Torsten Kirchner von der Wildland-Stiftung Bayern kümmert sich seit rund 20 Jahren um den Schutz und den Erhalt des Birkwild-Bestands in der Rhön und ist für die jährlichen Birkwildzählungen in der Langen Rhön verantwortlich. Der Gebietsbetreuer im größten Rhöner Schutzgebiet organisiert daneben die Fahrten ehrenamtlicher Helfer nach Schweden, die dort Birkwild fangen, das dann in der Rhön ausgewildert wird. Dieser Tage ist er wieder von einer Schweden-Tour zurückgekehrt.
Torsten Kirchner: Wie immer gab es einige Schwierigkeiten. So fiel ein Fahrzeug am Abfahrtstag wegen eines Kupplungsschadens aus und musste ersetzt werden. Beim Versuch, die Tiere nach Deutschland auszuführen, griffen plötzlich neue EU-Regelungen, die erfüllt werden mussten. Das hat viele Nerven gekostet, aber letztlich hat dann doch wieder alles geklappt. Wir waren mit zehn Leuten unterwegs und haben vor Ort mit anderen Gruppen aus Belgien und Holland kooperiert, die dort ebenfalls auf Birkwild-Fang waren. Alle sind müde, aber wohlbehalten in der Rhön zurück.
Kirchner: Zehn Hähne und 14 Hennen. Die Tiere sind alle unversehrt in der Rhön angekommen, wo sie umgehend von den Rangern Maik Prozeller und Daniel Scheffler ausgewildert wurden.
Kirchner: Neben wenigen hauptamtlichen Fachleuten war die Mehrzahl der Helfer ehrenamtlich dabei. Die Autos wurden gestellt, die Benzinkosten zum größten Teil über Spenden von privaten Sponsoren und über die Jagdabgabe finanziert. Auch der Landkreis unterstützte mit einem Fahrzeug.
Kirchner: Wir sind im elften Fangjahr seit 2010, nachdem im vorletzten Jahr die Fahrt wegen Corona abgesagt werden musste. Wir haben - einschließlich 2022 - eine Genehmigung für drei Jahre. Dabei dürfen insgesamt 75 Tiere gefangen werden.
Kirchner: Die genetische Auffrischung des Birkwildbestands in der Rhön ist gelungen. Nachweislich hat es auch Verpaarungen mit hiesigen Tieren und die erfolgreiche Aufzucht von Jungtieren gegeben. Die ausgewilderten Vögel nehmen die Rhön als Lebensraum an. So ist noch immer ein besenderter Hahn unterwegs, der 2019 in die Rhön kam. Auch Vögel, die im vergangenen Jahr besendert wurden, sind noch nachweisbar. Der Knackpunkt scheint das Überleben der Aufzucht zu sein. Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Gründe dafür werden gerade erarbeitet.
Kirchner: Ziel der Aktion ist es, zu versuchen, den Bestand so lange zu halten, bis es Verbesserungen beim Lebensraum gibt. Es geht nicht nur um das Birkwild. Es ist ein Anzeiger, der Defizite sichtbar macht, unter denen auch manche andere, unauffälligere Arten leiden. Mit dem Verweis auf das Birkhuhn können in der Rhön viele Schutzmaßnahmen durchgeführt werden, die sonst nicht möglich wären – das Aussterben des Birkhuhns wäre aus meiner Sicht ein großer Verlust.
Kirchner: Wir haben wieder im Corona-Modus gezählt. Das bedeutet, dass nur etwa ein Viertel der sonst üblichen Zählplätze besetzt wurden und die traditionellen Absprachen am Vorabend sowie das gemeinsame Frühstück nach dem Zählen ausfielen.
Kirchner: Es wurden elf Hähne und zwei Hennen gezählt. Die registrierte Zahl der Hennen ist dabei nicht repräsentativ. Die Sicht war zwar gut, aber es wehte ein sehr kalter, scharfer Wind. So waren auf einigen Plätzen keine Vögel zu sehen und zu hören. Zudem ließen sich vermutlich viele Hennen deshalb nicht sehen, weil sie schon auf dem Nest saßen.
Kirchner: Durch die Auswilderung ist der Bestand stabil, aber auf niedrigem Niveau und deswegen nicht befriedigend.
Kirchner: Ich bin überzeugt davon, dass es ohne die verschiedenen Maßnahmen keine Birkhühner mehr in der Rhön geben würde und so das Aussterben verhindert wurde. Allerdings sind das keine Projekte für die Ewigkeit und werden wohl irgendwann beendet.