Bald ist es wieder so weit: Sternsinger ziehen durch die Straßen, segnen Häuser und sammeln Spenden für den guten Zweck. Ein Brauch, der vielerorts für Freude, immer öfter aber auch für Diskussionen sorgt. Denn die Kritik am Blackfacing – weiße Gesichter, schwarz geschminkt – nimmt zu. Trotzdem gibt es jedes Jahr vereinzelt schwarz geschminkte Sternsinger, die den afrikanischen König Melchior verkörpern sollen. So auch vergangenes Jahr am Kreuzberg (Lkr. Rhön-Grabfeld), wo neben Landrat Thomas Habermann als Sternträger, noch drei weitere Erwachsene unterwegs waren.
Nicht alle freuten sich über die schwarze Schminke im Gesicht. Ein User kommentierte auf Main-Post: "sie taten es also doch wieder inklusive des weithin als rassistisch anerkannten Blackfacings", ein anderer verwies darauf, dass das Vorgehen heute "nicht mehr politisch korrekt" sei. Auch andernorts, wie beispielsweise in Rengersbrunn (Lkr. Main-Spessart) oder Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) sind auf Bildern schwarz angemalte Sternsinger zu sehen. Welche Empfehlungen gibt es seitens des Bistums Würzburg und wie steht Landrat Habermann (CSU) zur "Blackfacing"-Debatte?
Landrat übt Kritik an Debatte über Blackfacing
In einem Schreiben des Landratsamtes Rhön-Grabfeld teilt Landrat Thomas Habermann mit, dass seine Teilnahme als Sternsinger in diesem Jahr noch offen ist, er hoffe aber, den Termin noch einrichten zu können.
Auf die Frage, wieso Melchior im vergangenen Jahr schwarz geschminkt war, antwortet er: "Das schwarz gefärbte Gesicht des Melchiors symbolisiert für mich Weltoffenheit und sollte nicht fehlinterpretiert werden." Habermann sieht die Heiligen Drei Könige und den Fakt, dass diese aus unterschiedlichen Teilen der Welt kommen, als Zeichen für die "Offenheit des christlichen Glaubens für Menschen aller Nationen und Kulturen".
Die Debatte über Blackfacing sieht der Landrat deshalb kritisch: "Sie verkennt und diffamiert eine schöne Tradition und stört die Mehrheit der Menschen in unserem Land. Ich würde mir wünschen, dass wir uns im Alltag und hinsichtlich unserer Traditionen und Bräuche nicht ständig von Minderheiten verunsichern lassen." In seinen Augen gebe es in Deutschland und der Welt andere Probleme.
Ursprünge des Blackfacing sind rassistisch
Eine Ansicht, die vor allem farbige Menschen nicht teilen dürften. Denn die Ursprünge des Blackfacing gehen auf die "Minstrel-Shows" aus den USA im 18. und 19. Jahrhundert zurück, in denen weiße Menschen mit schwarzer Farbe, dicken, roten Lippen und übertriebener Gestik und Mimik Farbige mimten.
"Diese Darstellung war abwertend gemeint", erklärt die Diözesanvorsitzende des Bunds der katholischen Jugend Würzburg (BDKJ), Judith Wünn, das Problem. In den Shows ging es vor allem darum, rassistische Klischees und Stereotypen zu transportieren. Die Botschaft der Sternsinger sei für sie aber eine andere: Dass jeder Mensch so angenommen wird, wie er oder sie ist.
Sternsinger sollten nicht schwarz geschminkt werden
Die klare Empfehlung des BDKJ Würzburg: Sternsinger nicht schwarz schminken. Für Wünn geht die Gleichsetzung von Hautfarbe und Herkunft im Falle von Melchior nicht mehr auf. Intensive Gespräche mit farbigen Menschen hätten zu dieser Entscheidung geführt, die auch die Verantwortlichen des BDKJ Rhön-Grabfeld unterstützen, wie diese auf Nachfrage bestätigen.
Doch auch die Diözesanvorsitzende betont, dass "es als Bruch mit der Tradition empfunden werden kann, wenn Sternsinger nicht mehr schwarz geschminkt werden." Das bedeute aber laut ihr nicht, dass es keine Veränderungen geben könne.
Den Empfehlungen des BDKJ Würzburg, der als Träger der Aktion für alle Themen rund um die Sternsinger verantwortlich ist, schließt sich auch das Bistum Würzburg an. Das bestätigt Pressesprecher Bernhard Schweßinger und ergänzt, dass er beobachte, dass die Empfehlungen des Verbandes in vielen Gemeinden bereits aufgegriffen würden. Letzten Endes würden aber die Gemeinden selbst entscheiden, welches Vorgehen sie für richtig halten.
Und man muss nicht "schwarz" sehen und das Ende von Kultur und Tradition vorhersehen, wenn man die Bibel zur Hand nimmt; dort steht: "magoi"; das übersetzte Martin Luther als Weise" . Von einer Hautfarbe oder von Königen steht nix in der Bibel. Erst im Mittelalter findet man einen schwarzen König. Die Tradition gründet sich also aus dem tiefsten Mittelalter. Damals glaubte man auch gern an Hexen, Teufelszeugs, Folter und Scheiterhaufen.
Dieser Tradition haben wir abgeschworen. Da sollte man mal den Landrat fragen, ob man nicht auch dieser mittlerweile umstrittenen fragwürdigen "schwarzen Tradition" abschwören könnte. Und das ist nicht parteipolitisch gemeint. Das Gehör versteht ohnehin "Weiße"