
Im Landkreis Main-Spessart bleiben mehr als 300 Betten in stationären Pflegeheimen leer, weil die Pflegefachkräfte fehlen. Um diesen Mangel zu beheben, schauen sich unter anderem Personalvermittlungen im Ausland um, um beispielsweise aus Mexiko gut ausgebildete Pflegefachkräfte nach Deutschland zu locken. Kein leichtes Unterfangen, denn auch andere Länder werben aktiv und vor Ort, wie Matthias Weidt berichtet. Er und Sunita Lama haben in Rieneck eine Agentur für Personalvermittlung gegründet. Ihr Ziel: Pflegefachkräfte von den Philippinen in den Landkreis Main-Spessart bringen.
Hoher bürokratischer Aufwand bei Fachkraftvermittlung
Ende 2021 starteten die beiden mit "Lama & Weidt Consulting". Als Kunden haben sie bisher die Anna und Otto Herold Altenheimstiftung in Karlstadt, die Caritas in Lohr und die Caritas-Einrichtungen Würzburg gewonnen. Doch der bürokratische Aufwand ist hoch, bisher lief die Vermittlung langsam an. Beispielsweise müssen manche Dokumente im Original, übersetzt und beglaubigt abgegeben werden. Erst wenn alles zusammen ist, können nächste Schritte gegangen werden, sagt Weidt. "Das ist nicht in zwei Tagen oder zwei Wochen passiert, das geht über Wochen hinweg. Es ist sehr komplex." Allein bei der Zustellung der Originale aus den Philippinen "kann sehr viel schief gehen, obwohl man einen guten Express-Anbieter nimmt", erzählt er.
Lama und Weidt haben ihren Prozess mittlerweile digitalisiert, auch auf behördlicher Seite soll es in dieser Hinsicht vorangehen. Die beiden hoffen, dass die Arbeit der Behörden bald besser ineinander greift. Zu ihrer neuen Software erhoffen sie sich künftig mehr Schnittstellen, sagt Weidt. Außerdem haben sie ihren Partner vor Ort auf den Philippinen gewechselt, zu einer Agentur, die sich auf Pflegefachkräfte spezialisiert hat.
Lama: Gute Partner vor Ort nötig
"Man muss vor Ort gute Partner haben, die unsere Ansprüche erfüllen", sagt Lama, "wenn der Partner nicht mitspielt, können wir nicht liefern." Die hohen Ansprüche speisen sich auch daraus, dass Lama & Weidt mittlerweile das Gütesiegel für faire Anwerbung tragen (siehe Infokasten). Die beiden waren sogar selbst auf den Philippinen, um unter anderem beurteilen zu können, wie organisiert und professionell gearbeitet wird. "Man hat den direkten Vergleich gesehen", sagt Weidt, "bei einem liegt ein riesen Papierberg, beim anderen war es ziemlich geordnet. Nur per Video sieht man nicht, was wirklich abgeht." Außerdem wollten sie vor Ort das Leben und die Kultur auf den Philippinen kennenlernen.
Bisher ist jedoch erst eine Pflegefachkraft von den Philippinen im Landkreis Main-Spessart angekommen. Seit Januar arbeitet Cyril Evonny Cristoria im Caritas-Seniorenzentrum in Lohr. Sie und ihr neuer Arbeitgeber seien sehr zufrieden, sagt Lama. "Deswegen möchte sie auch ihre Familie nachholen, da sind wir jetzt dran. Ihr Mann ist auch Krankenpfleger und möchte hier gerne arbeiten." Eine weitere Fachkraft sollte eigentlich längst ebenfalls in Lohr arbeiten, kommt aber erst im Sommer. Unter anderem durch Probleme mit dem vorherigen Partner im Ausland habe das aber länger gedauert, erklärt Lama.

Außerdem würde sie noch auf die Anerkennung der Fachkenntnisse durch die Regierung von Unterfranken warten. Die Fachkräfte dürfen zudem nur einreisen, wenn sie anschließend direkt einen Sprachkurs oder ihre Anerkennungsmaßnahme ablegen: Trotz sehr gutem Ausbildungsstandard auf den Philippinen müssen sich die Einreisenden für die Anerkennung als Fachkraft in Deutschland nachqualifizieren. Auf den Start eines solchen Kurses müsse man also auch warten, berichtet Lama. Aktuell arbeiten Lama und Weidt daran, einen Pool an Fachkräften aufzubauen, die sich schon auf die Ausreise vorbereiten und dann bei erfolgreicher Vermittlung sehr viel schneller einreisen könnten. Dann dauert die Vermittlung nicht mehr bis zu einem Jahr, sondern eher ein paar Monate.
Weidt: Deutschland nicht das erste Traumland
Im Herbst wird ihre Arbeit Zug aufnehmen: "Im September und Oktober sollen elf Pflegefachkräfte und eine Auszubildende einreisen, die bei verschiedenen Arbeitgebern in der Region arbeiten werden", sagt Weidt. Eine Gruppe würde aktuell auf den Bescheid von der Anerkennungsbehörde warten, erklärt Lama. Für eine weitere Gruppe werde gerade der Anerkennungsantrag gestellt. Diese beiden Gruppen absolvieren schon Deutschkurse in ihrem Heimatland. Für eine dritte Gruppe müssten noch Dokumente zusammengestellt werden.
Doch die Pflegerinnen und Pfleger zu finden sei gar nicht so einfach, erzählt Weidt. Gerade Menschen mit einem Bachelorabschluss im Pflegebereich hätten gute Englischkenntnisse. Für sie sei es einfacher, in englischsprachige Länder auszureisen. "Wir müssen viel Überzeugungsleistung bringen, Deutschland ist nicht das erste Traumland", erzählt Weidt. "Die Fachkräfte sind aufgeklärt, die wissen, was sie in der Welt verdienen können. Wir machen also Werbung für Deutschland."
Und auch für den Landkreis Main-Spessart: "Wir wollen nicht ganz Deutschland helfen, sondern unserem und den umliegenden Landkreisen. Wir wollen jeder Familie, die es benötigt, einen Pflegeplatz hier in der Region ermöglichen", sagt Lama. "Gepflegt zu werden ist ein Grundbedürfnis. Es sollte keine Lotterie sein, bei der man aufs Glück hofft, um einen Pflegeplatz zu bekommen."
Sie und Weidt wünschen sich nun, in der Region besser wahrgenommen zu werden. Den Entwurf für das neue Kreisseniorenzentrum in Gemünden kritisieren sie: Dort sind 40 Prozent weniger Pflegeplätze eingeplant als bisher, mit dem Argument, dass das Fachpersonal fehle. "Es gibt Möglichkeiten", entgegnet Weidt, "man muss es nicht kleiner bauen."
Besser als beim Klimawandel.
Oder seit neuestem Personalvermittlung ohne Ausbeutung funktioniert.
Da können sich die anderen Personalvermittlungsagenturen eine gehörige Scheibe abschneiden, gerade die osteuropäischen.
Und nochmal, es gibt keinen Personalmangel! Die Pflegekräfte verlassen das sinkende Schiff, weil sie alleine als Fachkraft mit tausend Hilfskräften den Karren am laufen halten müssen.
So schauts aus.
Wir brauchen andere Personalschlüssel von den Kasssen+Kassenärztlicher Vereinigung+Ärztekammer und Pflegeheime die aus eigener Tasche zusätzliche Kräfte bezahlen möchten. Ja, so etwas gibt es tatsächlich und ohne Personalflucht.
Nur gibt es das halt nicht bei uns. Die Profitgier, ob Staat oder Privatanbieter ist größer als Personalentlastung oder ordentliche zeitintensive Pflege zu garantieren