Kopfschmerzen werden in Umfang und Ausmaß der Belastung oft unterschätzt. Sie können zudem das Familien-, Sozial- und Berufsleben beeinträchtigen. Das schreibt das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) in einer Pressemitteilung, der folgende Informationen entnommen sind.
"Viele Betroffenen leiden leise, schätzungsweise jeder zweite behandelt sich selbst, statt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen", weiß Prof. Claudia Sommer, leitende Oberärztin in der Neurologischen Klinik und Poliklinik am UKW. Sommer leitet gemeinsam mit Andrea Kübler, Professorin für Psychologie an der Universität Würzburg, derzeit drei ineinandergreifende Studien, um die Diagnose und Therapie von Migräne zu verbessern. Zum einen wollen die beiden Forscherinnen die Pathophysiologie der Migräne besser verstehen, also wie der Körper unter den krankhaften Veränderungen abweichend funktioniert und welche Funktionsmechanismen zur krankhaften Veränderung führen. Zum anderen erproben sie mit ihren Teams neue Ansätze zum Umgang mit Migränetriggern, also Auslösern von Attacken.
Stress, Dehydrierung und der Menstruationszyklus als häufigste Trigger von Migräneattacken
So wurden in einer Fragebogenstudie mit bislang insgesamt 432 Migränepatientinnen und -patienten Stress, Dehydrierung und der Menstruationszyklus als häufigste Trigger von Attacken identifiziert, wovon allerdings nicht alle gut vermieden werden können. Auch zeigten sich Korrelationen von Triggersensitivität mit Markern für schlechtere Lebensqualität.
Für die neurobiologische Charakterisierung einer Migräne wurden bislang in der Neurologischen Klinik am UKW von 136 Patientinnen und Patienten mit und ohne Migräne Blut, Tränenflüssigkeit und Speichel untersucht und deren Werte verglichen.
Messung der Gehirnaktivität mit 128 Elektroden
In der dritten Studie untersucht das interdisziplinäre Team den möglichen Einsatz von Neurofeedback zur Unterstützung der Migränebehandlung. „Da viele Betroffene bestimmte Trigger ihrer Migräne identifizieren können, ist der Umgang mit diesen Auslösern ein vielversprechender Ansatz für eine solche Unterstützung“, erklärt Morgane Paternoster. Zu diesem Zweck finden in Kooperation mit der Universität Würzburg hochauflösende EEG-Messungen an je 30 Personen mit und ohne Migräne statt. Während der Messung der Gehirnaktivität mit 128 Elektroden werden die Studienteilnehmenden mit bestimmten Triggern konfrontiert und daraufhin vor Verhaltensentscheidungen gestellt, beschreibt Doktorand Sebastian Evers die Methode der Studie.
Weitere Studienteilnehmende werden gesucht
Das Team ist immer auf der Suche nach neuen Studienteilnehmenden, die an Migräne leiden und die Diagnostik und Behandlung verbessern möchten.
Typische Kopfschmerzerkrankungen
Die häufigsten Kopfschmerzerkrankungen sind Migräne und Spannungskopfschmerz. Während der dumpf, ziehende und beidseitig vorkommende Spannungskopfschmerz oft als normaler Kopfschmerz wahrgenommen wird, ist die Migräne mit Übelkeit und/oder Erbrechen sowie einer Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen verbunden. Charakteristisch für die Migräne ist ein pulsierender oder pochender, einseitiger Schmerz, der durch körperliche Aktivität verstärkt wird. Bei einer Migräne mit einer so genannten Aura kommen noch Flimmern oder Blitzen vor den Augen sowie Schwäche, Lähmung oder Taubheitsgefühl eines Armes oder Beines oder Sprachstörungen hinzu. Ferner gibt es das Syndrom des chronischen täglichen Kopfschmerzes sowie die eher seltenen Erkrankungen Clusterkopfschmerz und Trigeminusneuralgie.
Betroffene können sich bei Interesse und für weitere Informationen melden bei Morgane Paternoster und Sebastian Evers: Paternoste_M@ukw.de oder Evers_S@ukw.de.
Weitere Informationen: https://ls1.psychologie.uni-wuerzburg.de/so/mig/