
Egal ob dick, dünn, klein, groß, mit Handicap oder eben queer: Alle Menschen möchten so akzeptiert werden, wie sie sind. Doch insbesondere schwule, lesbische, bi-, trans-, und intersexuelle Menschen fühlen sich oft alleingelassen. Vorurteile gegenüber queeren Personen sind gerade auf dem Land oft noch präsent.
Um diese abzubauen und queere und nicht-queere Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, gründete sich im September 2022 in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) der Verein "PrideNES".
Einen Anlaufpunkt für queere Menschen gab es zunächst in "Peggys Wohnzimmer" in Bad Neustadt
"Bisher fühlte sich in der Region niemand für die Bedürfnisse queerer Menschen zuständig", sagt Andreas Schmitt, der Schriftführer des Vereins. Den Gedanken einer Vereinsgründung hegten er und die jetzige Vorsitzende Peggy Pusch deshalb schon länger.
Um einen Anlaufpunkt zu schaffen, bot Pusch beim Stammtisch in ihrer Musikbar "Peggys Wohnzimmer" in Bad Neustadt queeren Menschen einen Schutzraum – und erlebte wachsenden Zuspruch. Besucherinnen und Besucher kamen sogar aus den Landkreisen Bad Kissingen oder Schweinfurt nach Bad Neustadt.

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Den endgültigen Anstoß zur Gründung des Vereins PrideNES gab schließlich ein Hassverbrechen in Bad Neustadt. Ein fälschlicherweise als schwul gelesener Mann wurde von einem offenbar homophoben Mann zusammengeschlagen.
Einige der Rhöner Community-Mitglieder hatten selbst schon Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erlebt. Sie waren auf der Straße bespuckt oder mit homophoben Sprüchen beschimpft worden.
Der Vorfall verstärkte in Pusch, Schmitt und Co. den Wunsch, sich gegen die Diskriminierung im Bereich LGBTQIA+ einzusetzen und die Vereinsgründung voran zu treiben. (Anmerkung der Redaktion: Die Abkürzung LGBTQIA+ steht für die englischen Begriffe für lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich, queer, intersexuell, asexuell)
Anfangs bestand die Gruppe aus sieben Personen, zur Gründungsversammlung kamen bereits 20 Leute. Inzwischen gehören dem Verein PrideNES rund 50 Mitglieder an. Ihnen ist es wichtig, nicht in ihrer Blase zu bleiben, sich also nicht nur mit anderen queeren Menschen zu umgeben. Stattdessen wollen sie den Austausch queerer und heterosexueller Personen fördern.
Stammtisch von PrideNES trifft sich jetzt im JUZE in Bad Neustadt
"Bei unseren Treffen reden wir nicht nur über queere, sondern über allgemeine Dinge. Jeder erzählt, was er erlebt hat", sagt Peggy Pusch. "Der einzige Unterschied ist, dass niemand Angst haben muss, dass am Nebentisch jemand einen blöden Spruch macht oder ihn auslacht", ergänzt Andreas Schmitt.
Mittlerweile findet der Stammtisch im JUZE Jugend- und Kulturhaus in Bad Neustadt statt. So können auch Minderjährige teilnehmen und Menschen, für die ein Barbesuch finanziell nicht möglich wäre.

Im Sommer 2023 veranstaltete PrideNES sein erstes großes Event: Zum integrativen Fest der Vielfalt mit Musik, Infoständen und Drag Show kamen rund 600 Menschen. "Das war mega", erinnert sich Peggy Pusch. Die Stimmung sei fröhlich und ausgelassen gewesen.
Aufgrund des großen Erfolgs soll das Fest der Vielfalt im kommenden Jahr wieder stattfinden. Weitere Ziele von PrideNES sind Beratungs- und Aufklärungsangebote rund um das Thema LGBTQIA+.
Erfreulich sei, dass die Community in der Region mittlerweile viel Rückhalt spüre. "Wir erleben eine große Unterstützung aus Politik und Verwaltung, auch von Landrat Thomas Habermann und Bürgermeister Michael Werner", sagt Schmitt. Allein gelassen fühlen müssten sich queere Menschen in der Rhön dank des neu gegründeten Vereins nicht mehr.
Der Stammtisch von "PrideNES" findet donnerstags um 19.30 Uhr im JUZE, Rederstraße 2, in 97616 Bad Neustadt statt.