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Bad Neustadt
10.000 Euro für einen Tag E-Sport in der Stadthalle Bad Neustadt: Legt die Stadt ihr Geld da gut an?
Event mit Alleinstellungsmerkmal oder Alibi-Veranstaltung? Bad Neustadts Stadträte diskutierten kontrovers über einen geplanten E-Sport-Tag am 10. November.
E-Sport-Turnier: So wird die Stadthalle Bad Neustadt bei dem Gaming-Event am 10. November aussehen.
Foto: Daniel Staiger/eSport Event GmbH | E-Sport-Turnier: So wird die Stadthalle Bad Neustadt bei dem Gaming-Event am 10. November aussehen.
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 11.08.2024 02:34 Uhr

Kontrovers, aber durchgehend sachlich, diskutierten Bad Neustadts Stadträte in der letzten Sitzung vor der Sommerpause über ein Event, das am Sonntag, 10. November, in Bad Neustadts Stadthalle ausgerichtet wird: ein E-Sport-Wettbewerb, also ein sportlicher Wettkampf mit Computerspielen.

Die Teilnehmerzahl ist auf 160 begrenzt. Ausgerichtet wird ein Turnier für das Spiel EA Sports FC (früher Fifa) aus Zweierteams auf der Playstation 5. Außerdem können Gamer das Spiel Mario Kart auf der Nintendo Switch spielen.

Der Wunsch nach E-Sport kam aus der Bad Neustädter Bevölkerung

Der Wunsch nach einem E-Sport-Event war aus der Bevölkerung gekommen und im Rahmen des Innovationsprogramms Kreative Zentren formuliert worden. "Wir gehen da mit der Zeit", zeigte sich Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner überzeugt. Ende Juli erst hatte das Internationale Olympische Komitee verkündet, dass E-Sport ab 2025 olympisch werden wird.

Bad Neustadt holt das Thema E-Sport in die Stadthalle: Auf dem Archivbild ist ein Fußballspiel beim 'Grand Final' der Virtual Bundesliga (VBL) auf einem Bildschirm zu sehen.
Foto: Christoph Soeder /dpa (Archivbild) | Bad Neustadt holt das Thema E-Sport in die Stadthalle: Auf dem Archivbild ist ein Fußballspiel beim "Grand Final" der Virtual Bundesliga (VBL) auf einem Bildschirm zu sehen.

Rund 10.000 Euro Investment bedeutet die Veranstaltung für die Stadt Bad Neustadt, so viel kostet die Beauftragung der Eventagentur, die das günstigste Angebot abgegeben hat. Enthalten in dem Angebot sind elf Spielstationen, die Lizenzkosten, das Programmieren des Anmeldeprozesses, das Erstellen von Werbeanzeigen sowie ein Moderator vor Ort. Die Hallenmiete trägt die Stadt Bad Neustadt, Foodtrucks übernehmen das Catering.

Teile des Stadtrats wünschten sich eine Teilnahmegebühr

"Der Invest ist gut angelegt", positionierte sich Werner zu Beginn der Diskussion. Ob die Hardware im Anschluss bei der Stadt verbleibe, wollte Stadträtin Rita Rösch (SPD) wissen. Die Ausrüstung gehöre dem Veranstalter, so die Antwort. "Ich fände es gut, wenn eine Teilnahmegebühr bezahlt werden muss", erklärte Rösch mit dem Verweis darauf, dass auch jeder Verein Mitgliedsbeiträge erhebe. Bürgermeister Werner plädierte dafür, zunächst zu schauen, wie ein derartiges Event angenommen wird. "Wenn es sich etabliert hat, gehe ich mit."

"Ich kann die Begeisterung nicht teilen", zeigte sich Stadtrat Johannes Benkert (Neuschter Liste) skeptisch. Seiner Meinung nach gehe das Projekt an der Aufgabenstellung der Kreativen Zentren vorbei: "10.000 Euro sind mir zu viel für ein Einmal-Event in der Größenordnung mit wenig Nachhaltigkeit."

Warum namhafte Spieler oder Influencer nicht vertreten sein werden

Ob man eventuell bei dem einen oder anderen namhaften Influencer angefragt habe, des Werbeeffekts wegen, wollte Robert Foidl (Freie Wähler) wissen. Da nähme ein Spieler zwischen 5000 und 10.000 Euro für eine Veranstaltung, wusste Sabrina Leber, zuständig für die Projektumsetzung der Kreativen Zentren bei der Stadt Bad Neustadt. Deshalb – nein.

Er sehe den "relativ hohen Betrag" auch, räumte Bastian Steinbach (CSU) ein. Dennoch würde er den Versuch starten und das Event "unter scharfer Beobachtung" stattfinden lassen. "Andere Dinge, die wir tun, kosten auch einen Haufen Geld." Und da hätte man ein "Alleinstellungsmerkmal".

Diskussionen über das mögliche Einzugsgebiet des E-Sport-Events

Sie fände E-Sport "prinzipiell toll", erklärte Bettina Wagner (Grüne). Trotzdem hätte sie sich gewünscht, dass man kleiner anfängt. Werner widersprach: Er erwarte ein "tolles Projekt", bei dem man weite Kreise aus dem ganzen Landkreis, eventuell auch aus Nachbarlandkreisen begeistern könne.

"Wir holen Leute von außen her, aber bezahlen tut's die Stadt", monierte Rita Rösch und sprach sich dafür aus, beim Landkreis und anderen potenziellen Geldgebern um Unterstützung anzufragen. Werner sagte zu, noch mögliche Sponsoren zu kontaktieren.

Worüber sich in Gerald Pittners Augen "weitaus mehr streiten" ließe

"Wir verwenden auch für andere Bereiche des kulturellen Lebens Mittel", so Alexander Barthelmes (CSU). Er persönlich könne zwar mit E-Sport nichts anfangen, dennoch sprach er sich dafür aus, diesem "neuen Aspekt" eine Chance zu geben. Genau richtig finde er die Vorgehensweise: Erst einmal testen, wie zukunftsfähig das Thema ist und erst in einem möglichen zweiten Schritt Anschaffungen tätigen.

"Wir sollten das mal probieren", sprach sich auch Gerald Pittner (Freier Wähler) für das Event aus. "Weitaus mehr streiten" könne man sich in Pittners Augen darüber, ob der Neubau eines Beachvolleyballfeldes am Schulberg sinnvoll sei. Die Stadt stellt dafür 100.000 Euro zur Verfügung.

Stadtrat Christian Geis (Neuschter Liste) wünschte sich, dass nur Kinder und Jugendliche aus Bad Neustadt kostenfrei teilnehmen können und alle anderen eine Gebühr zahlen. "Beim ersten Mal nicht", erteilte Werner dem Vorschlag eine Absage.

Welche Fortschritte Bürgermeister Werner für eine nachhaltige Jugendarbeit in Aussicht stellte

"Ich bin absolut dafür, das sollten wir unbedingt machen", positionierte sich Janis Heller (SPD). Er verwies darauf, dass an den Free Gaming Stationen auch spontan Nicht-Angemeldete teilnehmen könnten.

Eine "nachhaltige Jugendarbeit" im Sinne der Kreativen Zentren könne er nicht erkennen, betonte Benkert noch einmal. Da sei auch nicht der Tenor gewesen, bestätigte Bürgermeister Werner. Zum Thema Jugendarbeit habe es in der Zwischenzeit Gespräche mit dem Juze gegeben. Im Herbst solle eine Stellenanzeige geschaltet werden.

Werner bedankte sich für die konstruktive Diskussion des Stadtrats. Ein Beschluss sei bei der Investitionssumme nicht nötig. Das Event wird am Sonntag, 10. November, umgesetzt.

 
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  • Josef Schlusche
    Die Förderung von Spielsucht mit Steuermitteln, das Ganze wird noch unter der Überschrift "Sport" dekoriert. Die Überflutung mit unnatürlichen Reizen und digitalen Medien und Folgeerscheinungen bei Kindern und Jugendlichen sind ja scheinbar noch nicht groß genug?
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