
Aufgegebene Geschäftsräume sind nur ein Zeichen dafür, dass sich die Innenstädte verändern und Stück für Stück veröden. Leere Schaufenster zu dekorieren, reicht jedoch nicht, um die Entwicklung nachhaltig aufzuhalten. Mit dem Projekt "Kreative Zentren" will das Bayerische Wirtschaftsministerium Impulse geben, Innenstädte zu beleben. Bad Neustadt war neben Bayreuth und dem niederbayerischen Hauzenberg nicht nur eine der ausgewählten Modellkommunen, sondern auch Gastgeber für die Schlussveranstaltung mit Staatssekretärin Anna Stolz.

Auftakt war im Januar, als Gutachterbüros in den jeweiligen Städten eine Bestandsanalyse vornahmen und Stärken und Schwächen gemeinsam mit lokalen Akteuren herausarbeiteten. Das Hauptaugenmerk lag auf einer Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft, weshalb auch zahlreiche Kunstschaffende in die Arbeitskreise eingebunden waren. In der letzten Phase wurden von ihnen innovative Modellprojekte entwickelt, die es nun umzusetzen gilt.
Leerstände zeitweise mit einer Ausstellung füllen
Der Einstieg in Bad Neustadt erfolgte im Frühjahr mit einem Zentrumsspaziergang, zu dem die unterschiedlichen kreativen Kräfte aus der Stadt und Umgebung sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen waren, berichtet Katharina Ruhr vom Büro "Stadt und Handel" Dortmund. Aus den ersten Aktivitäten entwickelte sich das Bedürfnis nach einem dauerhaften gut vernetzten "Runden Tisch", der sich vor allem in einem "Kulturhaus" entfalten und in einem leerstehenden Gebäude oder Geschäft eingerichtet werden könnte.
Ein weiteres Vorhaben zielt auf die temporäre Nutzung von Leerständen, etwa mit einer Ausstellung, ab, fährt Bad Neustadts Geschäftsleiter Maximilian Pfister fort. Dazu sei bereits ein konkretes Vorhaben mit Ausstellungsbereichen in mehreren ungenutzten Immobilien in der Innenstadt für die Zeit vor Weihnachten ins Auge gefasst worden.
Eine digitale Kulturplattform ist ein wichtiges Ziel
In einem weiteren Schritt soll eine digitale Kulturplattform geschaffen werden. Katharina Ruhr weist dazu auf das Fehlen einer umfassenden Infoplattform für kulturelle Veranstaltungen hin. Bisher sind die einzelnen Akteure auf unterschiedlichen Seiten unterwegs. Für den Nutzer wäre eine übersichtliche Liste von Veranstaltungen eines Tages hilfreich.
Die Hauzenberger Bürgermeisterin Gudrun Donaubauer konnte mit einem Mitarbeiter des Planungsbüros sogar schon acht konkrete Projekte aufzeigen, die teilweise bereits in die Umsetzungsphase eingetreten sind. Durch originelle Beteiligung der Öffentlichkeit sei zum Beispiel durch eine Umnutzung einer Sanitär- zu einer Kreativwerkstatt eine gewaltige Resonanz erzeugt worden.
Der Bayreuther Wirtschaftsreferent Bernhard Büttner stellte hingegen einen Kreativcontainer vor, in dem Startups neuartige Konzepte in die Innenstadt von Bayreuth bringen. Außerdem präsentierte er eine mobile senkrechte Pflanzwand als belebendes Element in einer Fußgängerzone.
Konkrete Ansatzpunkte bei einem Rundgang durch die Innenstadt
Die Staatssekretärin hob die Aktivitäten als wichtige Ansätze zur Belebung der Innenstädte hervor. In diesen schwierigen Zeiten seien in den Kommunen kreative Initiativen für die Entwicklung eines zentralen Raums erforderlich. Das habe sie in ihrer Zeit als Bürgermeisterin von Arnstadt bereits zu praktizieren versucht. Kreative Köpfe müssten dazu mobilisiert werden.
Bei einem anschließenden Rundgang stellte Maximilian Pfister konkrete Ansatzpunkte in Bad Neustadt vor. Erster Ortstermin war das ehemalige Rex-Kino, das seit Jahren leersteht. Für den Markt- oder Kirchplatz gibt es Überlegungen für einen Naschgarten. Der Fronhof könnte zu einem Kulturhaus umfunktioniert werden. In diesem Fall gehe es aber um eine erhebliche Investition, die die Stadt absegnen müsste. Im Herbst werden nun weitere Treffen vereinbart, die auch Interessierte besuchen können.