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Kreuzberg
Heilige Drei Könige: Sollten Sternsinger noch schwarz angemalt werden - das sagen Bistum und Landrat Habermann
Ein Brauch, der mittlerweile für Diskussionen sorgt. Der Grund: schwarz angemalte Gesichter. Woher kommt das Blackfacing und was empfehlen Verantwortliche?
Die Sternsinger verkörpern die heiligen drei Könige, die die Vielfalt der Kulturen abbilden sollen. In einigen Gemeinden gibt es deshalb schwarz geschminkte Melchiors. Das kommt nicht bei allen gut an. (Symbolbild)
Foto: Thomas Warnack, dpa | Die Sternsinger verkörpern die heiligen drei Könige, die die Vielfalt der Kulturen abbilden sollen. In einigen Gemeinden gibt es deshalb schwarz geschminkte Melchiors. Das kommt nicht bei allen gut an. (Symbolbild)
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:42 Uhr

Bald ist es wieder so weit: Sternsinger ziehen durch die Straßen, segnen Häuser und sammeln Spenden für den guten Zweck. Ein Brauch, der vielerorts für Freude, immer öfter aber auch für Diskussionen sorgt. Denn die Kritik am Blackfacing – weiße Gesichter, schwarz geschminkt – nimmt zu. Trotzdem gibt es jedes Jahr vereinzelt schwarz geschminkte Sternsinger, die den afrikanischen König Melchior verkörpern sollen. So auch vergangenes Jahr am Kreuzberg (Lkr. Rhön-Grabfeld), wo neben Landrat Thomas Habermann als Sternträger, noch drei weitere Erwachsene unterwegs waren.

Nicht alle freuten sich über die schwarze Schminke im Gesicht. Ein User kommentierte auf Main-Post: "sie taten es also doch wieder inklusive des weithin als rassistisch anerkannten Blackfacings", ein anderer verwies darauf, dass das Vorgehen heute "nicht mehr politisch korrekt" sei. Auch andernorts, wie beispielsweise in Rengersbrunn (Lkr. Main-Spessart) oder Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) sind auf Bildern schwarz angemalte Sternsinger zu sehen. Welche Empfehlungen gibt es seitens des Bistums Würzburg und wie steht Landrat Habermann (CSU) zur "Blackfacing"-Debatte?

Landrat übt Kritik an Debatte über Blackfacing

In einem Schreiben des Landratsamtes Rhön-Grabfeld teilt Landrat Thomas Habermann mit, dass seine Teilnahme als Sternsinger in diesem Jahr noch offen ist, er hoffe aber, den Termin noch einrichten zu können.

Prominente Sternsinger waren vergangenes Jahr am Dreikönigstag am Kreuzberg unterwegs und sorgten für Diskussionen. Von links: Mathias Hüttner, Gerhard Vorndran, Bürgermeister Georg Seiffert und Landrat Thomas Habermann war als Sternträger dabei. (Archivbild)
Foto: Barbara Enders | Prominente Sternsinger waren vergangenes Jahr am Dreikönigstag am Kreuzberg unterwegs und sorgten für Diskussionen.

Auf die Frage, wieso Melchior im vergangenen Jahr schwarz geschminkt war, antwortet er: "Das schwarz gefärbte Gesicht des Melchiors symbolisiert für mich Weltoffenheit und sollte nicht fehlinterpretiert werden." Habermann sieht die Heiligen Drei Könige und den Fakt, dass diese aus unterschiedlichen Teilen der Welt kommen, als Zeichen für die "Offenheit des christlichen Glaubens für Menschen aller Nationen und Kulturen".

"Die 'Blackfacing-Debatte' verkennt und diffamiert eine schöne Tradition und stört die Mehrheit der Menschen in unserem Land."
Thomas Habermann, Landrat Rhön-Grabfeld und Mitglied der CSU

Die Debatte über Blackfacing sieht der Landrat deshalb kritisch: "Sie verkennt und diffamiert eine schöne Tradition und stört die Mehrheit der Menschen in unserem Land. Ich würde mir wünschen, dass wir uns im Alltag und hinsichtlich unserer Traditionen und Bräuche nicht ständig von Minderheiten verunsichern lassen." In seinen Augen gebe es in Deutschland und der Welt andere Probleme.

Ursprünge des Blackfacing sind rassistisch

Eine Ansicht, die vor allem farbige Menschen nicht teilen dürften. Denn die Ursprünge des Blackfacing gehen auf die "Minstrel-Shows" aus den USA im 18. und 19. Jahrhundert zurück, in denen weiße Menschen mit schwarzer Farbe, dicken, roten Lippen und übertriebener Gestik und Mimik Farbige mimten.

"Diese Darstellung war abwertend gemeint", erklärt die Diözesanvorsitzende des Bunds der katholischen Jugend Würzburg (BDKJ), Judith Wünn, das Problem. In den Shows ging es vor allem darum, rassistische Klischees und Stereotypen zu transportieren. Die Botschaft der Sternsinger sei für sie aber eine andere: Dass jeder Mensch so angenommen wird, wie er oder sie ist.

Sternsinger sollten nicht schwarz geschminkt werden

Die klare Empfehlung des BDKJ Würzburg: Sternsinger nicht schwarz schminken. Für Wünn geht die Gleichsetzung von Hautfarbe und Herkunft im Falle von Melchior nicht mehr auf. Intensive Gespräche mit farbigen Menschen hätten zu dieser Entscheidung geführt, die auch die Verantwortlichen des BDKJ Rhön-Grabfeld unterstützen, wie diese auf Nachfrage bestätigen.

Doch auch die Diözesanvorsitzende betont, dass "es als Bruch mit der Tradition empfunden werden kann, wenn Sternsinger nicht mehr schwarz geschminkt werden." Das bedeute aber laut ihr nicht, dass es keine Veränderungen geben könne.

Den Empfehlungen des BDKJ Würzburg, der als Träger der Aktion für alle Themen rund um die Sternsinger verantwortlich ist, schließt sich auch das Bistum Würzburg an. Das bestätigt Pressesprecher Bernhard Schweßinger und ergänzt, dass er beobachte, dass die Empfehlungen des Verbandes in vielen Gemeinden bereits aufgegriffen würden. Letzten Endes würden aber die Gemeinden selbst entscheiden, welches Vorgehen sie für richtig halten.

 
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  • Gerhard Zwierlein
    Ein Politiker sollte immer ein Vorbild sein, daher ist die Äußerung "symbolisiert für mich" schon falsch, denn ein Landrat wird als Politiker, als Person der Öffentlichkeit gefragt. Einmal mehr widerspricht ein Politiker der Katholischen Kirche, dem Träger der Aktion der Sternsinger.

    Und man muss nicht "schwarz" sehen und das Ende von Kultur und Tradition vorhersehen, wenn man die Bibel zur Hand nimmt; dort steht: "magoi"; das übersetzte Martin Luther als Weise" . Von einer Hautfarbe oder von Königen steht nix in der Bibel. Erst im Mittelalter findet man einen schwarzen König. Die Tradition gründet sich also aus dem tiefsten Mittelalter. Damals glaubte man auch gern an Hexen, Teufelszeugs, Folter und Scheiterhaufen.

    Dieser Tradition haben wir abgeschworen. Da sollte man mal den Landrat fragen, ob man nicht auch dieser mittlerweile umstrittenen fragwürdigen "schwarzen Tradition" abschwören könnte. Und das ist nicht parteipolitisch gemeint. Das Gehör versteht ohnehin "Weiße"
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  • Carmen Holzheimer
    Halte ich für geflunkert.
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  • Hans-Georg Lory
    Muss ich das verstehen? Die Darstellung der hl. 3 Könige ist eine biblische Darstellung und aufgrund der geographischen Lage ist anzunehmen, dass da auch ein dunbkelhäutiger dabei war. Während meiner Zeit als Ministrant war ich auch Sternsinger und ich durfte den Melchior darstellen. Ich glaube nicht, dass da jemand etwas rassistisches darin sah, ganz im Grgenteil. Wenn man jetzt hergeht und das Ganze verbietet, sagt man damit aus, dass es nicht normal ist, dass es auch Andersfarbige auf der Welt gibt. Das ist für mich Rassismus pur. Lasst es doch einfach wie es ist.
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  • Gerhard Zwierlein
    "..Die Darstellung der hl. 3 Könige ist eine biblische Darstellung" - Nein eben nicht. In der griechischen Bibel des Matthäus steht kein Wort von einem König "basileus" - sondern da steht "magoi, bzw. magous" (Mt 2) - Luther übersetzt das als "Weise, aus dem Morgenland kommend" Magier - Weise. Und es ist auch nirgendwo ein Hinweis auf die Hautfarbe. Den schwarzen König Melchior oder Balthasar hat die Kirche im Mittelalter dazu erfunden ! Genau so glaubte man im Mittelalter an Dämonen, Hexen und Magie. Das alles glauben wir heute nicht mehr. Aber an den erstmals in Syrien erwähnten Drei Königen sollen wir glauben? Aus Tradition? Wenn auf der westlichen Welt unzweifelhaft und unbestritten mit dem "Schwarzen Mann" Rassismus verbunden wird - natürlich nicht in Söders Bayern - nicht in Franken und natürlich nicht in der Rhön, dann findet sich trotzdem kein Grund weshalb man an der falschen Tradition festhalten sollte- als christlich bibelfester Vorbild-Landrat schon gar nicht.
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  • Walter Handlos
    Wir sollen unsere Traditionen ändern ??? Für wenn ??? Die anderen ändern ihre ja auch nicht...und in unserem Land sollen wir uns jetzt nach Jahrzehnten keine Vorschriften machen lassen. Brauchtum gehört nun mal dazu
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  • Anton Müller
    Mir unbegreiflich, wie so ein wirrer Kommentar so viele "Gefällt mir" bekommen kann. Aber gut...ich wundere mich ja auch über den Erfolg der AfD. Zum Glück bin ich nicht mehr im jugendlichen Alter, denn ich blicke mit Sorge auf die deutsche und globale Zukunft.
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  • Matthias Braun
    Diese Diskussionen sind künstlich und an den Haaren herbeigezogen. Es ist weder rassistisch noch diffamierend einen der 3 Könige am 6. Januar schwarz einzufärben.Es ist eine Tradition und für die Kinder i.d.R ein riesen Spaß.
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  • Simon Hörnig
    Da widerspreche ich Ihnen entschieden. In meinen langen Jahren als Ministrant war die Frage, wer aus der jeweiligen Gruppe sich in diesem Jahr anmalen lassen und zwei Tage lang in dieser lästigen und etwas peinlichen Verkleidung Dienst tun musste, oft ein Streitthema - Tränen inklusive. Vonseiten der Ministrantinnen und Ministranten wird dieser Tradition sicher niemand eine Träne nachweinen.
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  • Matthias Braun
    Käse, ich war ebenfalls jahrelang Ministrant und habe selbst als Erwachsener die Sternsingeraktion mit organisiert und begleitet. Niemand wird gezwungen etwas anzuziehen oder sich das Gesicht einzufärben. Alles ist freiwillig. Die Kinder haben immer einen riesen Spaß. Tränen gab es nie.
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