Eine gute Portion Neugier hatten die Ehemaligen mitgebracht, als sie am vergangenen Samstag ans Martin-Pollich-Gymnasium, dem Ort ihrer Reifeprüfung vor 40 Jahren, zurückkehrten. Wie mochte sie wohl heute aussehen, die Schule, an der sie als allererster Jahrgang Abitur gemacht hatten?
Die Neugier schlug rasch in Staunen um. Denn in den vergangenen Jahren hat der Bildungstempel auf dem Mellrichstädter Schulberg einen gewaltigen Wandel durchgemacht. Verschwunden ist der Betonklotz von einem Brunnen auf dem Pausenhof, verschwunden die ockerfarbene Fassade. Der ganze Campus hat ein modernes Gesicht bekommen.
Das wurde freilich noch getoppt durch die Metamorphose, die die Schule im Innern erfahren hat. Der stellvertretende Schulleiter Stefan Wintersteiner führte die Besucherschar durch die lichtdurchfluteten Flure, die Treppen, durch die Klassenzimmer und Fachbereiche und wies auf die Überlegungen hin, die hinter den baulichen Veränderungen standen. Nur eins ist scheinbar gleichgeblieben: „Im Chemie- und Physiksaal riecht es noch genauso wie damals, haben die seither nie gelüftet?“, feixte ein Ehemaliger. „Was war denn hier gleich wieder?“, war eine oft gestellte Frage.
Die Aula ist riesig geworden. Das einstige Lehrerzimmer ist jetzt der Verwaltungsbereich, der Kollegstufentrakt ist ausgewandert in den aufgestockten Südflügel. Wo das einstige Sprachlabor unter ständigen Defekten laboriert hatte, stehen heute hochmoderne Computer. Und die einst zugige Fahrradhalle ist eine schmucke Mensa geworden. Die viel geliebte Teeküche, Ort vieler angebrannter Erbsensuppen und Bierflecken auf der Theke und dem Fußboden, musste dem schallisolierten Proberaum der Schlagzeuger weichen.
Mit Wehmut erinnerte sich so mancher auch an die Anfänge seiner Gymnasiumsausbildung in der einstigen Berufsschule und in Räumen der Realschule in Mellrichstadt. Was für ein prachtvoller Komplex steht jetzt dort oben über Mellrichstadt, im Grundriss zwar unverändert, in der Ausstattung aber glanzvoll runderneuert, einschließlich Turnhalle.
Georg Grief und Christa Streit hatten zusammen mit Peter Stumpf und Martina Köstner das Klassentreffen organisiert. Die Kameraden von einst schwelgten dann im Bahnhofscafé noch weiter in Erinnerungen. Eine Gedenkfeier für die verstorbenen Jahrgangskameraden wurde in der Sebastianuskapelle gefeiert. Am Morgen hatte sich die Gruppe bereits im Stadthotel Reich getroffen, am Abend ging es zum abschließenden Treffen in den „Raum 7“, dem ehemaligen Soldatenheim. Hier hatten sie einst ihren Abiturball gefeiert, und Ruth Balling die allererste Abiturrede in Mellrichstadt gehalten.