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Oberelsbach
Frust nach Rhöner Winterwochenende ist groß: Viele Besucher ignorierten alle Regeln im Naturschutzgebiet
Das Wetter war am Wochenende ideal für einen schönen Wintertag in der Rhön. Doch viele Besucher liefen querfeldein und setzten so die Tiere tödlicher Gefahr aus.
Am Samstag waren die Bedingungen in der Rhön, wie hier am Wanderparkplatz Schornhecke, perfekt.
Foto: Martina Müller | Am Samstag waren die Bedingungen in der Rhön, wie hier am Wanderparkplatz Schornhecke, perfekt.
Julia Back
 |  aktualisiert: 28.01.2024 02:40 Uhr

Die Sonne schien, der Himmel war blau und die Schneelagen optimal. Bei diesen Bedingungen verwundert es nicht, dass es am Wochenende wieder Erholungssuchende aus der ganzen Region in die Hochlagen der Rhön zog.

Das Naturschutzgebiet Lange Rhön, das sich zwischen Holzberghof und Schwarzem Moor entlang der Hochrhönstraße erstreckt, verspricht gerade an schönen Wintertagen eine einzigartige Landschaft mit traumhaftem Ausblick. Torsten Kirchner von der Wildland-Stiftung Bayern bereitet der Besucheransturm jedoch regelmäßig Ärger.

Im Naturschutzgebiet Lange Rhön gelten Regeln

Denn im Naturschutzgebiet gelten zum Schutz der Tierarten eindeutige Regeln. Doch immer mehr Menschen würden sich nicht an diese halten und die Tiere aufscheuchen, so Kirchner, der Gebietsbetreuer im Naturschutzgebiet Lange Rhön ist. "Die aktuellen Probleme haben wir alle Jahre wieder und auch schon sehr lange."

Durch neue Trends, wie Schneeschuhwandern oder E-Bikes würden die Probleme sogar immer größer werden. "Gerade durch die E-Bikes sind die Menschen auch im Winter mit den Mountainbikes unterwegs und erreichen einen größeren Radius. Damit einhergehend kommt es auch zu mehr Störungen", sagt Kirchner.

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Viele Menschen unterschätzten die tödliche Gefahr für die heimische Tierwelt. "Die Tiere müssen im Winter mehr Energie sparen. Wenn dann Menschen querfeldein laufen, werden die Tiere aufgescheucht und müssen ihren Stoffwechsel hochfahren", erklärt Kirchner. "Wenn das mehrmals innerhalb kurzer Zeit vorkommt – und an solchen Wochenenden ist das durchaus der Fall – verlieren sie sehr viel Energie, was zum Tod der Tiere führen kann."

Mit Skiern auf Loipen unterwegs und zu Fuß auf den Winterwanderwegen

Zwar sei das Besucheraufkommen am vergangenen Wochenende "nicht katastrophal" gewesen, das "Störungsaufkommen" jedoch sehr hoch. "Es gab einen ziemlich hohen Prozentsatz an Leuten, die sich an gar nichts gehalten haben", ärgert sich Kirchner.

Grundsätzlich gelte, dass man sich mit Skiern auf den Loipen und zu Fuß auf den Winterwanderwegen aufhalten müsse. Doch trotz großer Hinweis-Banner waren die Wanderer auch auf den Sommerwegen unterwegs.

Große Banner, wie hier an der Thüringer Hütte, weisen auf die Regeln im Naturschutzgebiet Lange Rhön hin.
Foto: Martina Müller | Große Banner, wie hier an der Thüringer Hütte, weisen auf die Regeln im Naturschutzgebiet Lange Rhön hin.

"Es gibt aber auch Leute, die sich weder an Winter- noch an Sommerwanderwege halten, sondern einfach querfeldein durch das Naturschutzgebiet laufen", so Kirchner. Selbst durch Absperrungen habe sich so mancher nicht aufhalten lassen. "Am Schwarzen Moor sind sie sogar darüber geklettert. Da kann niemand mehr erzählen, dass er das nicht gesehen hat."

Und dies seien keineswegs nur Touristen von außerhalb. "Das ist ganz gemischt", sagt Kirchner. Zudem fehle den meisten Rhön-Besucherinnen und Besuchern das Unrechtsbewusstsein. "Sie wollen dort laufen, wo sonst keiner läuft und sich nichts vorschreiben lassen."

Auch viele Hundebesitzer halten sich nicht an den vorgeschriebenen Leinenzwang. "Die Ausrede ist dann immer gleich. Entweder ist der Hund zu alt, um sich zu entfernen oder es ist ein Kuschelhund", ärgert sich der Gebietsbetreuer.

Sorge bereiten Kirchner indes nicht nur die Regelverstöße, sondern auch das Verhalten so mancher Besucher. "Es herrscht Unverständnis und die Ranger haben es mittlerweile auch mit Widerstand zu tun. Nicht körperlich, aber mit Worten." Das könne sogar so weit eskalieren, dass die Ranger beschimpft werden.

Diskussionen mit Rhön-Besuchern waren nötig

Ähnliche Eindrücke vom Wochenende schildert Klaus Spitzl, Geschäftsführer Naturpark Bayerische Rhön. "Es gab Wanderer, die einer Audiodatei aus dem Internet gefolgt sind, und zwar das Verbotsschild gesehen hatten, aber gedacht haben, dass die Route dennoch erlaubt ist", erzählt er. "Mit ihnen gab es aber ein gutes Gespräch."

Andere hätten sich wiederum nicht so einsichtig gezeigt. So hätte ein Fotograf am Straßenrand den Motor laufen lassen, während er seine Ausrüstung aufgebaut habe. "Solche Dinge werden dann an die Kreisverwaltungsbehörde weitergeleitet und die Behörde entscheidet, was weiterverfolgt wird", so Spitzl.

"Wir stellen große Banner auf und weisen daraufhin, worauf geachtet werden muss, aber die Leute lesen es halt nicht", so Spitzl. "Aber es gibt ja auch Straßenverkehrsteilnehmer, die auch mal das ein oder andere Schild nicht lesen."

Zumindest von Seiten der Polizei gibt es im Rückblick auf den Besucherandrang gute Nachrichten. "Es war alles im Rahmen", so die Auskunft der Polizeiinspektion Bad Neustadt, die für den Kreuzberg zuständig ist. Eine Aussage, der sich die Polizeiinspektion Mellrichstadt, deren Zuständigkeitsbereich das Gebiet um die Hochrhönstraße zwischen Dreiländereck und Fladungen umfasst, nur anschließen kann. "Es gab ein erhöhtes Verkehrsaufkommen aufgrund der guten Wetter- und Schneelage und es war mehr los als sonst, aber der Verkehr ist ordnungsgemäß gelaufen", sagt der Mellrichstädter Polizeichef Thomas Reubelt.

 
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  • Werner Rau
    Rücksicht, Demut, Bescheidenheit sind heute leider nicht mehr bekannt. Die Ich-Generation wird wirklich Mal die Letzte sein.
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  • Heribert Mennig
    Vielleicht handelte es sich um ein Treffen der Analphabeten. Erschreckend ist die Uneinsichtigkeit der Leute.
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