Seit November ist es wieder still im Fränkischen Freilandmuseum in Fladungen. Doch nur weil sich das Freilandmuseum im Moment, wie jedes Jahr um diese Zeit, in der offiziellen Winterpause befindet, heißt das noch lange nicht, dass dort nicht gearbeitet wird, im Gegenteil – es wird weiterhin fleißig geschuftet und gewerkelt, wenngleich mehr im Hintergrund, hinter den historischen Kulissen sozusagen.
Was genau während der fünf Monate, in denen das Museum seine Pforten geschlossen hält, getan wird und inwiefern sich diese Arbeit von den Tätigkeiten im restlichen Jahr unterscheidet, weiß Ariane Weidlich am besten. Die Kunsthistorikerin ist seit über fünf Jahren die Leiterin des Fränkischen Freilandmuseums in Fladungen und auch in den kalten Monaten stets voll eingespannt, wie sie erzählt: "Auch im Winter sind wir nicht untätig. Im Grunde erledigen wir nun die Kernaufgabe jedes Museums." Und das, so Weidlich, sei die Arbeit mit der Sammlung.
"Verborgene Schätze" des Museums
Gesammelt wurde in den letzten 40 Jahren - lange vor der Gründung des Museums - jede Menge. Im Winter geht es darum, die teils unzugänglichen "verborgenen" Objekte zu bestimmen und zu inventarisieren. "Wir gehen von schätzungsweise 40 000 Objekten aus – aber nicht alles ist inventarisiert", erklärt die Museumsleiterin. In den Depots finden sich Möbel, Hausrat, Haushaltsgegenstände, landwirtschaftliche Geräte, Maschinen, Werkzeuge und vieles mehr. "Es ist eine sehr komplexe Sammlung", so die Expertin. Erst kürzlich habe man ein Elektromotor entdeckt, der hervorragend zur Sonderausstellung "Strom für die Rhön" gepasst hätte. "Wir wussten nur leider nicht, dass wir so etwas besitzen."
Denn vieles, was im Laufe der Jahrzehnte nicht gebraucht wurde, fand seinen Platz in Scheunen. Darunter auch etliche Dubletten. "Mittlerweise haben wie zehn Pflüge", lacht Weidlich. Da komme man um das "Entsammeln", also das Trennen von nicht mehr benötigten Objekten, nicht mehr herum. "Es ist ein aufwendiger Prozess. Sehr wichtig für uns ist, dass wir die Geschichte der Objekte rekonstruieren können. Woher kommen die Sachen, in welchem Zeitraum wurden sie wie produziert?", gewährt Weidlich einen Einblick in eine Tätigkeit, die nur im Winter möglich ist und umfangreiches Wissen erfordert.
Objekte mit Geschichte(n)
Als Beispiel nennt sie ein Spielzeugpferd aus der Zeit um 1930. Mehrere Generationen von Kindern hätten bis in die 1970er Jahre mit diesem Pferd gespielt. Dem Pferd sei seine langjährige Nutzung natürlich deutlich anzusehen. Dennoch sei es wichtig dieses, zur damaligen Zeit sehr beliebte Kinderspielzeug für die Nachwelt aufzubewahren - als Wissensspeicher für kommende Generationen sozusagen. "Es sind die Geschichten dahinter, die es so wertvoll machen", betont Weidlich. Dass bei jedem Objekt, ob erhaltenswert oder aussortierbar, notwendige Verwaltungsvorgänge eingehalten werden müssen, versteht sich von selbst. "Die Prüfung erfolgt im Vier-Augen-Prinzip - alles muss festgehalten und begründet werden."
Die Sammlung und ihre Pflege sei das Fundament musealer Tätigkeit. "Es ist die Basis unserer Arbeit", erklärt Weidlich. Schließlich sei ein Museum nicht nur da, um einem Publikum Exponate zu zeigen. "Es geht uns nicht darum, unsere Häuser einzurichten", so die Museumsleiterin. Sondern darum, wissenschaftliche Arbeit zu leisten, zu sammeln und zu bewahren. Letztendlich hat man auch einen Bildungsauftrag.
Gebrauchsmaterial für Museumspädagogik und Vorführhandwerk
Glücklicherweise gebe es seit 1. Februar personelle Verstärkung für den Bereich Sammlungsmanagement. "Wir möchten nämlich eine Gebrauchssammlung anlegen", sagt die Museumsleiterin. Diese sogenannte Gebrauchssammlung soll künftig Objekte umfassen, die nicht wie üblich im Depot oder den Ausstellungen aufbewahrt beziehungsweise präsentiert werden, sondern explizit für die praktische Nutzung vorgesehen sind. "Hiermit können wir wichtige kulturelle Prozesse, Handwerke, Bräuche und ähnliches vermitteln und somit auch das immaterielle Kulturerbe erhalten."
Bevor sich also die Tore im April wieder öffnen, gibt es noch viel zu tun. Wie in jedem Haushalt gehört auch im Freilandmuseum der Frühjahrsputz traditionell dazu. Die Häuser werden von ihrem Winterschutz befreit, die Wege und Parkplätze wieder in Schuss gebracht. Die Freigeheger der Tiere hergerichtet und vorbereitet. Bis zum Saisonstart ist dafür aber genügend Zeit. "Wir sind froh, dass wir bis zum 1. April noch Zeit haben und hoffen natürlich, dass wir wie geplant öffnen können", so Ariane Weidlich abschließend.
Das Fränkische Freilandmuseum in Fladungen öffnet ab April seine Pforten und hat dann wieder von Dienstag bis Sonntag (Montag Ruhetag) von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zum Museumsbesuch gibt es unter www.freilandmuseum-fladungen.de.