
Die Gemeinden Salz, Strahlungen und Niederlauer haben ein größeres gemeinsames Projekt vor Augen. Sie planen eine interkommunale Photovoltaik-Freiflächenanlage. Diese soll über die Gemarkungen verteilt auf verschiedenen kleineren und größeren Flächen entstehen und insgesamt 61,2 Hektar umfassen. Um das Projekt auf den Weg zu bringen, war in allen drei Gemeinden jeweils ein Beschluss über die Aufstellung eines Bebauungsplanes notwendig. Um darüber abzustimmen, trafen sich die Gemeinderäte der drei Orte zu einer gemeinsamen Sitzung im Gemeindezentrum in Salz.
Die Projektentwicklung wird vom Überlandwerk Rhön und der Energieallianz Bayern getragen. Der Geschäftsführer des Überlandwerks, Joachim Schärtl, erläuterte das Vorhaben.
Einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Energiewende vorantreiben
"Wir wollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Energiewende vorantreiben", nannte er als ein Ziel des Projektes. Darüber hinaus wolle man Energiesicherheit gewinnen. Und natürlich habe man auch das Bestreben, die erzeugte "grüne Energie" bestmöglich primär regional zu vermarkten, konkretisierte Schärtl die Zielsetzung nach der Veranstaltung gegenüber dieser Redaktion.

Wichtig seien eine lokale Wertschöpfung durch die kommunale Beteiligung und auch eine Beteiligung der Bürger. "Bürgerbeteiligung ist uns ganz wichtig", betonte Schärtl gegenüber den Anwesenden. Darüber hinaus soll das Projekt auch für lokale Unternehmen geöffnet werden. Alle Beteiligten würden wünschen, dass die Maßnahme regional verankert werde, ohne Investoren von außen.
Die Energieallianz Bayern wurde mit ins Boot geholt
Für eine Kommune sei es schwierig, so eine Anlage allein zu schultern, erklärte der Vertreter des Überlandwerks. Deshalb der Zusammenschluss der drei Gemeinden. Ähnlich sieht es mit der Projektträgerschaft aus. Hier wurde die Energieallianz Bayern mit ins Boot geholt. Diese kenne sich mit der Planung und Errichtung solcher Anlagen aus, führte Schärtl aus. Bei ihr handelt es sich um einen Zusammenschluss von rund 40 Energieversorgern und Stadtwerken. Seit zwei Jahren ist das Überlandwerk Rhön einer der Gesellschafter der Energieallianz.
Wie gestaltet sich die Photovoltaikanlage? Zu den geplanten rund 61 Hektar steuert die Gemeinde Niederlauer 8,8 Hektar und Salz 13,7 Hektar bei. Die weitaus größte Fläche stellt Strahlungen mit 38,5 Hektar.
Erzeugungsanlagen dieser Größenordnung werden direkt an das 110-kV-Hochspannungsnetz angeschlossen. Dafür ist ein eigenes, kleines Umspannwerk bei Niederlauer notwendig.
Die Investitionskosten belaufen sich auf 40 bis 45 Millionen Euro
Die Investitionskosten belaufen sich, so Schärtl weiter, auf 40 bis 45 Millionen Euro. Der Eigenkapitalbedarf liege bei 20 bis maximal 30 Prozent. Mit einer Amortisation rechne man nach acht bis zwölf Jahren.
In der Projektentwicklungsphase teilen sich das Überlandwerk Rhön und die Energieallianz Bayern die Finanzierung zu je 50 Prozent. Später, in der Realisierungsphase, übernehmen die Beiden jeweils 25,1 Prozent, die Gemeinden sowie die beteiligten Bürger oder Unternehmen je bis zu 24,9 Prozent.
Wenn alles nach Plan läuft, könnte Baustart im September 2025 sein und die Inbetriebnahme der Anlage im März 2026. Bereits vorhanden sei die Einspeisezusage des zuständigen Netzbetreibers, der Bayernwerk Netz GmbH. Auch die Flächen für die Anlagen seien schon gesichert. Das geschieht über Pachtverträge.
Auf welchen Flurstücken genau die Photovoltaikanlagen entstehen, darauf wollte sich Joachim Schärtl auf Nachfrage dieser Redaktion in dieser frühen Projektphase nicht festlegen. Noch müsse das Vorhaben durch das Genehmigungsverfahren. Bei den Flächen handele sich teilweise um private und teilweise um kommunale Flächen, die zumeist landwirtschaftlich genutzt werden. Möglicherweise könne man im Herbst bei der ersten Auslegung des Entwurfs mehr sagen.
Ein Gesamtenergieertrag von etwa 62 Millionen Kilowattstunden pro Jahr
Überlandwerk-Geschäftsführer Roland Göpfert rechnet mit einem Gesamtenergieertrag von etwa 62 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Ein Kriterium bei der Flächenauswahl war beispielsweise, eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes möglichst zu vermeiden, legte Joachim Schärtl in der Versammlung weiter dar. Die Anlagen wolle man zudem eingrünen. Auch die landwirtschaftlichen Interessen beziehungsweise die Bodengüte habe man berücksichtigt.
"Wer mehr beiträgt, darf der auch mehr vom Kuchen abhaben?" Diese Frage wurde im Anschluss an den Vortrag gestellt. Das müssten die Kommunen zunächst unter sich ausmachen, antwortete darauf Schärtl. Johannes Hümpfner, Bürgermeister von Strahlungen, wurde etwas detaillierter: "Es wird eine Gewichtung geben. Diese muss aber nicht das genaue Verhältnis widerspiegeln."
Schließlich stand die Beschlussfassung zur Aufstellung des Bebauungsplanes "Interkommunaler Solarpark" in den drei Gemeinden an. Die Strahlunger Gemeinderäte stimmten diesem einstimmig mit 7:0 zu, die Vertreter aus Niederlauer mit 7:2 und die Sälzer Gemeinderäte mit 11:0.
Woraus speist sich der Gewinn für die Gemeinden?
Johannes Hümpfner, dessen Gemeinde den weitaus größten Flächenanteil beisteuert, zeigte sich am Tag nach der Veranstaltung gegenüber dieser Redaktion zufrieden darüber, dass die drei Gemeinden nahezu einstimmig der interkommunalen Photovoltaikanlage zugestimmt haben. Er bekräftigte, dass die Aufschlüsselung des Gewinns noch nicht spruchreif sei. Sicher sei nur, dass diese unter dem Überlandwerk Rhön, der Energieallianz Bayern, den drei Gemeinden sowie den unter Umständen beteiligten Bürgern und Unternehmen erfolgt.
Woraus speist sich der Gewinn für die Gemeinden? Diese würden neben dem Ertrag die Leitungsentgelte erhalten, so der Strahlunger Bürgermeister. Außerdem 90 Prozent der Gewerbesteuer, die restlichen zehn Prozent gehen an den Sitz der Betreibergesellschaft.
Noch müsste die ein oder andere Hürde überwunden werden, so Johannes Hümpfner. Um die Leitungen zum geplanten Umspannwerk in Niederlauer, das direkt neben dem 110 kV-Mast entstehen soll, zu legen, müsse beispielsweise die Lauer und auch die Bahntrasse unterquert werden. Dennoch freue er sich auf das Vorhaben.