Seit einem halben Jahr ist Robert Jäger Chef des Martin-Pollich-Gymnasiums (MPG) in Mellrichstadt. Wohin will der Oberstudiendirektor seine Schule führen? Welche Vorstellungen hat er? Und welche Weichen hat er bereits gestellt?
Wer einen leitenden Posten übernimmt, hat das Recht, aus seiner Verantwortung heraus neue Akzente zu setzen. Das gilt im Bereich der Schule nicht weniger als in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens. Bei der Rede zu seiner offiziellen Amtseinführung im Oktober vergangenen Jahres hatte der neue Schulleiter seine Vorstellungen allgemein umrissen und vor allem seine Zuversicht in die Zukunft des MPG zum Ausdruck gebracht.
Sein Optimismus und sein Elan haben sich seither eher verstärkt. Und seine Vorstellungen, welche Prägung er seiner Schule geben will, auch. Auffällig ist jedenfalls, dass seit Beginn des Schuljahrs mehrere Initiativen in Richtung Naturwissenschaften und Technik gegangen sind. Erst jüngst hatte sich das MPG mit der Mittelschule und der Realschule in Mellrichstadt zum Projekt „E-Mobilität“ zusammengeschlossen.
Am vergangenen Montag waren Studenten von der Fachhochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt zu Gast am MPG und warben im Sinne der „Initiative junge Forscherinnen und Forscher“ für naturwissenschaftlich-technische Forschungszweige (mehr dazu lesen Sie auf Seite 31). Und Jäger selbst hat erkennen lassen, dass er seinen Schülern in der Oberstufe einen eigenen Kurs zur Kraftfahrzeugtechnik anbieten wird.
Wenn man bedenkt, dass Jäger selbst Physiker und Mathematiker ist, liegt der Gedanke nahe, dass er den mathematisch-naturwissenschaftlich-technologischen Zweig seiner Schule stärker in den Vordergrund heben will. Wer nun Sorge trägt, dass dies zu Ungunsten des musischen Zweigs gehen könnte, der ja in den letzten Jahren am MPG stark gefördert wurde, liegt aber falsch.
Denn genau das wird er nicht tun, betonte Jäger im Gespräch. Er räumte ein, dass der musische Bereich am MPG gewiss gut vertreten sei, besonders im Bereich der Musik. Doch „musisch“ ist für Jäger ein viel weiter gespannter Begriff. Dazu gehören auch das Schultheater, Tanz, Malerei und Grafik. Zusammen mit der neuen Kunsterzieherin, verriet Jäger, will er hier einen neuen und zusätzlichen Akzent setzen, seine Kollegin sei dafür schon Feuer und Flamme.
Aus seinem Grundverständnis vom Gymnasium als Schultyp wehrt sich Jäger allerdings gegen diese Etikettierung des Unterrichtsangebots nach „Zweigen“. Das Gymnasium sei eine Schule, die eine breite und fundierte Allgemeinbildung bietet. Auch wenn dieser Begriff für manche Ohren fast altmodisch klinge, so sei ein solides, breit gefächertes Fundament an grundlegender Bildung heute notwendiger denn je. Darum will er auch die anderen Aspekte ganzheitlicher Bildung an seiner Schule im vollen Umfang schärfen, also eben auch im Bereich der Naturwissenschaften. Auch hier solle den Schülern ein Angebot gemacht werden, das sie annehmen können, ohne dass ein Druck auf sie ausgeübt werde. Immerhin haben sich derzeit zwei Drittel der MPG-Schüler sich für den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig entschieden.
Jäger hofft, dass auch diese Schüler bereit sind, sich über die reinen Unterrichtsstunden hinaus auch einmal an einem zusätzlichen Nachmittag für die Schule zu engagieren, so, wie es für die Schüler vom musischen Zweig selbstverständlich ist. Als Beispiel nannte er die bundesweite Initiative „Jugend präsentiert“, bei der mathematisch-naturwissenschaftliche Themen von den jungen Menschen bearbeitet werden. Jägers Hoffnung: Dass sich in den nächsten zwei oder drei Jahren, wie im Bereich der künstlerischen Fächer, auch bei den Naturwissenschaften Impulse zu festen Einrichtungen etablieren.
Das bedeutet, dass man in Zukunft auch öfters einen Bericht über solche Projekte am MPG lesen können wird. Vielleicht schon im nächsten Jahr über den Kurs des Schulleiters zur Kraftfahrzeugtechnik. Robert Jäger ist jedenfalls zuversichtlich, dass er zustande kommt. „Junge Männer sind in aller Regel sehr an dieser Technologie interessiert“, weiß er aus Erfahrung.