Ein Anzug von der Stange ist es beileibe nicht. Es ist eher wie der Maßanzug eines Edelschneiders aus feinem Zwirn. Dieser bildhafte Vergleich drängt sich auf, wenn vom „neuen“ Martin-Pollich-Gymnasium (MPG) nach der Generalsanierung des Schulgebäudes die Rede ist. Für diesen Anzug, der zweifellos Eindruck machen wird, greifen Vater Staat und der Landkreis Rhön-Grabfeld tief in die Tasche: 6,7 Millionen Euro zahlen sie dafür.
Eine immense Summe, wie Landrat Thomas Habermann bei einem Besuch in der Schule mit einem Zahlenvergleich anschaulich macht: Während die gesamte Innenstadt-Sanierung in Mellrichstadt mit etwas mehr als vier Millionen Euro veranschlagt ist, kommt die Generalsanierung des Martin-Pollich-Gymnasiums, eines einzigen Gebäudes also, mit 6,7 Millionen Euro um 50 Prozent teurer als der Stadtumbau West. Und der Eigenanteil des Landkreises, der Träger des Martin-Pollich-Gymnasiums ist, liegt mit drei Millionen Euro dreimal so hoch wie der Anteil der Stadt an ihrer eigenen Baustelle, rechnete der Kreischef vor, um die Dimension des Projekts vor Augen zu halten.
Landrat Thomas Habermann zur Modernisierung des Gymnasiums
Der Bauabschnitt 2 im Sanierungskonzept steht kurz vor der Fertigstellung: Nach den Allerheiligen-Ferien kann das Martin-Pollich-Gymnasium fünf neue Unterrichtsräume sowie das neue Lehrerzimmer und die Schul-Bibliothek in Betrieb nehmen. Das macht nicht nur den Schulleiter, Direktor Friedrich Steigerwald, froh, der den Baufortschritt im Nordflügel aufzeigte (siehe nebenstehender Bericht). „Ich bin überwältigt von dem, was ich sehe“ – dieser Meinung Habermanns schlossen sich Kreisbaumeister Herbert Bötsch, Claus Beck von der Schulleitung des Gymnasiums sowie Klemens Damm, der im Elternbeirat für die baulichen Angelegenheiten zuständig ist, an.
In das Modernisierungskonzept ist die energetische Sanierung des Gebäudes eingeschlossen, und im Zuge der Anbringung eines Wärmedämm-Verbundsystems wird auch eine ansprechende Farbgestaltung der Schulfassaden angestrebt. Ob nun der helle Farbton des Südflügels auf das ganze Gebäude übertragen wird, darüber scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein. Direktor Steigerwald kann sich durchaus Farbabstufungen vorstellen. Nicht zu vergessen, auch die Aula wird ein neues Erscheinungsbild erhalten. Abgerundet wurde das Sanierungsprojekt bereits mit der behindertengerechten Anbindung des Südflügels an das übrige Schulgebäude.
Die Schule ist laut Habermann gerüstet für die nächsten 20 Jahre. „Was wir brauchen sind Kinder, die in diese Schule gehen“, sagte er. Der Kreischef hat eine Tendenz festgestellt, dass Eltern ihren Sprösslingen diese Schullaufbahn weniger als noch vor Jahren zutrauen. „Nur Mut“, so sein Appell, „hier ist eine wunderbare Schule, an der alles stimmt“ – mit optimalen Verhältnissen, sprich den allerbesten Lehr- und Lernvoraussetzungen. „Bildung ist ganz wichtig“, redete er den Eltern ins Gewissen.
Was die Schullandschaft in zehn Jahren angeht, wollte sich der Kreischef nicht als Prophet erweisen. Doch ist er mit Bürgermeister Eberhard Streit einer Meinung, dass die baulichen Anstrengungen für Mittelschule wie auch Gymnasium eminent wichtig für den Schulstandort Mellrichstadt sind. „Das signalisiert Zukunftsfähigkeit.“ Und so fasste Habermann sein Bekenntnis zum Standort Mellrichstadt in dem Satz zusammen: „Es ist Ausdruck einer klaren Bestandsgarantie, die uns perspektivisch nach vorne blicken lässt.“
Das Werben um mehr Schüler am Martin-Pollich-Gymnasium liegt natürlich auch Friedrich Steigerwald am Herzen. Er will bei entsprechender Eignung Realschülern die Chance schmackhaft machen, ihre schulische Laufbahn in einer sogenannten Einführungsklasse am Gymnasium fortzuführen. „Ich bin der lebende Beweis, dass es klappt“, so der Schulleiter, hatte er doch selbst in jungen Jahren über die Realschule den Weg ans Gymnasium gefunden. Diese Möglichkeit, die das Schulsystem bietet, will er „ernsthaft vorantreiben“.
Themenwechsel: Das Verkehrsproblem oben am Schulberg ist mit der Generalsanierung natürlich nicht vom Tisch. Angesichts der zunehmenden Belastung gab der Landrat zu bedenken, dass nicht jedes Kind mit dem Eltern-Taxi zur Schule gebracht werden muss.
Als die Pläne zur Sanierung und Modernisierung des Martin-Pollich-Gymnasiums auf dem Tisch lagen, machte der Spruch die Runde: „Wenn die Schule umgebaut ist, werdet ihr sie nicht wieder erkennen.“ Der moderne Anzug steht dem Martin-Pollich-Gymnasium gut zu Gesicht.
Generalsanierung des Martin-Pollich-Gymnasiums
Nach über 40-jähriger Nutzung und entsprechender Abnutzung wird das Schulgebäude des Martin-Pollich-Gymnasiums mit Sporthalle in Mellrichstadt grundlegend saniert und modernisiert. Daneben soll auch den erforderlich gewordenen Anpassungen im Zuge des G 8 und den neu hinzugekommenen musischen Zweigs Rechnung getragen werden. Der Einbau einer Hackschnitzelheizung ist als vorgezogene Maßnahme bereits im Schuljahr 2006/2007 erfolgt. Träger der Maßnahme ist der Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Gesamtkosten sind mit 6,733 Millionen Euro veranschlagt. Die staatlichen Fördermittel belaufen sich auf drei Millionen Euro (45 Prozent Förderquote), so dass der Landkreis 3,7 Millionen Euro aus Eigenmitteln beisteuern muss. Der derzeitige Kostenstand (abgerechnet) beträgt 2,5 Millionen Euro.
Der Bauzeitenplan sieht vier Bauabschnitte vor: Im Bauabschnitt 1 ist der Umbau Südflügel als vorgezogene Maßnahme im Schuljahr 2008/2009 abgewickelt worden, im aktuellen Bauabschnitt 2 wird in diesem Schuljahr der Nordflügel (Klassenräume und Verwaltung) umgebaut. Im Bauabschnitt 3 (Schuljahr 2011/2012) kommen die naturwissenschaftlichen Räume im Westflügel an die Reihe, ebenso wird die Eingangshalle saniert. Mit der Turnhalle und den Außenanlagen geht im Bauabschnitt 4 die Fertigstellung der Generalsanierung im Schuljahr 2012/2013 einher.