
Vor knapp zwei Jahren startete das Innenstadt-Förderprogramm "Dein Hädefeld". Ziel war es, Gründerinnen und Gründern den Einstieg zu erleichtern und Leerstände in der Innenstadt zu beseitigen. Noch bis Ende des Jahres bekommen sie Unterstützung bei ihren Mieten. Ab 2025 ist jeder auf sich alleine gestellt. Die Redaktion hat sieben Teilnehmende um ihr persönliches Resümee und einen Blick in die Zukunft gebeten.
1. Ricky Böhm-Hennes von "Rickys Sport-Treff": noch kein Selbstläufer

Im Oktober 2023 ist Ricky Böhm-Hennes mit seinem Geschäft "Rickys Sport-Treff" in die Mitteltorstraße 13 eingezogen. Für ihn war die Teilnahme an dem Förderprogramm entscheidend, überhaupt diesen Schritt zu wagen. "Die Förderung war gut und wichtig", sagt er. Aber dadurch werde ein Geschäft nicht zum Selbstläufer. Noch sei sein Sportgeschäft nicht profitabel. "Das ist auch nicht schlimm, solange ich das mit anderen Tätigkeiten kompensieren kann." Ziel sei aber natürlich, dass das Geschäft sich irgendwann selber trägt.
Die Frequenz in seinem Laden sei sehr unterschiedlich. Insgesamt kämen wenige Laufkunden, dafür Stammkunden gezielt. Auch durch seine Yoga-Kurse oder Vorträge, die er im hinteren Teil des Ladens abhält, würden immer wieder Kundinnen und Kunden auf das Geschäft aufmerksam.
2. Anja Hasenstein von der Spessartmanukfaktur: Deutliche Umsatzsteigerung im zweiten Jahr

Die Spessartmanufaktur am Marktplatz eröffnete im Mai 2023. Wie es nach Auslaufen der Förderung Ende des Jahres weitergeht, kann Gründerin Anja Hasenstein noch nicht sagen: "Wir wollen weitermachen und das gerne auch an diesem Standort."
Sie bietet handgemachte Produkte an, die aus kleinen Werkstätten und Ateliers aus der Region stammen. "Wir sind mit zehn Manufakturen gestartet, mittlerweile sind es 24", so Hasenstein. Besonders erfreulich für sie: Im zweiten Jahr sei der Umsatz deutlich gestiegen. So habe sie mittlerweile viele Stammkundinnen. Vor allem in den Sommermonaten kämen auch immer wieder Touristen, etwa weil sie wegen der Laurenzi-Messe in Marktheidenfeld sind.
3. Christoph Beck von "VeggieKitchen" in der Mitteltorstraße: Menschen schätzen das Angebot

Als Mitarbeiter kannte er das vegetarische Restaurant in der Mitteltorstraße schon lange. Nachdem der Vorbesitzer aufgehört hatte, übernahm es Christoph Beck im Januar und gab ihm den Namen "VeggieKitchen". Mittlerweile hätten sie viele Stammkunden, aber auch viele Fahrradfahrer und Wanderer, sagt der Inhaber.
Dank der Förderung trage sich das Lokal derzeit selbst und es können alle Mitarbeitenden bezahlt werden. Die Menschen schätzten das Angebot, auch wenn er sich mehr junge Kunden erhoffe. Ob sich das Geschäft rechnet, wenn die Förderung wegfällt, könne er schlecht abschätzen. Eventuell müsse er seine Preise erhöhen oder über eine Alternative nachdenken.
4. Aline Bidanel betreibt ein Kosmetik-Studio mit Parfümerie: "Ich hatte mir mehr erhofft."

Seit Mai 2023 betreibt Aline Bidanel an der Schmiedsecke ein Kosmetikstudio mit Parfümerie und einer Akademie für die Kosmetik-Ausbildung. Ihr Resümee fällt gemischt aus. "Ich lebe von meinen Stammkunden. Meine Kosmetikbehandlungen sind ausgebucht bis Ende des Jahres, aber es kommt keine Laufkundschaft und kauft Ware", erzählt sie. "Dazu ist die Lage zu versteckt." Daran habe auch ein Schild nichts geändert. Die Leute liefen einfach daran vorbei.
Es sei noch offen, ob sie weitermacht oder nicht. "Ich hatte mir mehr erhofft", sagt sie. Einerseits habe sie von der vergünstigten Miete profitiert, andererseits seien Fixkosten wie Strom, Versicherungen, Beiträge für die Handwerkskammer oder auch Personalkosten hoch. Ihre Aushilfe habe sie deshalb bereits entlassen müssen. "Die Kosmetik-Behandlungen kann ich auch zu Hause anbieten oder mich in einem Frisörladen einmieten. Dazu brauche ich keine eigene Ladenfläche und fahre günstiger."
5. Edita Balagic vom "Balkan-Grill Edita": Laurenzi hat viele Gäste beschert

Seit März kocht Edita Balagic im "Balkan-Grill Edita" am Adenauerplatz für ihre Gäste bosnische Gerichte. Gerade erst habe sie ein Gespräch mit ihrem Vermieter, der gemeinnützigen Baugenossenschaft Heimstättenwerk, gehabt, wie es im neuen Jahr weitergeht. "Ich möchte auf jeden Fall weitermachen", sagt sie. Vor allem der August während der Laurenzi-Messe und der September seien sehr gut gelaufen.
Neben Marktheidenfeldern hätte sie mittlerweile auch einige Gäste aus Wertheim, Würzburg und sogar Kitzingen, die extra zu ihr zum Essen kämen. Zukünftig möchte Balagic vor allem am Wochenende vermehrt landestypische Kuchen und Süßspeisen anbieten, um den Cafébetrieb ankurbeln. Worauf sie noch wartet ist das Versprechen der Stadt, ihr mit einem Sichtschutz hin zu dem öffentlichen Toilettenhäuschen am Busbahnhof entgegnen zu kommen.
6. Mauro Zamora vom EMS-Studio "Impulse": Förderung gut, um für die Zukunft anzusparen

Gegenüber dem Eingang zum Tegut in der Luitpoldstraße betreibt Mauro Zamora seit Ende September ein EMS-Studio (Elektrische Muskelstimulation) "Impulse". EMS ist eine Trainingsmethode, bei der mittels Reizstrom gezielt eine künstliche Stimulation von Muskeln stattfindet.
Die Möglichkeit, bis zum Ende des Jahres in das Förderprogramm einzusteigen, habe er gerne wahrgenommen. "So kann ich noch etwas sparen, bevor ich ab 2025 die volle Miete alleine trage", sagt er. Das Studio sei gut angelaufen.
7. Rafaela Moscaljuc eröffnet das Café "Raffaello" in der Luitpoldstraße: Anschubhilfe gut brauchbar

Noch in den Startlöchern steht Rafaela Moscaljuc mit ihrem Café "Raffaello", das sie in den Räumen der Luitpoldstraße 27 eröffnet. Die Inneneinrichtung konnte sie übernehmen. Denn auch vorher wurden die Räume gastronomisch genutzt, zuletzt als "Bistro Mania Caffee und Cocktailbar", davor als M&N Café.
Auch die neue Pächterin profitiert bis Ende des Jahres vom Fördertopf "Dein Hädefeld". Anbieten möchte Moscaljuc hausgemachte Kuchen und Torten, natürlich auch – wie der Name verspricht – Raffaello-Torte. Bereits seit acht Jahren arbeitet Rafaela Moscaljuc in Marktheidenfeld in der Gastronomie, unter anderem im Café de Mar und im Caféstübchen.