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Bad Neustadt
Herzinfarkt mit 38 Jahren: Ehemann und Team des Rhön-Klinikum Campus retteten Rhönerin Manuela Beeson das Leben
Manuela Beeson schob ihre Schmerzen tagelang auf den Stress, doch es waren Anzeichen eines Herzinfarkts. Sie überlebte – und blickt nun anders auf manche Dinge.
Manuela Beeson erlitt mit nur 38 Jahren einen Herzinfarkt und wurde am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt behandelt. Das Foto zeigt sie mit Kardiologie-Chefarzt Dr. Sebastian Kerber (rechts) und leitendem Oberarzt Dr. Sebastian Barth.
Foto: René Ruprecht | Manuela Beeson erlitt mit nur 38 Jahren einen Herzinfarkt und wurde am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt behandelt. Das Foto zeigt sie mit Kardiologie-Chefarzt Dr. Sebastian Kerber (rechts) und leitendem Oberarzt Dr.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 29.08.2024 02:44 Uhr

Es gibt Tage, die verändern alles: Der 30. Juni 2024 ist für Manuela Beeson aus Oberwildflecken (Lkr. Bad Kissingen) so ein Tag. Gegen 4 Uhr wacht sie auf, weil sie zur Toilette muss. Plötzlich merkt sie, dass es wieder in ihrem Brustkorb schmerzt. Sie denkt sich erst nichts dabei, schiebt den Druck in der Brust wie die Kopf-, Handgelenk- und Kieferschmerzen in den Tagen davor auf den Stress. Schließlich hat sie erst kurz zuvor ihre Abschlussprüfungen zur Pflegefachkraft absolviert und außerdem Kinder und Haushalt zu versorgen.

"Da nimmst du eine Ibu und es geht wieder", erinnert sich die vierfache Mutter im Gespräch mit dieser Redaktion. Doch plötzlich wird ihr schwindelig und schwarz vor Augen. "Vielleicht bin ich zu schnell aufgestanden", denkt sie. Sie will sich hinsetzen, fällt hin, rappelt sich auf.

"Dann habe ich mir im Bad kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt, damit sich der Kreislauf stabilisiert, ein Fenster geöffnet und bin nochmal zum Wasserhahn". Sie legt sich auf die Couch, lagert die Beine hoch. Schließlich weiß sie als medizinische Fachkraft, was in solchen Fällen zu tun ist.

Manuela Beeson aus der Rhön krümmt sich eine Stunde lang vor Schmerzen

Doch der Druck auf der Brust wird schlimmer, sie verkrampft sich. "Ich hatte noch nie solche Schmerzen". Sofort habe sie gewusst: Das ist ein Herzinfarkt. "Bilder der Kinder, der Familie, in diesem Moment zog mein ganzes Leben an mir vorüber", sagt sie und ihre Stimme wird leiser.

Eine Stunde krümmt sie sich vor Schmerzen. Erst dann gelingt es ihr, ihren Mann im Schlafzimmer im anderen Teil des Hauses anzurufen. Er, ehrenamtlich im Rettungsdienst aktiv, eilt herbei. "Ich habe meine Frau noch nie so leiden sehen", sagt Sven Beeson. Er reagiert sofort, setzt einen Notruf ab – und rettet ihr damit das Leben.

Aufgrund seiner medizinischen Kenntnisse kann er der Leitstelle seinen Verdacht mitteilen: ACS (Verschluss oder Verengung eines Herzkranzgefäßes) oder Herzinfarkt. "Es war wie in einem Tunnel, ich habe nur noch meine Frau gesehen". Der Rettungswagen trifft nach zehn Minuten ein. "Mir kam es vor, wie eine Ewigkeit", so der 41-Jährige. Die Retter bringen Manuela Beeson in den Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt.

Sven Beeson aus Oberwildflecken sagt, er habe seine Frau Manuela noch nie so leiden sehen wie bei dem Herzinfarkt. Mit im Bild ist Beesons sechsjährige Tochter Marie.
Foto: René Ruprecht | Sven Beeson aus Oberwildflecken sagt, er habe seine Frau Manuela noch nie so leiden sehen wie bei dem Herzinfarkt. Mit im Bild ist Beesons sechsjährige Tochter Marie.

"Im Rettungswagen habe ich zur Ärztin gesagt, dass ich nach Hause möchte, weil ich morgen wieder arbeiten muss", sagt sie und schüttelt den Kopf über sich selbst: "Ich steckte ja mitten in der Lehre. Das ist wohl typisch deutsch". Im Klinikum implantiert das Team um den leitenden Oberarzt der Klinik für Kardiologie I Dr. Sebastian Barth ihr einen Stent im Bereich der Vorderwandarterie.

Nur jeder 15. deutsche Infarkt-Patient ist jünger als 45

Währenddessen treten Herzrhythmusstörungen auf, es kommt zum Herzstillstand. Doch die Mediziner holen Beeson zurück ins Leben. Derweil bangt Sven Beeson zu Hause um seine Frau. Dann endlich: Der Anruf, dass sie stabil ist und die Familie sie besuchen kann.

Ein Herzinfarkt mit 38 – das sei ungewöhnlich, so Sebastian Barth. "In Deutschland ist nur jeder 15. Infarkt-Patient jünger als 45 Jahre, das entspricht 6,7 Prozent". 80 Prozent davon seien männlich, davon 85 Prozent Raucher. "Wenn man jung und gesund ist, denkt man nicht an einen Herzinfarkt. Dann ist es halt der Rücken oder man hat einen Zug bekommen", so Kardiologie I-Chefarzt Dr. Sebastian Kerber. Die Anzeichen für einen Infarkt seien bei Frauen häufig andere als bei Männern (siehe Infobox).

"Hellhörig werden sollten sowohl Frauen als auch Männer, wenn Beschwerden streng belastungsabhängig auftreten. Wenn man zum Beispiel immer dann Schmerzen hat, wenn man eine Wasserkiste nach unten transportiert oder mit dem Rad einen Berg hochfährt", rät Kerber.

Wichtig bei Verdacht eines Herzinfarkts sei, den Patienten von Stress abzuschirmen, keine Zeit zu vertrödeln und sofort die 112 anzurufen. Denn die Therapie mit einem Katheter sei in den ersten vier Stunden nach dem Infarkt am effektivsten.

LiveVest gibt Familie Beeson zuhause in Oberwildflecken ein sicheres Gefühl

Eine Woche bleibt Beeson nach dem Herzinfarkt im Krankenhaus. Zu Hause gibt ihr eine LiveVest Sicherheit, die sie rund um die Uhr trägt. Sie wird während der Erholung des Herzmuskels eingesetzt und funktioniert wie ein Defibrillator: Sie löst einen Alarm und Stromstöße aus, wenn das Herz aus dem Takt gerät und normalisiert diesen wieder. 

Durch ihre medizinische Lehre wisse sie, worauf sie jetzt aufpassen müsse, so die 38-Jährige. "Ich schaue auch darauf, dass sie sich nicht zu viel zumutet und nehme ihr im Haushalt und bei der Versorgung der Kinder viel ab", so Sven Beeson. Drei Wochen nach dem Infarkt arbeitet seine Frau wieder, nach Abschluss ihrer Ausbildung Ende August will sie eine Reha antreten.

Sie lebe heute bewusster, nehme alles intensiver wahr. "Der Tag ist lang, warum macht ihr euch so einen Stress?", frage sie oft. Einschränken müsse sie sich kaum, auch wenn sie beim Treppensteigen mehr schnaufe als früher. Mit einem Lächeln fügt sie hinzu: "Ich bin meinem Mann, den Rettern und dem Team des Campus einfach nur dankbar. Sie haben mein Leben gerettet".

Symptome und Risikofaktoren für einen Herzinfarkt bei Frauen

Brustschmerz mit Ausstrahlung in Kiefer, Handgelenk und Kopf: Die Anzeichen, die bei Manuela Beeson den Herzinfarkt ankündigten, sind eher untypisch für Frauen. Normalerweise treten bei ihnen eher Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder grippeähnliche Symptome auf.
Auch bei den Risikofaktoren gibt es Unterschiede: Adipositas, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und Diabetes Typ 2 sind Risikofaktoren, die bei Frauen teilweise häufiger sind als bei Männern. Rauchen erhöht vor allem bei Frauen unter 55 Jahren das Herzinfarktrisiko um den Faktor 7. 
Quelle: Sebastian Barth/ku
 
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