Als Adelbert Demar 2006 zusammen mit Rigobert Zehner die IFSYS GmbH in Großbardorf gründete, ahnte er noch nicht, dass aus dem Zwei-Mann-Betrieb einmal ein international tätiges Unternehmen mit aktuell 220 Beschäftigten werden sollte. Die Anfänge fanden in einer angemieteten Halle auf 150 Quadratmetern statt. Heute beträgt die Produktionsfläche knapp 5000 Quadratmeter. An diesem Freitag, 26. Juli, wird Adelbert Demar aus der Geschäftsführung ausscheiden und diese an seinen Sohn Sebastian übergeben, der dann zusammen mit Rigobert Zehner an der Spitze von IFSYS steht.
Der 66-Jährige bleibt jedoch weiterhin dem Unternehmen erhalten. Er behält die Geschäftsführung der 2016 übernommenen EMSO GmbH in Rattelsdorf bei Bamberg. Diese betreibt Maschinen- und Anlagenbau im Reinraum vor allem für die Halbleiterindustrie mit hohen Ansprüchen in Richtung Sauberkeit.
Adelbert Demar freut sich dennoch auf mehr Freizeit, die ihm seit der Gründung von IFSYS nur begrenzt zur Verfügung stand. "Es ist gut, dass ein neues Kapitel beginnt", sagt er.
Nach kleinen Anfängen setzte ein schnelles Wachstum ein
Sowohl der gelernte Elektromeister Adelbert Demar als auch Rigobert Zehner arbeiteten vor ihrer Selbstständigkeit rund 15 Jahre bei der Firma Köberlein in Bad Königshofen, die wie sie in der Zuführtechnik unterwegs ist. Als Köberlein von einem Investor übernommen wurde und nach Thüringen übersiedelte, entschieden sie sich, eigene Wege zu gehen.
Die ersten zwei Monate seien sie zu zweit gewesen, Mitte 2007 hätten sie bereits rund 20 Mitarbeiter beschäftigt. Seien die Anfänge noch sehr primitiv gewesen, blickt Demar zurück, so habe danach ein schnelles Wachstum eingesetzt.
Seit der Unternehmensgründung sind nunmehr 18 Jahre vergangen. Was war rückblickend die größte Herausforderung in dieser Zeit? Da muss Demar nicht lange überlegen. Die Banken- und Finanzkrise um das Jahr 2008 ist noch sehr präsent. "Uns stand das Wasser bis zum Hals", erzählt er. "Wir hatten Existenzangst." Es sei ihnen nicht leicht gefallen, vor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu treten, um die Lage zu erklären und mitzuteilen, dass Einsparungen nötig seien, um Kündigungen zu vermeiden. "Es sind ausnahmslos alle Beschäftigten darauf eingegangen."
Adelbert Demar: Bei den ersten Problemen nicht das Handtuch werfen
Mitte 2009 sei es glücklicherweise wieder aufwärts gegangen und man habe auf Normalbetrieb schalten können. "Es hat mich sehr stolz gemacht, dass wir uns selbst aus dem Schlamassel herausziehen konnten", so Demar. Manchmal würden Krise und Erfolg eng beieinander liegen. Gelernt habe er daraus, nicht bei den ersten Problemen das Handtuch zu werfen, sondern einen kühlen Kopf zu bewahren. Auch wenn es sehr schwer sei.
Sein Partner und er hätten damals auch erkannt, dass sie einen finanzkräftigen Partner brauchen, um weiter wachsen zu können. Am Ende dieser Überlegungen stieg die Jopp Holding GmbH in Bad Neustadt 2010 als Mehrheitseigner in das Unternehmen ein. Die Zusammenarbeit mit der Familie Büchs sei ein Schritt gewesen, den sie beide nie bereut haben, betont der Großbardorfer.
Transformation in der Automobilbranche: Umstellung auf Elektroantrieb
Eine weitere Herausforderung sei sicherlich die derzeit noch laufende Umstellung in der Automobilbranche vom Verbrenner auf den Elektroantrieb. Diese etwa 2019 begonnene "Transformation" habe sich in der Auftragslage zunächst durchaus negativ bemerkbar gemacht, bekennt Adelbert Demar. Die Investitionen in die Verbrenner-Technologie seien eingebrochen und die E-Mobilität sei noch nicht so zum Laufen gebracht worden, wie vorhergesagt, um die Lücke zu füllen.
Nichtsdestotrotz sei man bei IFSYS zufrieden. "Unsere Auftragsbücher sind gefüllt." Aktuell würden die großen Automobilhersteller stark in die E-Mobilität investieren. Das spüre man nun auch positiv in Großbardorf. Zuführtechnik sei momentan gefragt.
Dennoch blickt Adelbert Demar nicht gelassen in die Zukunft. Dazu sei die Lage in Europa und auch weltweit zu instabil. Dementsprechend hat er auch keine großen Visionen. "Wenn es uns in zwei Jahren so geht wie heute, freue ich mich."
Neue Technologien haben im Laufe der Jahre Einzug gehalten
Lässt Demar die vergangenen Jahre Revue passieren, so konstatiert er, dass sich in dieser Zeit vieles verändert habe. "Anfangs habe ich jede Maschine und jedes Problem gekannt." Mit dem Wachstum des Unternehmens habe er mehr und mehr delegieren müssen.
Auch neue Technologien haben Einzug gehalten. Als sein Sohn jüngst vorgeschlagen habe, eine Software für eine Simulation für den Maschinen- und Anlagenbau anzuschaffen, sei er zunächst skeptisch gewesen. Bald habe sich jedoch herausgestellt, dass die Investition richtig und wichtig gewesen ist. "Die nächste Generation hat andere Ideen. Ich bin es gewohnt, Probleme handwerklich zu lösen." Auch das habe ihm signalisiert, dass es Zeit für einen Führungswechsel ist.
Welchen Rat gibt Adelbert Demar seinem Nachfolger? "Es ist wichtig, ehrlich, bodenständig und demütig zu sein." Wenn gerade alles gut laufe, dürfe man nicht denken, dass das so bleibt. "Wir haben in guten Jahren in das Unternehmen reinvestiert, es weiterentwickelt und keine Luftschlösser gebaut."
Dankbarkeit gegenüber der Familie und den Mitarbeitern
Adelbert Demar ist verheiratet. Er und seine Frau haben zwei Söhne, eine Tochter und vier Enkelkinder. Gegenüber seiner Familie zeigt er sich dankbar, dass sie ihn stets unterstützt und ihm den Rücken freigehalten hat.
Seine Frau und er würden sehr gerne wandern. "Unser Urlaubsziel sind zumeist die Berge", erzählt Demar. Wenn er abends manchmal erschöpft nach Hause komme, würde seine Frau ihn oft noch zu einem Spaziergang überreden. "Die Bewegung in der Natur und das Gespräch helfen."
Dankbar ist Adelbert Demar auch seinen Beschäftigten. "Wir haben sehr loyale, einsatzbereite und fähige Mitarbeiter", sagt er. Für ihn sei es stets wichtig gewesen, dass man jederzeit aufeinander zugehen und miteinander reden kann.
Würde Adelbert Demar heute etwas anders machen, wenn er die Möglichkeit dazu hätte? "Es gab Phasen, da dachte ich mir: Was hast du nur aufgegeben? Du hattest doch als Angestellter ein ruhiges Leben." Das seien aber immer nur Phasen gewesen. Generell bereut habe er den Schritt in die Selbstständigkeit nicht. "Ich würde wohl alles wieder genauso machen."