50 Jahre MPG – dieses Jubiläum wird in den kommenden Wochen und Monaten mit vielen Veranstaltungen gebührend gefeiert. Die Schulfamilie des Martin-Pollich-Gymnasiums will zeigen, was in ihr steckt – und das ist eine ganze Menge. Den Auftakt des Jubiläumsjahrs bildete eine Festveranstaltung am Montagnachmittag in der Aula. Dabei wurde nicht nur eine 124-seitige Festschrift vorgestellt, die für zahlreiche Schülergenerationen Lesespaß bietet, die Pollichianer unterhielten die Festgäste auch mit einem Theaterstück und Musik – in diesem Stil geht es bis Oktober weiter.
Kein leichter Job
Schulleiter Robert Jäger hatte keinen leichten Job: Der Mittvierziger folgte 2015 auf Friedrich Steigerwald, der dem Gymnasium über zehn Jahre seinen Stempel aufgedrückt und der Schule ihr modernes Gesicht gegeben hat. Dessen Vorgänger Wilhelm Fischer und der verstorbene Gründervater Rudolf Goy waren Urgesteine des MPG. Dem „Neuling“ oblag es nun also, die Festrede zum 50. Geburtstag zu halten. Und er meisterte seine Aufgabe mit Bravour. Drei Wochen, gab er zu, hatte er in den Archiven recherchiert, um die Entwicklung der Schule von 1967 bis heute darzustellen. Und, wen wundert's: Sein Vortrag geriet ziemlich lang.
Angefangen bei der Wirtschaftswunderzeit, zeigte Jäger auf, dass der Bildungsbereich dem Wandel der Zeit angepasst werden musste. Kinder aller Schichten sollten die Möglichkeit haben, aufs Gymnasium zu gehen. 1963 wurde ein Schulentwicklungsplan aufgelegt, in dem Mellrichstadt als Schulstandort nicht auftauchte. Die Bürger waren empört, wie Leserbriefe aus dieser Zeit in der Presse belegen. Auch die Eltern im damaligen Landkreis Mellrichstadt wollten ihre Kinder auf eine höhere Schule schicken. Drei Jahre später, nach einem regionalpolitischen Kraftakt, bei dem sich auch Hans Reich für ein Mellrichstädter Gymnasium stark gemacht hatte, gab das Ministerium nach. Im weiterentwickelten Schulbedarfsplan war Mellrichstadt berücksichtigt.
Schulaufbau im Rekordtempo
Was dann folgte, lief aus heutiger Sicht im Rekordtempo ab: Zum Schuljahr 1967/68 sollte das mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium an den Start gehen. Nach dem Genehmigungsbescheid im Frühjahr 1967 meldeten Eltern umgehend ihre Kinder an, 67 Schüler zählte der erste Jahrgang. Im Juli 1967 wurde der erst 34 Jahre alte Rudolf Goy beauftragt, die Schule in Mellrichstadt aufzubauen. Bis 1997 leitete „Papa Goy“ das Gymnasium und prägte die Schule wie kein Zweiter. Bei seiner Pensionierung war er der dienstälteste Schulleiter in Bayern. Und was er aufgebaut hat, ist eine Schule, die heute in puncto Gebäude, Ausstattung und Lernmöglichkeiten ihresgleichen sucht.
Doch zurück zu den Anfängen: Provisorisch kam das Gymnasium mit vier Räumen in der Kreisberufschule unter. Es gab zwei Klassenzimmer, ein Allzweckzimmer für Lehrer und Sekretariat sowie ein kleines Chefzimmer. Rudolf Goy unterrichtete Deutsch, Geschichte, Biologie und Erdkunde, Hans Borucki, ebenfalls Lehrer der ersten Stunde, lehrte Mathe, Physik, Erdkunde und Musik und baute sogleich einen kleinen Chor auf. Renate Huen, später Freymann, gab Englisch und Ergänzungsunterricht. Religion unterrichtete Pfarrer Gotthard Dumbacher, in Handarbeit unterrichtete Schwester Jakoba die Mädchen. Und Realschullehrer Wolfgang Taubert half im Sportunterricht aus.
Weiter ging es Schlag auf Schlag: Im Februar 1968 wurde der Neubau am Schulberg beschlossen, im Juli folgte schon der Spatenstich. Im September 1969 stand das Grundgerüst der Schule, ein Windmühlenflügeltyp, was sich als äußerst geschickte Planung erwies. Denn mit der Fertigstellung des ersten Flügels konnte sogleich die ganze Unterstufe im Neubau unterrichtet werden. 1971 war das Schulhaus fertiggestellt, am 21. Mai wurde Einweihung gefeiert. In diesem Jahr wurden 142 Schüler am Gymnasium angemeldet, „das war der absolute Höchststand“, so Jäger rückblickend. Heute sind es etwa halb so viele Schüler, die jährlich ans Gymnasium wechseln. 1980 wurde die Schule in Martin-Pollich-Gymnasium benannt, nach dem berühmten Sohn der Stadt und Gründungsrektor der Universität Wittenberg.
Über 30 Jahre an der Schule
Zahlreiche Lehrer der zweiten Stunde, wie Willi Gröger, Wilhelm Fischer und Rudi Glaesner, sind ganzen Schülergenerationen im Gedächtnis geblieben. Sie unterrichteten über 30 Jahre an der Schule. Spitzenreiter ist Willi Gröger, der 38 Jahre lang Englisch und Sport lehrte. Ab 1976 gingen die Schülerzahlen dann von Jahr zu Jahr zurück – 1985 war mit 464 Schülern der Tiefststand erreicht, verrät ein Blick in die Statistik. Erst mit der Grenzöffnung folgte ein leichter Aufschwung durch Schüler, die aus Thüringen ans MPG kamen.
Wilhelm Fischer, der Rudolf Goy nachfolgte und in seiner Zeit als Schulleiter neben der mathematisch-naturwissenschaftlichen auch eine wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Ausrichtung des Gymnasiums erreichte, schied 2004 aus dem Schuldienst aus, mit Friedrich Steigerwald kam ein „Auswärtiger“ in Amt und Würden. In seiner Zeit als Schulleiter setzte er ganz auf die moderne Ausrichtung der Schule.
Ein Volltreffer: die musische Ausbildungsrichtung
2004 wurde der Förderverein „Freunde des Martin-Pollich-Gymnasiums“ gegründet, die Mensa und die offene Ganztagsschule installiert, die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Ausrichtung des MPG abgewickelt und durch die musische Ausbildungsrichtung ersetzt – eine immens gute Entscheidung, wie sich herausstellte. Zwischen 2008 und 2012 wurde das Schulgebäude generalsaniert, top ausgestattet und zur Wohlfühlschule umgestaltet. Seit 2011 ermöglicht die Einführungsklasse Schülern den Schritt vom mittleren Schulabschluss zur allgemeinen Hochschulreife. Es gibt Schulpartnerschaften, unter anderem mit Südafrika, und die Schulbands und Solisten des MPG genießen einen hervorragenden Ruf.
Robert Jäger als sein Nachfolger will all das Positive am MPG bewahren, für die kommenden Jahre sieht er die kreative Anpassung dessen an die Unterrichts- und Personalsituation als nicht ganz leichte Aufgabe an. Doch im Jubiläumsjahr wird nicht geklagt, sondern gefeiert – mit Konzerten, Theateraufführungen, Projekttagen und einem großen Schulfest.
Schüler sind stolz auf ihr MPG
Dass die Schüler stolz auf ihr MPG sind, ließen die Schülersprecher Peter Diestel, Saskia Hofmann und Tabea Ziegler durchblicken. „Unsere Schule ist ein Geschenk, es ist alles da, was gute Bildung braucht“, sagte Diestel und lobte das familiäre Miteinander an der Schule. Der Elternbeiratsvorsitzende Klemens Damm blickte auf das Leben und die Geschehnisse in Deutschland und im Landkreis Mellrichstadt zur Gründungszeit des Gymnasiums zurück und sorgte so für heitere Momente. Nicht nur was die Schulleiter betrifft, herrscht Konstanz am MPG, auch die Elternbeiratsvorsitzenden – sieben an der Zahl – sind stets lange im Amt geblieben. Damm dankte allen, die sich in den vergangenen 50 Jahren zum Wohle der Schule eingebracht haben.
Christian Machon, Vorsitzender des Fördervereins „Freunde des Martin-Pollich-Gymnasiums“, freute sich über die glänzende Entwicklung des MPG und nutzte die Gelegenheit, einige Antragsformulare für einen Vereinsbeitritt unters Volk zu bringen. Bürgermeister Eberhard Streit nannte die Entwicklung des MPG eine Erfolgsgeschichte, auf die man in Mellrichstadt stolz ist und dankte dem Landkreis als Träger des MPG, der viel in den Schulstandort Mellrichstadt investiert.
Gesellige Runde
Bei Kaffee und Kuchen tauschten sich dann die Festgäste, darunter viele ehemalige Lehrer, Elternvertreter, die Rektoren zahlreicher Schulen im Kreis sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft, aus. Für den festlichen Rahmen sorgten verschiedene Musikensembles sowie das Unterstufentheater mit schwungvollen und unterhaltsamen Einlagen.