zurück
Frickenhausen
"Hilf mir, es selbst zu tun": So sieht der Alltag im Montessori-Kindergarten in Frickenhausen aus
Seit 16 Jahren gibt es den Montessori-Kindergarten in Frickenhausen. Doch was ist so besonders daran? Und warum passt das Konzept zum Biosphärenreservat?
Der neue Bauwagen ist der Stolz aller Mädchen und Buben. Er dient den Kindern des Montessori-Kindergartens in Frickenhausen künftig als Unterschlupf und Aufenthaltsort im Kindergarten-Wald. Finanziert wurde er von der Karl-Reich-Stiftung.
Foto: Janina Weigel | Der neue Bauwagen ist der Stolz aller Mädchen und Buben. Er dient den Kindern des Montessori-Kindergartens in Frickenhausen künftig als Unterschlupf und Aufenthaltsort im Kindergarten-Wald.
Franziska Sauer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 10:03 Uhr

Hier wäre man am liebsten selbst noch einmal Kindergartenkind. Im Montessori-Kindergarten Sankt Georg in Frickenhausen dürfen die Kinder ihren eigenen Interessen nachgehen und ihre Entdeckerlust frei ausleben. Und das nicht nur auf dem Kindergartengelände, sondern auch in einem Waldstück mit nagelneuem Bauwagen, der dort seit einigen Tagen steht.

"Der Bauwagen erleichtert vieles. Hier können wir jetzt frühstücken oder uns im Winter aufwärmen und müssen nicht jedes Mal wieder zurück zum Kindergarten laufen", sagt Nadine Martin, Leiterin des Montessori-Kindergartens Frickenhausen, der auf besondere Weise mit der Natur verbunden ist und dafür nun den Titel "Biosphären-Kindergarten" erhalten hat.

Nadine Martin ist seit 15 Jahren im Montessori-Kindergarten Sankt Georg in Frickenhausen als Erzieherin tätig. Seit sieben Jahren hat sie die Leitung inne.
Foto: Franziska Sauer | Nadine Martin ist seit 15 Jahren im Montessori-Kindergarten Sankt Georg in Frickenhausen als Erzieherin tätig. Seit sieben Jahren hat sie die Leitung inne.

Montessori- kombiniert mit Natur- und Waldpädagogik

Bei einem Rundgang über das weitläufige Außengelände fallen ein Hochbeet und zahlreiche Sträucher auf. "Hier können die Kinder nach Herzenslust herumtoben und selbst mit Kannen gießen", so Nadine Martin. "Die Natur- und Waldpädagogik gehört zur Montessori-Pädagogik einfach dazu. Wir gestalten den pädagogischen Alltag nach den Bedürfnissen und Interessen unserer Kinder", erläutert die Einrichtungsleiterin. Dass es ihr und ihrem Team eine Herzensangelegenheit ist, die Kinder auf vielfältige Art und Weise an die Natur heranzuführen, zeigt sich auch bei vielen Projekten. Dieses Jahr drehe sich alles um die Entstehung der Erde.

Ein Grundsatz der Montessori-Pädagogik: Die Erzieherin greift nur ein, wenn das Kind selbst nicht weiterkommt.
Foto: Franziska Sauer | Ein Grundsatz der Montessori-Pädagogik: Die Erzieherin greift nur ein, wenn das Kind selbst nicht weiterkommt.

Ein wöchentliches Highlight der Kinder ist der Ausflug in den Kindergarten-Wald. Bislang habe es dort aber nur ein "Materiallager" gegeben, erklärt Nadine Martin. Einen Unterschlupf zum Wickeln oder gar Aufwärmen gab es leider nicht. Das hat sich nun geändert. "Jetzt können wir uns auch länger im Wald aufhalten", freut sich Martin. Der neue Wagen biete Schutz und einen trockenen, sicheren Platz zum Umziehen oder auch mal, um eine Geschichte zu lesen, wenn es draußen ganz ungemütlich werden sollte. Für die Anschaffung habe die Karl-Reich-Stiftung 5.000 Euro zur Verfügung gestellt, so Nadine Martin. "Ein großes Geschenk." 

Hilf mir, es selbst zu tun

In den Frickenhäuser Montessori-Kindergarten gehen aktuell 34 Kinder. "Wir haben eigentlich 40 Plätze, sind aber trotzdem voll belegt, da unsere unter Zweijährigen zwei Plätze belegen", erklärt Leiterin Nadine Martin. Dass hier Kinder unterschiedlichen Alters gemeinsam und somit auch voneinander lernen, sei ein großer Vorteil. "Hilf mir, es selbst zu tun" lautet die Devise. Schon die Kleinsten erfahren ein hohes Maß an Selbstständigkeit, betont Nadine Martin und gewährt einen Blick in die Gruppe. In der "Rappelkiste" gibt es gerade Frühstück. Die Kinder haben das Buffet selbst hergerichtet - "gesund, regional und in Bio-Qualität, da legen wir großen Wert drauf", so Martin. Die Stimmung ist ruhig.

Der Reis ist nicht zum Essen da, sondern soll die Sensomotorik schulen. Hier wurden zum Beispiel ein paar kleine Gegenstände im Reis versteckt, die dann von den Kindern gesucht werden müssen.
Foto: Franziska Sauer | Der Reis ist nicht zum Essen da, sondern soll die Sensomotorik schulen. Hier wurden zum Beispiel ein paar kleine Gegenstände im Reis versteckt, die dann von den Kindern gesucht werden müssen.

Die Erzieherinnen halten sich zurück, beobachten eher im Hintergrund und greifen nur ein, wenn die Kinder selbst nicht weiterkommen. In der "Montessori-Ecke" gibt es besondere Lernmaterialien. Der größte Teil ist aus Holz und liegt in offenen Regalen - immer griffbereit für die Kinder. "Die Materialien sind verschiedenen Bereichen zugeordnet", erklärt Nadine Martin. Diese Bereiche sind Sprache, Mathematik, Aktivitäten des täglichen Lebens, Sinnesbereich und Kosmische Erziehung. Die Materialien werden teilweise von den Erzieherinnen selbst angefertigt. Dazu gehören bunter Spielreis, Perlenketten oder Sandpapierbuchstaben. Aber auch die Kinder sind äußerst kreativ. Mit Naturmaterialien wurde beispielsweise der Lebensraum der Dinos nachgestellt.

Eine sehr beliebte Beschäftigung im Montessori-Kindergarten ist das Schütten von Bohnen, Erbsen, Linsen, Nudeln oder Reis.
Foto: Franziska Sauer | Eine sehr beliebte Beschäftigung im Montessori-Kindergarten ist das Schütten von Bohnen, Erbsen, Linsen, Nudeln oder Reis.

Für welche Kinder das Erziehungskonzept besonders geeignet ist

Aber zu welchem Kind passt Montessori eigentlich? "Zu uns können alle Kinder ab zwei Jahre kommen. Wir arbeiten integrativ und haben auch eine Einzelintegrationskraft im Kindergarten", erklärt Nadine Martin, die stolz auf ihr fünfköpfiges Team ist. "Bei uns werden die Kinder ausschließlich von pädagogischen Fachkräften mit Montessori-Diplom oder -Zertifikat betreut." Wahrscheinlich ist der Montessori-Kindergarten auch deshalb so beliebt bei den Eltern. Immerhin besuchen nicht nur Kinder aus Frickenhausen, sondern auch aus Bastheim, Niederlauer, Münnerstadt und Meiningen die Einrichtung. 

Montessori-Pädagogik

Die Phase des ersten Kindheitsstadiums (0-6 Jahre) ist laut Maria Montessori die wichtigste Zeit des Lebens eines Kindes, da sich in dieser Zeit die Persönlichkeit und Fähigkeiten formen. Montessori versteht die ersten sechs Lebensjahre des Kindes als eine zweite embryonale Wachstumsphase, in der sich Geist und Psyche entwickeln. Während ein Erwachsener bestimmte Umweltreize filtern kann, nimmt ein Kind seine Umwelt sozusagen vollständig auf. Diese wird Teil der Persönlichkeit des Kindes.
Quelle: Montessori-Pädagogik
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Frickenhausen
Mellrichstadt
Bastheim
Niederlauer
Münnerstadt
Franziska Sauer
Biosphärenreservate
Erzieherinnen und Erzieher
Familienleben
Holz
Montessori-Pädagogik
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top