Betreutes Wohnen, eine neue Küche und mögliche Erweiterungen: Der neue Geschäftsführer der Otto-und-Anna-Herold-Altersheim-Stiftung in Karlstadt, Dieter Reichert, hat Großes mit der Einrichtung vor. Der Würzburger kennt sich aus in der Altenpflege. 18 Jahre lang war er in der Stiftung Bürgerspital beschäftigt und zuletzt bei einem privaten Träger in Künzelsau im Nordosten Baden-Württembergs tätig. "Jetzt hat es mich wieder in die Heimat gezogen", sagt er.
Er hoffe, dass er in Karlstadt kreativ wirken könne. "Frau Sitter kann sich als Landrätin nicht um alles kümmern – auch wenn sie Vorstandsvorsitzende der Stiftung ist. Wir verstehen uns gut und haben bei vielen Dingen ähnliche Ansichten." Im Interview spricht Reichert über seine ambitionierten Ziele für die Altenhilfe im Raum Karlstadt.
Dieter Reichert: Der primäre Grund für die Anstellung eines Geschäftsführers war, dass wir beim Altenheim einen starken Investitionsrückstau haben. Einiges muss hier baulich und ökonomisch weiterentwickelt werden. Das geht dann doch über die Expertise einer Heimleitung hinaus. Hinzu kommt noch die angestrebte Eigenständigkeit und Abkoppelung vom Klinikum Main-Spessart in Lohr als Verwaltungseinheit.
Reichert: Genau. Ob das ökonomisch immer sinnvoll ist – fraglich. Jedoch sind bei uns die Kosten explodiert, besonders bei der Verwaltungskostenumlage. Dadurch haben wir aber nicht mehr Leistungen bezogen. Denn alle Mehrkosten aus Lohr werden auch auf uns umgewälzt.
Reichert: Das Profil und die Marke der Herold-Stiftung sollen gestärkt werden. Wir müssen in der Pflege ja auch schauen, dass wir als Anbieter von Dienstleistungen für Senioren attraktiv bleiben. Das funktioniert besser, wenn wir auf eigenen Beinen stehen. Wir bauen dafür die Verwaltung in Karlstadt neu auf, mit allem was dazu gehört: Personalwesen, IT, Finanzbuchhaltung. Ziel für die Abkopplung ist der 1. Januar 2023. Das ist sehr sportlich, ich versuche aber, mich an diesem Termin zu orientieren.
Reichert: In dem neuen Anbau sollen 27 Einzelpflegezimmer, eine Küche im Erdgeschoss und ein angrenzender barrierefreier Restaurantbereich mit Terrasse untergebracht werden. Dafür muss der bisher einstöckige Anbau abgerissen werden. Der ursprüngliche Grund dafür war, dass wir vor ein paar Jahren von der Heimaufsicht die Maßgabe erhalten haben, die Einzelzimmerquote von 75 Prozent bis August 2024 zu erfüllen. Das hatten wir damals noch nicht. Über die Küche wurde heiß diskutiert: Es ging darum, ob wir eine Verteilerküche wie bisher mit Belieferung von außen oder eine volle Produktionsküche bekommen. Das Kuratorium hat sich für die zweite Lösung entschieden. Denn die Küche soll nicht nur die Seniorinnen und Senioren der Einrichtung beliefern.
Reichert: Es sind niederschwellige Angebote geplant, etwa ein offener Mittagstisch für Karlstadter Senioren. Wir haben in der Vergangenheit auch den Kindergarten mitversorgt oder Essen auf Rädern angeboten. Das soll mit neuer Küche reaktiviert werden. Ehrlich gesagt, war ich bei diesem Vorschlag aus ökonomischer Sicht erst etwas verhalten. Immerhin können die Kosten der Küche mit der Belieferung von Sozialeinrichtungen nicht ausreichend gedeckt werden. Aber ich habe das dann strategisch betrachtet, denn die Stiftung möchte künftig auch Plätze für betreutes Wohnen anbieten. Und das Restaurant böte sich für Veranstaltungen und Feiern an.
Reichert: Das Kuratorium hat den Plänen in der Februar-Sitzung zugestimmt, das Architekturbüro ist bereits in der Feinplanung. Der Baubeginn hängt jetzt von den Genehmigungen ab. Der Abbruch des einstöckigen Anbaus war mal für den Herbst geplant, das wird aber wohl nicht ganz zu schaffen sein und auf Frühjahr hinauslaufen. Die Architektin geht von einer Bauzeit von eineinhalb Jahren aus.
Reichert: Ich favorisiere hier ein betreutes Wohnen. Zum einen, weil es davon in Karlstadt nicht so viele Angebote gibt. Mehr Plätze für betreutes Wohnen könnten unsere stationäre Pflege und damit das Personal entlasten. Wichtig wäre dann aber auch ein ambulanter Dienst. Außerdem ist das der Bereich, durch den die Stiftung finanziell gestützt werden kann. In der stationären Pflege werden die Preise ja von den Kassen und Sozialhilfeträgern festgelegt. Und zuletzt spricht betreutes Wohnen ein Klientel an, das später Kundschaft für unsere Pflege wird. Ziel ist, im Raum Karlstadt alle Formen der Altenhilfe abzudecken. Auch die Tagespflege soll ausgebaut werden. Und wir würden darüber hinaus auch gerne ein stationäres Hospiz errichten.
Reichert: Wir werden trotz Anbau nicht mehr Pflegeplätze haben als vorher – dafür habe ich einfach nicht das Personal. Derzeit werden in der Einrichtung 118 Menschen betreut, Platz wäre für 140. Es macht keinen Sinn, alle möglichen Werbekampagnen zu starten, zunächst muss ich die Mitarbeiter halten, die ich habe. Dafür habe ich zunächst die befristeten Arbeitsverträge auf unbefristete umgestellt. Wir geben auch personalisierte Firmenkarten aus, die mit einem Geldbetrag aufgeladen werden und mit der Mitarbeiter in vielen Geschäften bezahlen können. Das Ganze ist steuerfrei. Außerdem installieren wir auf den Stationen jetzt Getränkespender. Und auch kostenlose Mitarbeiterparkplätze sind geplant, hierfür ist eine benachbarte Fläche im Gespräch. Daneben wollen wir uns mehr an den Schulen präsentieren.