Alle zwei Jahre ist Ostheim Mitte Oktober im Ausnahmezustand. So dreht sich am Samstag, 12. und Sonntag, 13. Oktober, diesen Jahres wieder alles um die Wurst: Über 50 Aussteller bevölkern mit ihren Ständen die Marktstraße und machen den Rhöner Wurstmarkt zu einer Leitmesse für Fleisch und Wurst in der Region und weit darüber hinaus. Bis zu 20.000 Gäste wollen sich das Angebot von Wurst- und Schinkenspezialitäten sowie passenden kulinarischen Begleitern wie Brot, Bier, Schnaps und Wein nicht entgehen lassen.
Für die Stadt Ostheim bedeutet der Wurstmarkt seit der ersten Auflage im Jahr 2002 einen großen Imagegewinn. Das Rhöner Wurstmekka lässt sich die Veranstaltung aber auch einiges kosten. Nicht nur die großangelegte Werbung schlägt da zu Buche. Viele Arbeiten geschehen im Hintergrund und müssen natürlich auch bezahlt werden. Das fängt bei Wasser und Strom an und hört bei Musikkapellen und Security auf. Und auch die ausstellenden Metzgerbetriebe haben einige Kosten zu schultern, um beim Wurstmarkt dabei sein zu können. Wir haben nachgefragt.
Schon lange vor dem Wurstmarkt gibt es alle Hände voll zu tun
Die Organisation und Ausrichtung der Feinschmeckermesse liegt in den Händen der Stadt Ostheim und des örtlichen Kommunalunternehmens. Hier gibt es schon lange vor dem Wurstmarkt alle Hände voll zu tun. Das gilt auch für den Bauhof. Mit rund 45.000 Euro beziffert die Stadt die Dienstleistungen des kommunalen Betriebs rund um den Wurstmarkt.
Ohne Werbung keine Gäste: Rund 40.000 Euro investiert Ostheim ins Marketing. Damit die Besucher am Wurstmarkt-Wochenende auch gut unterhalten werden, spielen 20 Musikkapellen auf. Mit Gema-Gebühren werden dafür knapp 10.000 Euro fällig. Weitere 15.000 Euro kommen für Fremddienstleistungen wie Bühnentechnik und Sicherheitsdienst, Parkeinweisung und Personal für medizinische Notfälle dazu.
Viele Ausgaben fließen beim Wurstmarkt in die große Kostenrechnung ein
Es sind viele Rädchen, die sich in diesem Jahr zum zwölften Mal im großen Wurstmarkt-Getriebe drehen. Der Aufbau des Markts ist an sich ein Riesenthema für die Stadt. Wenn die Buden vom Bauhof aufgestellt wurden, sorgt das Überlandwerk Rhön für die Stromversorgung. "Bis zu 15 Verteilerkästen müssen eigens für den Wurstmarkt aufgebaut werden", sagt Steffen Malzer. Zudem bekommt jeder Aussteller eine Schlauchleitung zu seinem Stand gelegt, da überall fließend warmes Wasser gebraucht wird. Auch das fließt in die große Kostenrechnung mit ein.
Summa summarum spült der Markt laut Bürgermeister weitaus weniger Geld in die Kasse, als es Ausgaben gibt. "Wir haben insgesamt zwischen 120.000 und 140.000 Euro Aufwendungen", gibt er Einblick in die Zahlen. Die Einnahmenseite sieht da vergleichsweise bescheiden aus. Die Aussteller zahlen rund 500 Euro für Standmiete und ihren Anteil an den Werbungskosten, für Wasser und Strom am Marktwochenende müssen sie selbst aufkommen.
Ohne Eintritt wäre der Wurstmarkt laut Bürgermeister gar nicht machbar
Einnahmen beschert der Stadt auch der Eintritt. 5 Euro kostet der Besuch für Erwachsene am Tag, ein Kombi-Ticket für beide Tage 8 Euro. Alle zwei Jahre kommen darüber Diskussionen auf. Ein Punkt, den Steffen Malzer nicht nachvollziehen kann. "Der Wurstmarkt ist eigentlich eine Fachmesse, und da werden in der Regel ganz andere Eintrittspreise fällig." Ostheim liege da am untersten Level. "Das Defizit beim Wurstmarkt beträgt rund 50.000 Euro, das die Stadt für dieses besondere Angebot schultert. Ohne den Eintritt wäre der Wurstmarkt für uns gar nicht finanzierbar", so der Stadtchef.
Der Eintritt sei aber auch eine Stellschraube, die dazu beiträgt, dass nur wirklich interessierte Gäste zum Markt kommen. "Bei kostenfreiem Eintritt könnten wir den Besucheransturm wahrscheinlich gar nicht schultern."
Andreas Ortlepp: Personalkosten schlagen beim Wurstmarkt-Wochenende zu Buche
Metzgermeister und Fleisch-Sommelier Andreas Ortlepp aus Ostheim kann Kritik am Eintrittsgeld nicht nachvollziehen. "Für den Wurstmarkt fallen hohe Kosten an, und die Stadt verdient daran keinen Cent", sagt er. Fünf Euro seien da ein kleiner Obolus, den die Gäste für Beratung, Kostproben und Unterhaltung zahlen. Für Ortlepp ist der Personalaufwand am Marktwochenende der größte Posten auf seiner Ausgabenliste. "Für die Sonntagsarbeit bekommt das Personal 50 Prozent mehr Lohn, und es fallen viele Überstunden an", zeigt er auf.
Die Beratung der vielen Gäste macht ihm und seinem Team viel Spaß, fordere aber auch viele Ressourcen. "Aber es ist schön, wenn sich die Leute dafür interessieren, was drin ist im Knacker oder im Ostheimer Leberkäs", sagt Ortlepp. Kostproben sind inklusive. Im Gegensatz zu seinen Anfangsjahren, als bis zu 30 Kilogramm Wurst einfach mal so im Vorbeigehen von den Besuchern genascht wurden, geht es dabei heute stilvoll zu. "Im Gespräch mit den Kunden wird abgeschnitten und verkostet", so der Ostheimer.
Johannes Dietz: Die Teilnahme am Wurstmarkt zahlt sich aus
"Wer zum Wurstmarkt kommt, interessiert sich für unser Handwerk", sagt Johannes Dietz alias Johannes der Metzger aus Mellrichstadt. Daher gibt es bei ihm natürlich auch Kostproben zur Beratung. Häppchen für alle, die vorbeischlendern, stellt er mittlerweile aber ebenfalls nicht mehr aus. "Die Messe ist für Leute, die bewusst Spezialitäten probieren wollen, und die sind auch gern bereit, etwas mehr Geld dafür auszugeben", sagt er. In der Regel nehme die Kundschaft dann auch Wurst oder Schinken von seinem Stand mit.
Insgesamt zahle sich die Teilnahme am Wurstmarkt für ihn aus, auch wenn sich die Teilnahmekosten auf mehrere hundert Euro belaufen. Nach dem Wurstmarkt 2022, als sein Schinken prämiert wurde, habe er den Effekt direkt in seinem Laden gespürt. "Neue Kunden wollten gezielt unseren Duroc-Schinken kaufen", sagt er.
Barbara Fink: Besucher entscheiden, ob ihnen der Wurstmarkt etwas wert ist
Barbara Fink, Chefin der Metzgerei Dros in Fladungen, ist das erste Mal als Selbstständige beim Wurstmarkt dabei. Wie viel Wurst sie für ihre Kostproben mitnimmt, tüftelt die Obermeisterin der Metzgerinnung Main-Rhön derzeit noch aus. Klar ist, dass die ganze Palette an Hausmacherwurst probiert werden kann. Zudem hat sie ein neues Produkt am Start und ist gespannt, wie es bei den Kunden ankommt.
Dass der Wurstmarkt Eintritt kostet, ist ihrer Meinung nach angemessen. "Wenn ich auf ein größeres Fest gehe, muss ich für die Musikkapelle auch Eintritt zahlen. Beim Wurstmarkt bekommen Besucher für 5 Euro Unterhaltung, Information und Musik, dazu gibt es auch ein Kinderprogramm", sagt Barbara Fink. Kostproben aller Aussteller inklusive. Entsprechend müssten die Besucher selbst entscheiden, ob ihnen dieses Angebot etwas wert ist.
Das es vorab in den 2000tern möglicherweise eine Studie dazu gab setze ich mal voraus.
Hat wahrscheinlich nicht gereicht dadurch wurde es eine öffentlich kostenpflichtige Veranstaltung.
Wenn ich mir die Kostenaufstellung so ansehe, muß man sich fragen, ob dieser exorbitante finazielle Einsatz, für ca. 20k Besucher nicht viel zu hoch angesetzt und in diesem Maße wirklich notwendig ist.