der schöpferischen Zerstörung des Ökonomen Josef Schumpeter. Demnach müsse der Status Quo radikal hinterfragt werden, um Platz für Innovationen und wirtschaftliches Wachstum zu machen. Grenzen sieht Münch bei diesem Vorgehen dort, "wo Leib und Leben oder grundsätzliche Themen der Gesellschaftsordnung" angegriffen würden.

4. Warum Künstliche Intelligenz für Unternehmer nur ein Ausgangspunkt sein kann

Künstliche Intelligenz ist in den Augen von Eugen Münch "ein Werkzeug", das ganz klar "dazu gehört" und an dem kein Unternehmer und keine Unternehmerin vorbeikomme. "Das ist Standard. Wer das noch nicht gemerkt hat, ist raus", ist Münch überzeugt.

'Ich bin, wie ich bin', sagt Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch im Video-Interview mit Evoworkx Media-Chef Alexander Streck für die Initiative 'Macher machen'.
Foto: Sofie Eresmanm | "Ich bin, wie ich bin", sagt Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch im Video-Interview mit Evoworkx Media-Chef Alexander Streck für die Initiative "Macher machen".

Was jedem Unternehmer aber darüber hinaus klar sein müsse: KI-Erzeugnisse seien "keine Unikate". Die KI verarbeite Massendaten und erzeuge entsprechend Durchschnitt und Mainstream, so Münch.  Klar müsse man als Unternehmer die KI nutzen können, lässt der Unternehmer keine Zweifel aufkommen. "Wenn sie Klavier spielen wollen, brauchen sie ein Klavier." Wer aber mit seinem Klavierspiel auffallen wolle, dürfe nicht spielen, was alle spielen, sondern müsse weitergehen, vielleicht mit einem Neutöner anfangen: Schrill, schräg, etwas, worauf die KI nicht komme.

5. Inwiefern eine Work-Life-Balance mit Unternehmertum vereinbar ist

"Ich habe in meinem Leben nie etwas anderes getan als das, was ich wollte", gibt Eugen Münch Einblicke in seine Lebensphilosophie. Der Rhön-Klinikum-Gründer wird mehr als deutlich: "Ich käm' aufs Verrecken nicht auf die Idee, Life und Work zu trennen." Einem traditionellen Bild von Unternehmertum entsprechend, in dem Arbeit und persönliche Leidenschaft eng verwoben sind, empfiehlt er angehenden Gründerinnen und Gründern, im Vorfeld zu reflektieren: "Bin ich das, was ich als Unternehmen tun will und erzeuge?" Denn ein Unternehmerdasein ende nicht nach acht Stunden, wenn das Life beginne, so Münch. 

Eugen Münch

Eugen Münch wurde 1945 im schwäbischen Riedlingen in der Nähe von Ulm geboren. Nach dem Abbruch des Gymnasiums absolvierte er bei seinem Vater eine Lehre als Müller, besuchte anschließend die Handelsschule, studierte Betriebswirtschaft und ein Jura, dann kam das erste Unternehmen dazwischen.
Anfang der 70er Jahre sanierte er die marode Kurklinik in Bad Neustadt und verwandelte sie in einen börsennotierten Klinik-Konzern. Nach 31 Jahren als Leiter des Rhön-Klinikums, davon 16 Jahre als Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG, wechselte Münch 2005 in den Aufsichtsrat und wurde zum Vorsitzenden gewählt. Diesen Posten hatte er bis 2020, als Asklepios das Unternehmen übernahm. Bis heute ist er beratend für den Klinik-Konzern tätig. Eugen Münch lebt mittlerweile in Bad Kissingen.
Quelle: ir
 
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