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Salz
Gemeinsam die Sonne anzapfen: Die Gemeinden Salz, Strahlungen und Niederlauer planen einen Solarpark
In den Gemarkungen von Salz, Strahlungen und Niederlauer sollen mehrere Photovoltaik-Freiflächenanlagen entstehen. Zusammen umfassen sie über 60 Hektar.
Auf den Gemeindegebieten von Salz, Strahlungen und Niederlauer soll eine gemeinsame Photovoltaik-Freiflächenanlage entstehen.
Foto: Nicolas Armer/dpa (Symbolbild) | Auf den Gemeindegebieten von Salz, Strahlungen und Niederlauer soll eine gemeinsame Photovoltaik-Freiflächenanlage entstehen.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:46 Uhr

Die Gemeinden Salz, Strahlungen und Niederlauer haben ein größeres gemeinsames Projekt vor Augen. Sie planen eine interkommunale Photovoltaik-Freiflächenanlage. Diese soll über die Gemarkungen verteilt auf verschiedenen kleineren und größeren Flächen entstehen und insgesamt 61,2 Hektar umfassen. Um das Projekt auf den Weg zu bringen, war in allen drei Gemeinden jeweils ein Beschluss über die Aufstellung eines Bebauungsplanes notwendig. Um darüber abzustimmen, trafen sich die Gemeinderäte der drei Orte zu einer gemeinsamen Sitzung im Gemeindezentrum in Salz. 

Die Projektentwicklung wird vom Überlandwerk Rhön und der Energieallianz Bayern getragen. Der Geschäftsführer des Überlandwerks, Joachim Schärtl, erläuterte das Vorhaben.

Einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Energiewende vorantreiben

"Wir wollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Energiewende vorantreiben", nannte er als ein Ziel des Projektes. Darüber hinaus wolle man Energiesicherheit gewinnen. Und natürlich habe man auch das Bestreben, die erzeugte "grüne Energie" bestmöglich primär regional zu vermarkten, konkretisierte Schärtl die Zielsetzung nach der Veranstaltung gegenüber dieser Redaktion.

Bei einer gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte von Salz, Strahlungen und Niederlauer wurde ein interkommunaler Solarpark auf den Weg gebracht. Von links: Timo Schmitt von der VG Bad Neustadt, die Bürgermeister Johannes Hümpfner (Strahlungen), Holger Schmitt (Niederlauer), Martin Schmitt (Salz), Joachim Schärtl (Geschäftsführer vom Überlandwerk Rhön), Ulrich Geis (Geschäftsführer der Energieallianz Bayern) und Roland Göpfert (Geschäftsführer vom Überlandwerk Rhön).
Foto: Sigrid Brunner | Bei einer gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte von Salz, Strahlungen und Niederlauer wurde ein interkommunaler Solarpark auf den Weg gebracht.

Wichtig seien eine lokale Wertschöpfung durch die kommunale Beteiligung und auch eine Beteiligung der Bürger. "Bürgerbeteiligung ist uns ganz wichtig", betonte Schärtl gegenüber den Anwesenden. Darüber hinaus soll das Projekt auch für lokale Unternehmen geöffnet werden. Alle Beteiligten würden wünschen, dass die Maßnahme regional verankert werde, ohne Investoren von außen

Die Energieallianz Bayern wurde mit ins Boot geholt

Für eine Kommune sei es schwierig, so eine Anlage allein zu schultern, erklärte der Vertreter des Überlandwerks. Deshalb der Zusammenschluss der drei Gemeinden. Ähnlich sieht es mit der Projektträgerschaft aus. Hier wurde die Energieallianz Bayern mit ins Boot geholt. Diese kenne sich mit der Planung und Errichtung solcher Anlagen aus, führte Schärtl aus. Bei ihr handelt es sich um einen Zusammenschluss von rund 40 Energieversorgern und Stadtwerken. Seit zwei Jahren ist das Überlandwerk Rhön einer der Gesellschafter der Energieallianz.

Wie gestaltet sich die Photovoltaikanlage? Zu den geplanten rund 61 Hektar steuert die Gemeinde Niederlauer 8,8 Hektar und Salz 13,7 Hektar bei. Die weitaus größte Fläche stellt Strahlungen mit 38,5 Hektar. 

Erzeugungsanlagen dieser Größenordnung werden direkt an das 110-kV-Hochspannungsnetz angeschlossen. Dafür ist ein eigenes, kleines Umspannwerk bei Niederlauer notwendig. 

Die Investitionskosten belaufen sich auf 40 bis 45 Millionen Euro

Die Investitionskosten belaufen sich, so Schärtl weiter, auf 40 bis 45 Millionen Euro. Der Eigenkapitalbedarf liege bei 20 bis maximal 30 Prozent. Mit einer Amortisation rechne man nach acht bis zwölf Jahren. 

In der Projektentwicklungsphase teilen sich das Überlandwerk Rhön und die Energieallianz Bayern die Finanzierung zu je 50 Prozent. Später, in der Realisierungsphase, übernehmen die Beiden jeweils 25,1 Prozent, die Gemeinden sowie die beteiligten Bürger oder Unternehmen je bis zu 24,9 Prozent.

Wenn alles nach Plan läuft, könnte Baustart im September 2025 sein und die Inbetriebnahme der Anlage im März 2026. Bereits vorhanden sei die Einspeisezusage des zuständigen Netzbetreibers, der Bayernwerk Netz GmbH. Auch die Flächen für die Anlagen seien schon gesichert. Das geschieht über Pachtverträge.

Auf welchen Flurstücken genau die Photovoltaikanlagen entstehen, darauf wollte sich Joachim Schärtl auf Nachfrage dieser Redaktion in dieser frühen Projektphase nicht festlegen. Noch müsse das Vorhaben durch das Genehmigungsverfahren. Bei den Flächen handele sich teilweise um private und teilweise um kommunale Flächen, die zumeist landwirtschaftlich genutzt werden. Möglicherweise könne man im Herbst bei der ersten Auslegung des Entwurfs mehr sagen.

Ein Gesamtenergieertrag von etwa 62 Millionen Kilowattstunden pro Jahr

Überlandwerk-Geschäftsführer Roland Göpfert rechnet mit einem Gesamtenergieertrag von etwa 62 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Ein Kriterium bei der Flächenauswahl war beispielsweise, eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes möglichst zu vermeiden, legte Joachim Schärtl in der Versammlung weiter dar. Die Anlagen wolle man zudem eingrünen. Auch die landwirtschaftlichen Interessen beziehungsweise die Bodengüte habe man berücksichtigt.

"Wer mehr beiträgt, darf der auch mehr vom Kuchen abhaben?" Diese Frage wurde im Anschluss an den Vortrag gestellt. Das müssten die Kommunen zunächst unter sich ausmachen, antwortete darauf Schärtl. Johannes Hümpfner, Bürgermeister von Strahlungen, wurde etwas detaillierter: "Es wird eine Gewichtung geben. Diese muss aber nicht das genaue Verhältnis widerspiegeln."

Schließlich stand die Beschlussfassung zur Aufstellung des Bebauungsplanes "Interkommunaler Solarpark" in den drei Gemeinden an. Die Strahlunger Gemeinderäte stimmten diesem einstimmig mit 7:0 zu, die Vertreter aus Niederlauer mit 7:2 und die Sälzer Gemeinderäte mit 11:0.

Woraus speist sich der Gewinn für die Gemeinden?

Johannes Hümpfner, dessen Gemeinde den weitaus größten Flächenanteil beisteuert, zeigte sich am Tag nach der Veranstaltung gegenüber dieser Redaktion zufrieden darüber, dass die drei Gemeinden nahezu einstimmig der interkommunalen Photovoltaikanlage zugestimmt haben. Er bekräftigte, dass die Aufschlüsselung des Gewinns noch nicht spruchreif sei. Sicher sei nur, dass diese unter dem Überlandwerk Rhön, der Energieallianz Bayern, den drei Gemeinden sowie den unter Umständen beteiligten Bürgern und Unternehmen erfolgt. 

Woraus speist sich der Gewinn für die Gemeinden? Diese würden neben dem Ertrag die Leitungsentgelte erhalten, so der Strahlunger Bürgermeister. Außerdem 90 Prozent der Gewerbesteuer, die restlichen zehn Prozent gehen an den Sitz der Betreibergesellschaft. 

Noch müsste die ein oder andere Hürde überwunden werden, so Johannes Hümpfner. Um die Leitungen zum geplanten Umspannwerk in Niederlauer, das direkt neben dem 110 kV-Mast entstehen soll, zu legen, müsse beispielsweise die Lauer und auch die Bahntrasse unterquert werden. Dennoch freue er sich auf das Vorhaben.

 
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  • O. S.
    Umwelt- und Klimaschutz ist wichtig und richtig. Aber muss es in dieser Art und weise sein? Ich denke das es größtenteils landwirtschaftliche Flächen sind die da bebaut werden und die man in Zukunft noch brauchen wird um den Planeten zu ernähren. Warum werbe die Gemeinden nicht darum, erst mal alle Gebäude in den Gemeinden mit Solar zu bebauen? Klar für den Versorger ist es so an einfachsten. Trafo an die 110kv-Leitung und einspeisen. Wenn jeder Hausbesitzer sich Solar aufs Dach macht, müssten Sie nämlich die Netze in den Gemeinden ausbauen und das kostet richtig Geld. Mir wäre es lieber wenn Solaranlagen auf unsere Häusern kommen, als wenn man die Landschaft damit zubaut. Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg mir wäre es aber lieber gewesen nicht 63 Hektar Landschaft mit Solar zuzubauen.
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  • G. G.
    Zum einen werden hier in der Gegend viel Mais meist für Biomasse-Anlagen, Raps für die Industrie, ein bisschen Getreide angebaut. Vor allem beim Getreide wächst kein Grashalm mehr, da im überwiegend konventionellen Anbau Pestizid-Einsatz üblich ist. Zum anderen gehe ich davon aus, dass eben diese Pestizide in diesen Solarparks nicht eingesetzt werden. Da kann jeder für sich selber eine subjektive Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen. Da ich hier lebe, bin ich froh, wenn weniger konventionelle Landwirtschaft betrieben wird, das die unmittelbare Umwelt vor unserer Haustür weniger belastet.
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