Eine Prinzessin, die eigentlich keine sein wollte. Ein Prinzenpaar, das per Seilbahn in den Saal schwebt. Ein Heiratsantrag bei der Prunksitzung: All das hat Klaus Scheuring schon erlebt, denn er war insgesamt vier Jahre lang Vizepräsident und 29 Jahre lang Präsident der Bastheimer Karnevalsgesellschaft (Ba-Ka-Ge), ist heute Ehrenpräsident und immer noch als Büttenredner aktiv. Er finde es wunderbar, ein "Bostemer Fosenöchter" zu sein, denn der Spaß und der Zusammenhalt in diesem Verein seien kaum zu beschreiben, sagt Klaus Scheuring.
"Auch wenn wir uns heute im Freundeskreis, zum Beispiel 'bei die Bostemer Wampewockler' treffen und zusammen sitzen, passiert es immer wieder, dass einer davon anfängt: 'Weißt du noch...?'", so der 65-Jährige. Auf Anfrage dieser Redaktion erinnert sich Klaus Scheuring an fünf der schönsten, lustigen und skurrilsten Momente in seiner langen Faschingskarriere.
1. Furchteinflößende Bostemer Fosenöchter bettelten gurgelnd um Krapfen
Dass Klaus Scheuring seit Jahrzehnten selbst Fosenöchter ist, war nicht unbedingt vorgezeichnet. Denn als kleiner Junge hatte er Angst vor den Gestalten, die zur Fosenocht durch sein Heimatdorf Bastheim zogen. So habe es zu seiner Kindergarten- und Grundschulzeit in den Gassen furchterregende Gesellen gegeben, die sich hinter einer Holzmaske versteckten, einen großen Hut aufhatten und mit Stroh ausgestopft waren. "Wenn sie uns erwischten, 'gerbten' sie uns tüchtig das Fell", denkt Scheuring zurück.
Die Gestalten seien von Haus zu Haus gezogen, hätten statt zu sprechen nur irgendwelche Laute gegurgelt und vor den Fenstern um Krapfen gebettelt. "Die Fasenacht hinterließ bei mir zunächst also einen schaurigen, furchterregenden Eindruck. Das änderte sich natürlich schlagartig, als ich die Seiten wechselte und selbst zum Fasenöchter mutierte. Hinter der Maske konnte man sich allerhand erlauben. Und nun war man selbst der Kinderschreck", sagt Scheuring.
2. Klaus der I. zog als Kinderprinz im Kommunionanzug durch Bastheim
Als Klaus Scheuring neun Jahre alt war, lernte er die Bastheimer Karnevalsgesellschaft kennen. Neben ihm wohnte damals Ilse Kraus, auch bekannt als "Elferratsmutter" von Bastheim. Und die hatte die Idee, ihre Tochter Ulrike zur ersten Kinderprinzessin in der Geschichte der Ba-Ka-Ge zu machen. Den jungen Klaus Scheuring bestimmte sie zum Kinderprinzen.
"Also war ich im Jahr 1967 'Klaus der I.', der erste Kinderprinz von Bastheim und durfte – im Kommunionanzug und mit Narrenmütze und Umhang ausgestattet – mit meinem gesamten Kinder-Hofstaat auch beim großen Bastheimer Faschingsumzug auf einem eigenen Wagen mitfahren", erinnert sich der heute 65-Jährige. "Natürlich wanderten die 'besten Zückerlich' zuerst in das eigene Kröpfchen oder in die Hosentasche."
3. Büttenredner-Karriere startete als 17-Jähriger im Sport- und Kolpingheim
1975 absolvierte Scheuring seinen ersten Auftritt als Büttenredner: "Die Ba-Ka-Ge machte gerade eine Pause, aber die Bastheimer Kappenabende im Sport- und Kolpingheim waren legendär." Das neue Sportheim war gerade gebaut worden, Scheuring berichtete als 17-Jähriger von der Baumaßnahme.
"Im folgenden Jahr war ich als Hippie an gleicher Stelle schon recht erfolgreich. Originalzitat aus meiner damaligen Bütt: 'Mir ham' noch Zeitung als Klopapier, des kratzt zwar am ... aber is' billiger dafür."
4. Prinzenpaar von Bastheim schwebte per Seilbahn in den Saal
Nicht nur in Faschings-TV-Sendungen gibt es Show-Effekte, auch in Bastheim ließen sich die Fasenöchter schon so einiges einfallen, weiß Klaus Scheuring. 2002 zum 50. Jubiläum der Ba-Ka-Ge wurde mit Katja Schreiber eine sehr aktive Tänzerin in verschiedenen Tanzformationen als Prinzessin angefragt. Die Fosenöchter wollten beides verknüpfen, denn eine tanzende Prinzessin gab es bei der Ba-Ka-Ge noch nie. Passend dazu ließen sie ein Prinzessinnenkleid vom Himmel schweben.
Noch spektakulärer wurde es ein Jahr später: 2003 schwebte das Prinzenpaar selbst – damals Nadine und Tino Büttner – über die Köpfe der Zuschauer hinweg in den Saal. "Wir hatten dafür eine Seilbahn gebaut und alle waren froh, dass es so perfekt und unfallfrei ablief", erinnert sich Klaus Scheuring. "Maurermeister Walter Behringer übernahm federführend den Bau der Seilbahn. Er hat unser Vorhaben innerhalb einer Woche mit den Elferräten zusammen umgesetzt", so Scheuring.
5. Faschingsprinz machte während der Prunksitzung einen Heiratsantrag
Besonders romantisch wurde es bei der Bastheimer Prunksitzung des Jahres 2011. Damals waren Katrin I. (Dorst) und Johannes I. (Arnold) das Prinzenpaar. Sie sorgten am Ende der Show für Überraschung bei Akteuren und Zuschauern. "Johannes Arnold fingerte nervös an seinem Hemdsärmel und verlangte von mir das Mikrofon. Er holte einen Ring heraus, ging auf die Knie und machte seiner Katrin, das war die Tochter des Vizepräsidenten Dieter Dorst, einen Heiratsantrag", so Klaus Scheuring. Bei der Hochzeit sei der ganze Hofstaat eingeladen gewesen.
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